Ab der Rückrunde wird Simon Terodde für den 1. FC Köln stürmen. Im Gepäck: Ein ausgeprägter Torriecher und eine Karriere, die nicht immer gerade verlief.
Zurück in die Zukunft – wäre diese Zeile nicht schon längst abgegriffen wie die Halteschlaufen in den Bahnen und Bussen der KVB, die Rückkehr von Simon Terodde zum 1. FC Köln hätte sie verdient. Von 2009 bis 2011 stürmte er für die „Geißböcke“ zumeist in der Regionalliga-Reserve, doch feierte unter anderem auch sein Bundesliga-Debüt im effzeh-Trikot. Für Terodde ist es deshalb ein Wechsel zu einen besonderen Ort, wie er betont: „Ich hatte zwei sehr schöne Jahre in Köln und freue mich sehr, zurückzukehren. Beim FC habe ich meine ersten Schritte im Profi-Fußball gemacht und kenne das besondere Gefühl, im Müngersdorfer Stadion zu spielen.“
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Es ist eine Rückkehr an den Ort, an dem für den gebürtigen Bocholter seine Laufbahn als Torjäger so richtig begann. In der Jugend des MSV Duisburg groß geworden waren die ersten Schritte im Profifußball nicht allzu glücklich verlaufen für den jungen Simon Terodde. „Das Auf und Ab zog sich ja von Anfang an durch meine Laufbahn“, sagte er im Sommer in einem „11Freunde“-Interview. Als Torschützenkönig der A-Jugend-Bundesliga unterschrieb er einen Profivertrag beim MSV – und zog sich einen Meniskusriss zu, der ihn fast ein Jahr außer Gefecht setzte. Eine Leihe zum Drittligisten Union Berlin zerschlug sich krankheitsbedingt, bei seinem Leihverein Fortuna Düsseldorf musste er nach einer schweren Rippenverletzung zuschauen, wie die Rheinländer den Aufstieg in die 2. Bundesliga ohne ihn schafften. Keine Zukunft in der NRW-Landeshauptstadt, keine Zukunft in Duisburg.
Ein völliger Neustart dank Köln und Frank Schaefer
Terodde zweifelte. An sich und an seinem Lebenstraum Fußball-Profi. Sein Glück: Frank Schaefer hatte ihn schon länger auf dem Zettel und holt ihn 2009 zur Regionalliga-Reserve des 1. FC Köln. Ein völliger Neustart für Terodde. „Mir war es wichtig, einen Trainer zu haben, der vollkommen hinter mir steht und mich fördert. Er meinte damals, dass die Tore von allein kommen würden, wenn ich wieder richtig fit sei. Köln war die richtige Entscheidung“, erzählt der Angreifer in einem „Spox“-Interview. Im Gespräch mit „11Freunde“ geht Terodde sogar noch weiter: „Ihm habe ich meine Karriere zu verdanken. Denn er hat mir gezeigt, dass es nicht allein reicht, als Stürmer vorne die Dinger zu machen, sondern auch für die Mannschaft zu arbeiten“, so der 1,92-Meter-Hüne. Doch anfangs kommt er auch beim effzeh nicht zum Zuge. Bankplatz – aus pädagogischen Gründen. Schaefer trifft einen Nerv des sensiblen Stürmers, der kurzzeitig an ein Karriereende denkt, dann aber doch durchstartet.
20 Treffer erzielt er für die Reserve des 1. FC Köln und ballert sich damit zu einem Profivertrag. Hinter Lukas Podolski und Milivoje Novakovic sind die Einsatzchancen bei den „Geißböcken“ allerdings äußerst gering für den jungen, talentierten Angreifer. Erst als sein Förderer Schaefer die Mannschaft übernimmt, kommt Terodde zu seinem Bundesliga-Debüt: Bei der 1:3-Niederlage in Nürnberg wird er in der 81. Minute für Stephan Salger eingewechselt, schon zuvor hatte er etwas Profiluft beim Pokalsieg über 1860 München schnuppern dürfen. Für einen Startelfeinsatz in der Bundesliga reicht es nicht, doch im DFB-Pokal bekommt Terodde abermals eine Bewährungschance: Gegen seinen Ex-Klub aus Duisburg knipst der Stürmer, kann das überraschende Ausscheiden gegen den Zweitligisten allerdings auch nicht verhindern. Am Ende der Saison stehen insgesamt fünf Kurzeinsätze in der Bundesliga zu Buche – mehr nicht.
Berlin & Bochum – der Durchbruch in Liga zwei
Für Terodde wird es Zeit, Spielpraxis auf hohem Niveau zu sammeln: Eine Leihe in die 2. Liga zu Union Berlin kommt da zu Beginn der Saison 2011/12 gerade recht. Bei den „Eisernen“ avanciert der Blondschopf nach einigen Anlaufschwierigkeiten zum geschätzten Torjäger, nach acht Saisontreffern bleibt er an der „Alten Försterei“. Und wird immer wichtiger für Union: Terodde knipst im zweiten Jahr zehn Mal und legt fünf weitere Tore auf – das weckt Begehrlichkeiten und eine höhere Erwartungshaltung. Das Auf und Ab in seiner Karriere hält weiter an: Formprobleme, Bankplatz, Abschied aus Berlin. „Unterm Strich hatte ich drei gute Jahre bei Union, für den Sprung ins Profigeschäft war das genau der richtige Verein. Trainer Uwe Neuhaus hat mich sehr gefördert, doch im letzten halben Jahr lief es für mich gar nicht mehr“, betont Terodde. Sein neuer Verein ist auch eine Rückkehr in alte Gefilde: Der Stürmer geht ab 2014 für den VfL Bochum auf Torejagd.
