Zum letzten Auswärtsspiel des Jahres reist der effzeh nach Bremen – am Samstag treffen dort zwei Mannschaften mit einer gegensätzlichen Leistungskurve aufeinander.
Da es ja in den letzten Wochen bei uns an der Tagesordnung war, in regelmäßigen Abständen Updates zum Stand der Verletztensituation beim 1. FC Köln geben zu müssen, stellt sich natürlich schon die Frage, womit die Mannschaft von Peter Stöger dies verdient habe. Und ob es eine höhere Gewalt vielleicht gar nicht will, dass sich der effzeh für Europa qualifiziert. Doch, und das mag man kaum glauben, auch an anderen Bundesligastandorten tritt ab und an mal Verletzungspech auf.
Dann fehlen eben mal zentrale Spieler in einer Mannschaft, die nicht nur aufgrund ihrer sportlichen, aber auch zwischenmenschlichen Qualitäten fehlen und somit eine Mannschaft automatisch weniger leistungsfähig ist. Kommt dann noch hinzu, dass ein Trainer aus dem noch vorhandenen Spielermaterial eben nicht allzu viel herauskitzeln kann, ist eine Ergebniskrise vorprogrammiert.
Werder Bremen: Formanstieg durch Rückkehrer
So in der Art kann man zumindest versuchen, die sportliche Talfahrt des SV Werder Bremen zu Beginn der Saison zu erklären. Die Grün-Weißen verloren die ersten vier Spiele, weshalb sie sich schon früh wieder in einer Tabellenregion einfanden, in der es nur ums Überleben geht. Mit dem Trainerwechsel Nouri für Skripnik konnte sich Werder allerdings ab Ende September wieder stabilisieren. In zehn Spielen konnte der frühere Trainer der Bremer U23 14 Punkte holen.
Nur mal so zum Vergleich: im selben Zeitraum holte der gut gestartete 1. FC Köln 15 Punkte. Von daher liegen immer noch neun Punkte zwischen beiden Mannschaften, die Formkurve der letzten Wochen verläuft aber ähnlich. Der effzeh punktete bisher weitestgehend konstant, während Bremen erst durch einen richtigen Sprint in den letzten drei Spielen etwas Luft im Abstiegskampf holen konnte.
Der Aufschwung in Bremen hängt natürlich unweigerlich mit dem Wirken von Alexander Nouri zusammen, der der Mannschaft nach der Trennung von Viktor Skripnik wieder einen erkennbaren Plan mit auf den Weg gibt. Doch auch der beste Trainer kann nur mit dem vorhandenen Spielermaterial zusammenarbeiten. Deswegen profitiert Nouri davon, dass mit Claudio Pizarro, Max Kruse und vor allem Philipp Bargfrede drei Spieler mittlerweile wieder zur Verfügung stehen, die zu Beginn der Saison noch fehlten. Seit dem zehnten Spieltag kann Nouri also wieder auf seine wichtigsten Spieler zurückgreifen, was dem effzeh ja momentan durch die Verletzungssituation verwehrt ist.
Saisonverlauf der beiden Teams gegensätzlich
So ist es auch nicht überraschend, dass die Medien in Bremen von “Luxusproblemen” bei der Kaderbesetzung der Bremer sprechen, während die Kölner Kollegen fast schon rührend Fragen nach dem Gesundheitszustand der effzeh-Spieler stellen. Jede individuelle Trainingseinheit im Fitnessraum gilt daher gleichzeitig als Grund für vorzeitige Schnappatmung unter Fans und Journalisten. Aber auch gegen Bremen wird der effzeh in der Lage sein, eine Mannschaft zu stellen. Doch dazu später mehr.
Gnabry kein Alleinunterhalter mehr
Das Bremer Offensivduo Kruse/Pizarro besticht jedenfalls durch Ballsicherheit und Spielstärke, was den Grün-Weißen zu Anfang der Saison komplett fehlte. Durch die beiden erfahrenen Spieler kommen die beiden äußeren Mittelfeldspieler Serge Gnabry und Fin Bartels ebenfalls besser zur Geltung. Trug Gnaby zu Beginn der Saison das Offensivspiel quasi alleine (bisher fünf Saisontore), wird er dahingehend mittlerweile von den beiden Rückkehrern entlastet. Somit kann sich der Olympia-Fahrer auf seine Kernkompetenz konzentrieren: das Bremer Konterspiel durch entschlossene Dribblings unterstützen.
Die wichtigste Komponente des jüngsten Bremer Formanstiegs ist allerdings Philipp Bargfrede. Der 27-jährige defensive Mittelfeldspieler feierte am 10. Spieltag in Frankfurt sein Comeback, im Derby gegen den HSV reichte es eine Woche später immerhin schon zu einem 45-minütigen Einsatz. In den beiden darauffolgenden Spielen wurde Bargfrede über 90 Minuten eingesetzt und siehe da – der SVW gewann beide Spiele. Bargfrede ist im System der Bremer dabei in etwa so wichtig wie Matthias Lehmann für den effzeh – beide fallen nicht durch spektakuläre Aktionen auf, leisten aber wichtige Arbeit für das Team.
