Kein Star im klassischen Sinne, aber ein prominenter Transfer mit viel Vorfreude. Wir sprachen mit BVB-Experte Lars Pollmann über die Dortmunder Leihgabe Neven Subotic.
Und auf einmal stand am Mittwochabend das Telefon nicht mehr still: Neven Subotic soll zum glorreichen 1. FC Köln wechseln. Neven Subotic, der Dortmunder Abwehrschrank, der kongeniale Hummels-Nebenmann, der Champions-League-Finalist. Aber auch Neven Subotic, der von Thomas Tuchel abservierte, zuletzt oft verletzte und erst zweimal bei der Dortmunder Regionalliga-Reserve eingesetzte Innenverteidiger ohne Spielpraxis. Was erwartet den effzeh da? Wir sprachen mit BVB-Experte Lars Pollmann, Dortmund-Korrespondent für bleacherreport.com und Teil des Yellowwallpods, über die Borussia-Leihgabe.
Bei den effzeh-Fans war die Freude groß, als der Wechsel durchsickerte. Kann Neven Subotic die hohen Erwartungen in Köln überhaupt erfüllen?
Die Tatsache, dass ein Spieler vom Format eines Neven Subotic für sechs Monate auf Leihbasis wechselt, lässt durchaus tief blicken. Beide Seiten müssen sich darüber bewusst sein, dass er einige Zeit brauchen könnte, um wieder auf das Niveau früherer Tage zu kommen. Die Erwartungen der Fans und der Medien sollten entsprechend nicht zu hoch ausfallen – da macht man sich aber aus der Ferne keine großen Sorgen mehr, wenn man an den effzeh denkt. Wenn er körperlich aufholt, spricht nichts dagegen, dass er in Köln eine feste Größe wird.
Sportlich galt Subotic immer als physisch starke Ergänzung zum eher filigranen Mats Hummels. Welche Qualitäten bringt der Serbe denn wirklich zum effzeh?
Subotic und Hummels haben sich in der Tat ideal ergänzt, was nicht nur an ihren Spielstilen, sondern vor allem auch an ihren Charakteren lag. Hummels war der spielmachende Innenverteidiger, hat aber auch seine originären Aufgaben offensiv interpretiert. Dem gegenüber war der eher konservativ-defensiv orientierte Subotic immer ein wichtiger Ruhepol. Da er in den letzten 18 Monaten aufgrund von Verletzungen nur unregelmäßig für die BVB-Profis gespielt hat, ist es schwierig zu sagen, auf welchem Stand Subotic momentan ist. Grundsätzlich hat der effzeh einen zweikampf- und kopfballstarken Innenverteidiger verpflichtet, der ein gutes Stellungsspiel aufweist, im Aufbauspiel allerdings nie den entscheidenden nächsten Schritt gemacht hat. Dank seiner Erfahrung und seiner positiven Ausstrahlung sollte er in Köln selbst dann großen Wert haben, wenn er nur als Innenverteidiger Nr. 4 zum Einsatz kommen sollte.
Grundsätzlich hat der effzeh einen zweikampf- und kopfballstarken Innenverteidiger verpflichtet, der ein gutes Stellungsspiel aufweist, im Aufbauspiel allerdings nie den entscheidenden nächsten Schritt gemacht hat. Dank seiner Erfahrung und seiner positiven Ausstrahlung sollte er in Köln selbst dann großen Wert haben, wenn er nur als Innenverteidiger Nr. 4 zum Einsatz kommen sollte.
Seit Thomas Tuchel beim BVB übernommen hat, spielte er quasi kaum mehr eine Rolle. Lag das einzig an seinen Verletzungssorgen?
Sicherlich hätte Subotic ohne seine Verletzungen mehr Spiele unter Tuchel absolviert. Er passt jedoch nicht gut in die Spielphilosophie des BVB-Trainers, unter dem die Mannschaft Ballbesitz als Chance wahrnimmt und nicht mehr als lästiges Übel wie häufig unter Jürgen Klopp. Mit Sokratis Papastathopoulos steht ein besserer Verteidiger im Wortsinn im Kader, der zudem auch immer mehr zum Führungsspieler herangereift ist und heute außer jeder Diskussion steht. Zudem hat Tuchel Sven Bender erfolgreich zum Innenverteidiger umgeschult. Der ehemalige Nationalspieler interpretiert die Position trotz seiner Vergangenheit als Sechser ähnlich wie Subotic und wurde vermutlich auch deswegen in der vorigen Saison häufig neben Hummels aufgeboten. Tuchel bietet für gewöhnlich einen “Verteidiger” und einen “Spielmacher” in der Innenverteidigung auf, und die Alternativen für Subotics Verteidigerrolle schätzt man stärker ein als den Serben.
Bei den Dortmunder Anhängern gilt Subotic als enorm beliebt, man hört kein schlechtes Wort über ihn. Ist der Innenverteidiger zum Publikumsliebling prädestiniert?
Die einzigen Menschen, die Subotic nicht mögen, sind nachtragende Bayern-Fans. Dank seines unermüdlichen sozialen Engagements, für das er nicht nur Namen und Geld hergibt, sondern eine Menge Zeit und vor allem Herzblut investiert, ist er über schwarzgelbe Grenzen hinaus als ein Positivbeispiel für häufig doch eher verlachte Profifußballer akzeptiert. Darüber hinaus schätzen BVB-Fans, dass er normal geblieben ist. Dortmunder werden nie vergessen, wie er nach der Meisterschaft 2011 auf dem Dach seines Sportwagens mit freiem Oberkörper mit den Fans feierte (siehe unten), andere sich daran erinnern, dass er, bevor er die spielfreie Zeit für seine Stiftung verwendete, mit einem Campingwagen urlaubte. Subotic ist ein besonderer Mensch, der ideal zum BVB passte – der Effzeh wird ihm aber auch gut stehen. Auch wenn er als langjähriger Wahl-Meenzer die Fassenacht und nicht den Fastelovend kennt, wird er sich in Köln sehr wohl fühlen. Ob es zum Publikumsliebling reicht, wird sich aber wohl auf dem Platz entscheiden. Niemandem würde man es mehr wünschen als Neven Subotic.