Clever, effektiv, perfekt ein- und aufgestellt: Der effzeh zeigt gegen den BVB die vielleicht nicht spektakulärste, unter Coaching-Aspekten betrachtet aber beste Saisonleistung und verpasst den nächsten Heimsieg gegen Dortmund am Ende um Haaresbreite.
Gegen den BVB suchte eine stark veränderte Stöger-Truppe ihr Heil weder im Sturmlauf noch im Mauern, sondern hielt sich in jeder Situation an den Matchplan – mit Erfolg! Taktisch, disziplinarisch und mannschaftsportlich zeigte das Team des Österreichers eine der reifsten Leistungen überhaupt und trotzte der Verletzungsmisere in beeindruckender Manier. Ein ganz persönlicher Erfolg von Baumeister Peter Stöger und es bleibt festzustellen: Der Kader des effzeh kann solch schwerwiegende Ausfälle offenbar kompensieren, ein Qualitätsprädikat für die Arbeit aller Verantwortlichen. So wurde das Heimspiel gegen den BVB auch heute wieder zu einem Fest für die effzeh-Fans und das eine Woche nach der schlechtesten Saisonleistung beim 0:4 in Hoffenheim und der Schock-Nachricht von Marcel Risses Kreuzbandriss.
Dortmund druckvoll, Rudnevs sticht
Offene Schlagabtausche gab es zwischen dem effzeh und der Dortmunder Borussia in den letzten Jahren immer in Müngersdorf, so auch dieses Mal. Nur Sekunden nachdem Marco Reus eine gute Chance für den BVB hatte liegen lassen, tankte sich der in die Startelf gerückte Rudnevs stark durch und lieferte Sali Özcan die perfekte Vorlage, die der 18-Jährige aus elf Metern allerdings über den Kasten drosch – keine fünf Minuten waren da vor natürlich ausverkauftem Hause gespielt. Und mit Zug zum Tor ging es auf beiden Seiten weiter. In der 9. Minute zappelte der Ball dann zum ersten Mal im Netz. Doch Dortmunds Torjäger vom Dienst, Pierre-Emerick Aubameyang, traf aus einer deutlichen Abseitsposition – Aufatmen beim effzeh.
Hoffnungen auf einen erneut zerfahrenen, unkonzentrierten Auftritt der Dortmunder, wie in dieser Saison nach Auftritten in der Königsklasse schon öfter gezeigt, lösten sich aus effzeh-Sicht zwar schnell in Luft auf, doch die auf einigen Positionen zum Hoffenheim-Spiel veränderte Mannschaft hielt erfolgreich dagegen. Der von Stöger in die Startelf beförderte Artjoms Rudnevs konnte mit körperlicher Robustheit vorne immer wieder Lücken reißen, während Marco Höger im Mittelfeld und Dominique Heintz dahinter mit eben dieser Robustheit Dortmunds Flügelwirbelwind Dembelé zu Beginn komplett aus dem Spiel nehmen konnten.
Zwar nicht aus dem Spiel, dafür nach einem ruhenden Ball dann die effzeh-Führung. Ein von Hector getretener Freistoß segelte lang in den Dortmunder Strafraum, wo Rudnevs der gesamten BVB-Abwehr entlaufen war und präsise zum 1:0 einnickte. Kompliment Herr Stöger, der Schlüssel zur Führung hieß heute Rudnevs. In der Folge agierte der BVB zwar weiter konzentriert und überlegt, doch eine aufmerksame und zweikampfstarke Mannschaft des effzeh ließ bis zum Halbzeit-Pfiff nichts mehr anbrennen. Die letzte Präszision fehlte beim BVB, was sicher auch an der sehr reifen Kölner Defensiv-Leistung lag. Hellwach, mit Geschick und auch Fortune – der effzeh zeigte eindrucksvoll, wie man auch in einer Phase mit vielen Verletzten umbauen und erfolgreich spielen kann.
Modeste hat das 2:0 auf dem Fuß
Und so zeigte sich das Bild auch im zweiten Durchgang. Aktive, anrennende Dortmunder trafen auf kämpferisch beeindruckende, sicher stehende Kölner. Trotz der Dortmunder Spielstärke war es der effzeh, der die erste richtig gute Tormöglichkeit herausspielen konnte. In der 49. Spielminute wurde Toptorjäger Modeste steil geschickt, umkurvte BVB-Keeper Weidenfeller auf halb rechts und schob die Kugel aus spitzem Winkel knapp am Kasten vorbei.
Womit die größte Chance der zweiten Halbzeit schon abgehakt wäre. Dortmunds Engagement wurde ein ums andere Mal durch geschicktes Stellungspiel und auch mal durch die nötige Robustheit im Zweikampf erwidert. Der BVB wollte, der effzeh hinderte ihn ein ums andere mal. Und als das Publikum in Müngersdorf begann, seine Mannschaft für die unter so vielen Gesichstpunkten hervorragende Leistung und den Sieg zu feiern, passierte es doch noch. Unordnung in der effzeh-Defensive nutzte Marco Reus in der 90. Minute aus, um den Ausgleich zu erzielen. So feierte das Publikum in Müngersdorf eben eine unter vielen Gesichtspunkten hervorragende Mannschaftsleistung und nur einen Punkt. Aber darüber hinaus auch die Gewissheit, dass weder eine herbe Klatsche wie in Hoffenheim, noch die vielen schwerwiegenden Ausfälle die Stöger-Truppe aus der Bahn werfen können.
Wieder schmerzlicher Personal-Verlust
Bis zum Last-Minute-Gegentor brachte der permanent auf Angriff spielende BVB in der 2. Halbzeit nicht einen einzigen Torschuss auf das Tor von Thomas Kessler, Stürmerstar Aubameyang (15 Saisontore) blieb bis auf das Abseitstor ganz ohne Torschuss – Traumwerte für den effzeh und nur einer von vielen statistischen Belegen für die bärenstarke Perfomance. Doch bei aller, auch durch das Gegentor nur minimal getrübten, Freude über diesen Auftritt bleibt am Ende doch noch ein schmerzlicher Verlust. Verletzte sich Marcel Risse letzte Woche noch schwer, war es heute Salih Özcan, der die Ausfallliste und damit die Sorgenfalten von Peter Stöger vegrößerte.
Kurz vor Ende der Partie ging der 18-Jährige mit zu viel Einsatz in einen Zweikampf mit Dembelé und sah anschließend völlig zu Recht Gelb-Rot. Lehrgeld, man kann es Özcan nachsehen, bei der aktuellen Verletztenliste aber wiegt die Sperre des Top-Talents am kommenden Wochenende doppelt schwer. Aber spätestens seit heute weiß jeder effzeh-Fan: Stöger und sein Team sind in der Lage, eine Reaktion auf alle Umstände zu zeigen. Wie auch immer es dieses Mal aussehen wird, nächste Woche werden wir es hoffentlich wissen.