Unter Peter Neururer gelingt ihm der Blitzstart: Acht Tore erzielt Terodde in den ersten sechs Spielen, der VfL scheint ein ernsthafter Aufstiegskandidat zu sein. Doch danach läuft es nicht mehr so gut in Bochum – beim Team, aber auch beim Angreifer selbst: „Der Start war wirklich sensationell, ich habe von der Mannschaft profitiert und sie von mir. Im Anschluss an die Erfolgsserie sind wir aber in ein Loch gefallen und kamen dort kaum mehr heraus“, erklärt Terodde. Zum Schluss fehlt dem 14-fachen Torschützen ein Treffer zur Torjägerkanone im Fußball-Unterhaus. Die schnappt sich Terodde dann ein Jahr später: Mit 25 Buden ist er der herausragende Stürmer der 2. Bundesliga – und zieht das Interesse vieler Vereine auf sich. Englische Vereine locken den robusten und kopfballstarken Frontmann, doch der entscheidet sich für einen Wechsel zum Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart. Im Gespräch hatte ihn der neue Coach Jos Luhukay derart begeistert, dass Terodde seinen Aufstiegstraum zusammen mit den Schwaben leben wollte.
“Ich traue mir die Bundesliga zu – das war immer mein großes Ziel”
Nach vier Spieltagen ist Luhukay weg – und der knapp drei Millionen Euro teure Stoßstürmer leidet unter Ladehemmung. Nicht die einfachste Situation, der damals 28-Jährige hat an der hohen Erwartungshaltung rund um den VfB zu knabbern. Doch Terodde beißt sich durch, avanciert abermals zum torgefährlichsten Stürmer der 2. Bundesliga und dank seiner 25 Treffer auch zum absoluten Aufstiegshelden in Stuttgart. Sein Traum von der Bundesliga: Erfüllt. Der Zweitliga-Knipser will nun beweisen, dass er es auch in der Beletage des deutschen Fußballs bringen kann. „Ich traue mir die Bundesliga zu, das war immer mein großes Ziel“, sagt er vor der Saison, betont aber auch: „Ich muss keinem mehr etwas beweisen. Ich bin unabhängig von den äußeren Erwartungen immer sehr ehrgeizig und möchte – egal in welcher Liga – meine beste Leistung abliefern. Entscheidend ist für mich der Erfolg des Teams und ich versuche, meinen Teil dazu beizutragen. Auch in der 1. Liga.“
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Doch beim VfB sieht Terodde, der seinen Vertrag bei den Schwaben im Sommer nach anhaltenden Wechselgerüchten nochmals verlängert hatte, in der Bundesliga trotz seiner Verdienste wenig Land: Hannes Wolf setzt mehr auf schnelle, wendige Angreifer, die dem Konterspiel der Stuttgarter mehr Dynamik verleihen. Für einen wuchtigen Stoßstürmre, der im Strafraum seine größten Qualitäten besitzt, scheint wenig Platz zu sein beim Aufsteiger. Die nächste schwierige Situation für Terodde, der in der Hinrunde lediglich zwei Treffer erzielt und immer häufiger auf der Bank sitzt. Der Ausweg: Ein Wechsel im Winter zum 1. FC Köln, seinem Start in das Profi-Leben. „Gerade zum Schluss bin ich nicht mehr auf meine Startelf-Einsätze gekommen, da macht man sich natürlich zwangsläufig Gedanken. Ich hätte nicht für jeden Verein den VfB verlassen, beim 1. FC Köln war es aber eine besondere Situation“, sagt der effzeh-Neuzugang über die Beweggründe seiner Entscheidung.
Terodde und der 1. FC Köln: Nach Ab kommt Auf?
Es ist für Terodde eine Rückkehr zu einem besonderen Ort. Es ist für ihn allerdings auch eine Chance, seine Sehnsucht nach der Bundesliga zu stillen. Mindestens sechs Monate hat der abschlussstarke Stürmer Zeit, seine Tauglichkeit für die höchste deutsche Spielklasse eindrücklich unter Beweis zu stellen. In Zeiten, in denen selbst Holzfüße wie Tobias Levels knapp 130 Bundesliga-Spiele auf dem Konto haben, ist es schwer zu erklären, weshalb ein ausgewiesener Knipser, der Simon Terodde nun einmal ist, weniger als 1.000 Minuten in der Liga absolviert hat. „Ich brauche nicht viele Chancen, um Tore zu machen“, betont er seine Qualitäten vor dem gegnerischen Kasten. Qualitäten, die der 1. FC Köln aktuell sehr gut gebrauchen kann. Das Auf und Ab, das beim effzeh besonders ausgeprägt zu sein scheint, ist dem Stürmer aus seiner eigenen Karriere bekannt. Zusammen aus dem Ab ein Auf zu machen – das ist nun die Zielsetzung dieser Liaison.
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