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Interviews

“Titanic”-Chef Tim Wolff über den 1. FC Köln: “Der Abstieg als Tragödie hat mich begeistert”

Fußball und Satire – passt das zusammen? Und wie wird ein Satiriker Fan des 1. FC Köln? Darüber haben wir mit Tim Wolff gesprochen.

Foto: Thomas Hintner

Sie haben in einem Interview einmal gesagt, dass Satire das Leben leichter mache. Gilt das auch für Sie im Umgang mit Niederlagen des 1. FC Köln, die ja jetzt nicht so selten auftreten?

Wolff: Als Satiriker verboten sich Witze über den 1. FC Köln in der letzten Saison. Man will ja nicht nach unten treten. Mich selbst hat dieser Abstieg eher als Tragödie im eigentlichen Sinne begeistert. Alle Beteiligten wollten nur das Beste, gaben sich nie auf, durften immer wieder Hoffnung schöpfen, um dann noch tiefer zu fallen. Das Schicksal war unausweichlich, die Fußballgötter hatten ein Urteil gefällt, gegen das kein menschliches Wesen ankommen konnte. Ein solches Schauspiel ist tausendmal schöner als der 85. Meistertitel von Bayern München. Ich möchte mit keinem Fan tauschen.

Der tiefe Fall des 1. FC Köln als bestechende Erzählung

Woher rührt Ihre Begeisterung für diesen sogenannten Verein, was waren eventuell prägende Momente in Ihrer Kindheit?

Wolff: Ich hatte eine harte Kindheit, ich bin in der Pfalz großgeworden. Und wer da nicht Bayern-Fan war, hing dem FCK an. Und das kam für mich nicht in Frage, da ich schon in der Grundschule skeptisch gegenüber Inzest eingestellt war. Also schaute ich in mein Paninialbum, und da gefielen mir die Namen Gielchen, Geilenkirchen und so weiter. So einfach kann Liebe sein.

“Ich mochte immer den kölschen Hochmut, in dem der Fall schon sichtbar war.”

Eigentlich hätte man in Köln ja wissen müssen, dass nach dem Highlight in Europa im Folgejahr direkt die Ochsentour in der zweiten Liga ansteht. Bestätigt der Abstieg das gängige Klischee, dass es in Köln nur die beiden Aggregatzustände “himmelhochjauchzend” oder “zu Tode betrübt” gibt?

Wolff: Ich weiß nicht, ob das Klischee stimmt. Ich mochte immer den kölschen Hochmut, in dem der Fall schon sichtbar war. Wie in der Selbstbezeichnung “Real Madrid des Westens” – als ich das letzte Mal auf eine Europakarte geschaut habe, lag Madrid deutlich westlich von Köln. Dass letztes Jahr sich die lange Zeit der redlichen Seriosität geballt gerächt hat, finde ich, wie bereits gesagt, als Erzählung so bestechend, dass mir die vermeintliche Klischeehaftigkeit nicht stört.

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Sie haben selbst in Köln gelebt und studiert. Für wie hässlich halten Sie die Stadt und ihre Menschen wirklich?

Wolff: Ich mag die Stadt und ihre Bewohner, tut mir leid. Klar nervt der Lokalpatriotismus, wie jede Verklärung von Boden und Gebäudeansammlungen. Aber die Kombination aus langer Historie und hässlichen Narben führt meist zu interessanten Städten. Und Menschen mit irgendwie pragmatischer Herzlichkeit.

Herr Wolff, wann wird der 1. FC Köln wieder Deutscher Meister? Und welche Rolle spielt Lukas Podolski dabei?

Wolff: Ich bin 1978, im letzten Meisterjahr, geboren. Wahrscheinlich also in meinem Sterbejahr. Lukas Podolski wird sich vermutlich sehr freuen und was Sympathisches twittern. Also nicht über meinen Tod, sondern über die Meisterschaft.

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