Bargfrede als Bremens Stabilisator
Bremens Nummer 44 ist dabei der Balancegeber im Bremer Spiel, da er im aggressiven, sehr kämpferischen Pressing die entstehenden Räume schließt und die Innenverteidiger beschützt.
Bremens Nummer 44 ist dabei der Balancegeber im Bremer Spiel, da er im aggressiven, sehr kämpferischen Pressing die entstehenden Räume schließt und die Innenverteidiger beschützt. So kann er seine Lauf- und Zweikampfstärke am besten einbringen. Ansonsten verordnet Trainer Nouri seiner Mannschaft im 4-4-2-System eine relativ einfache Spielphilosophie. Durch viele lange Bälle soll Druck auf die gegnerische Viererkette gemacht werden, der anschließende Kampf um den zweiten Ball ist eines der Kernelemente des Bremer Spiels. Ansonsten versucht der SVW wie jede andere Bundesligamannschaft, den Gegner durch schnelles Umschalten vor Probleme zu stellen. Vorteil für die Bremer ist dabei, dass jeweils mit Gnabry ein sehr dribbelstarker und mit Bartels ein sehr linearer Konterspieler zur Verfügung steht, die sich beide ideal ergänzen.
Wer ersetzt Özcan?
Es ist natürlich müßig, darüber zu diskutieren, ob der effzeh jetzt zum richtigen Zeitpunkt auf Werder trifft oder nicht. Sieben Punkte aus drei Spielen kommen zwar nicht von ungefähr, allerdings wird die Stöger-Elf auch gegen Bremen zu ihren Chancen kommen. Wesentlicher Ansatzpunkt dürfte folglich dabei sein, durch Ballgewinne im Mittelfeld schnell und flach nach vorne zu spielen, um die neben Bargfrede auftretenden Räume zu bearbeiten. Diese defensive Verwundbarkeit konnte auch Nouri noch nicht in den Griff bekommen, sie ist ja seit jeher Bestandteil des Bremer Spiels. Mit 32 Gegentore stellen die Grün-Weißen ligaweit die schlechteste Abwehr.
Personell sind beim effzeh aufgrund des Lazaretts natürlich einige Fragen offen, die sich durch die Sperre von Salih Özcan noch verstärken: Wie wird Stöger die Aufgabe in Bremen angehen? Fest steht, dass Thomas Kessler trotz seiner Trainingspause unter der Woche spielen wird.
Mit Zoller und Rausch? Oder gar beiden?
Es ist denkbar, dass die Viererkette bestehend aus Olkowski, Sörensen, Mavraj und Heintz in dieser Form bestehen bleiben wird. Situativ dürfte sie dann wieder durch Jonas Hector ergänzt werden, der allerdings in einigen Spielphasen wahrscheinlich auch wieder im defensiven Mittelfeld auftauchen würde. Dort würde er den Nebenmann von Marco Höger geben, der ausreichend belastbar sein dürfte. Osako dürfte im Zentrum ebenfalls gesetzt sein und wohl eine tiefere Rolle als noch gegen Dortmund einnehmen.
In der Offensive werden Anthony Modeste sicher und Artjoms Rudnevs ziemlich sicher zum Einsatz kommen. Wer jetzt richtig mitgezählt hat, kommt natürlich nur auf zehn Kölner – die elfte Losnummer dürften Konstantin Rausch (defensivere Lösung) und Simon Zoller (offensivere Lösung) unter sich ausmachen.
[accordions] [accordion title=”Bilanz” load=”hide”]Es ist das 99. Aufeinandertreffen zwischen dem 1. FC Köln und dem SV Werder Bremen. Die Bilanz ist ausgeglichen: Beide Teams konnten bisher je 36mal gewinnen, 26mal endete das Spiel unentschieden.Auswärts sieht es dagegen nicht ganz so gut aus: Von 50 Auswärtsspielen in Bremen gewann der 1. FC Köln nur neun. 29 Niederlagen und zwölf Unentschieden stehen zu Buche.[/accordion] [/accordions] [accordions] [accordion title=”Schiedsrichter” load=”hide”]Der Unparteiische der Partie ist Wolfgang Stark. Der Mann aus Ergolding pfiff den effzeh bisher 39mal, davon gewannen die Geißböcke 14 Partien. Sieben Spiele endeten Unentschieden, 18mal ging der 1. FC Köln als Verlierer vom Platz. Das letzte effzeh-Spiel unter Leitung von Wolfgang Stark war die 1:3-Niederlage im März gegen den FC Schalke. [/accordion] [/accordions]