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Interviews

“Stöger weiß, was Hosiner braucht”

Nach dem “Hosiner-Märchen”: effzeh.com spricht mit ballverliebt.eu-Redakteur Philipp Eitzinger über die Stärken und Schwächen seines Landsmannes.

Foto: Buffoleo/Wikipedia via CC BY-SA 3.0

Foto: Buffoleo/Wikipedia via CC BY-SA 3.0

Seit gestern ist das Märchen perfekt: Im zweiten Anlauf klappte der Transfer von Philipp Hosiner zum effzeh endlich. Der Österreicher kommt auf Leihbasis von Stade Rennes, nur: Was kann er eigentlich? Wo liegen seine Stärken und Schwächen? Und was ist er für ein Typ? effzeh.com sprach mit Hosiners Namensvetter und Landsmann Philipp Eitzinger, der als Redakteur für das österreichische Fußball-Blog ballverliebt.eu beste Einblicke in die bisherige Karriere des Mittelstürmers hat.

effzeh.com: In Köln gilt Hosiners Comeback-Geschichte als hollywood-reif. Wie wird das Ganze in Österreich wahrgenommen?

Philipp: Ja, absolut. Sein Foto, auf dem er breit lächelnd mit der Riesen-Narbe posiert, hat das ganze Land beeindruckt. Vor allem, weil es kaum jemanden gibt, der Hosiner nicht mag. Das mag auch daran liegen, dass er – neben Trainer Peter Stöger – das Gesicht jener Austria-Mannschaft war, die den Titel einer wirklich starken Salzburger Mannschaft verhindert hat. Das macht einen bei vielen Fans in Österreich schon mal grundsätzlich sympathisch.

effzeh.com: Die Frage, die natürlich jeden effzeh-Fan beschäftigt: Hat Hosiner das Zeug für die Bundesliga?

Philipp: Schon im Sommer 2013 war Hoffenheim sehr daran interessiert, ihn zu verpflichten. 32 Saisontore schießt man auch in der österreichischen Liga nicht im Vorbeigehen. Dazu hat er einen Herbst lang Champions League gespielt, einem Doppelpack beim abschließenden 4:1 gegen Zenit St. Petersburg inklusive. Das zeigt, dass er durchaus auf gutem Niveau spielen könnte, wiewohl er das bislang noch nicht auf Dauer zeigen konnte. Er braucht ein vertrauensvolles Umfeld, in dem er sich auch wohl fühlt. Stöger weiß, was Hosiner braucht und wie er ihn anpacken muss. Das gibt Anlass zum Optimismus.

effzeh.com: Wo liegen denn überhaupt seine Stärken, wo seine Schwächen?

Philipp: Hosiner hat eine ganz gute Grundschnelligkeit und braucht, wenn er Form und Selbstvertrauen hat, nicht viele Chancen. Er weiß, wann er sich zurückfallen lassen muss, um sich die entsprechenden Löcher beim Gegner zu suchen und diese dann mit seinem Tempo bearbeiten kann. Er ist taktisch diszipliniert und ist sich auch nicht zu schade, nach hinten zu arbeiten. Andererseits hat er sich außerhalb der österreichischen Liga nicht durchsetzen können – seine beiden Länderspieltore waren bei einem 6:0 gegen die Färöer Inseln; in der Champions League brauchte er einige Zeit, um sich zurecht zu finden. Daher sollte man ihm Zeit geben, bis er sich akklimatisiert hat. Die Gegenspieler sind stärker und außerdem fehlt es ihm seit einem Jahr an Spielpraxis.

effzeh.com: Warum hat es für ihn schlussendlich in Rennes nicht gereicht?

Philipp: Da ist einiges zusammen gekommen. Hosiner kam in ein grundsätzlich funktionierendes Team und er hatte mit Ola Toivonen einen in Europa etablierten Spieler vor sich in der Hackordnung, mit Habib Habibou war noch ein weiterer Mittelstürmer für mehrere Millionen zum Klub gekommen, der noch dazu bereits die Sprache beherrschte. Hosiner hatte international nur eine Handvoll Länderspiele und eine Europapokalsaison hinter sich und musste sich erst einmal hinten anstellen. Hinzu kommt, dass er nach einem Chaos-Jahr bei der Austria nicht gerade mit großem Selbstvertrauen nach Frankreich kam.

effzeh.com: In Köln war zuletzt eine Doppelspitze angesagt. Welche Formation bringt Hosiners Qualitäten zur Geltung?

Philipp: Bei der Austria wurde Hosiner als zentraler Stürmer in einem 4-3-3 Torschützenkönig und Meister; wenn er im Nationalteam spielte, dann als Spitze in einem 4-2-3-1. Ehe er zur Austria kam, agierte er bei der Admira allerdings als Teil einer Doppelspitze in einem 4-4-2 – und schoss den Klub als Aufsteiger direkt auf einen Europapokal-Platz. Dazu war bei der Admira eher Konter-Fußball angesagt, bei der Austria Eigeninitiative. Hosiner schätze ich als ähnlich flexibel ein wie Stöger.

effzeh.com: Bislang scheint Hosiner nur unter Peter Stöger so recht funktioniert zu haben. War ihr Verhältnis zu Austria-Zeiten derart gut?

Philipp: Und unter Didi Kühbauer, in dem einen Jahr bei der Admira. Aber es stimmt schon: Sei es in der 2. Liga bei der Vienna oder später bei der Austria: Stöger und Hosiner passt einfach. Stöger weiß, wie er das emotionale Umfeld schafft, in dem Hosiner sich zurecht findet. Das konnte Stögers Nachfolger bei der Austria, Nenad Bjelica, zum Beispiel nicht. Darunter litt aber nicht nur Hosiner.

effzeh.com: Wie ist Philipp denn so als Typ? Passt er ins lebendige Köln – und in eine homogene Truppe?

Philipp: Ich kenne ihn nicht persönlich, aber er kommt als geerdeter Mensch rüber, der nicht zum Abheben neigt. Die Sache mit der Niere hat ihn mit Sicherheit zusätzlich reifer gemacht, als Mensch. Wie er ins flippige Köln passt, kann ich nicht beurteilen, aber als Spieler war es bislang immer so, dass Hosiner ein Umfeld braucht, das ihm Sicherheit gibt. Das ist in der aktuellen Mannschaft in Köln und bei der Atmosphäre, die Stöger etabliert hat, absolut gegeben. Von daher glaube ich schon, dass er schnell in die Truppe hineinwächst. Außerdem: Stöger bemühte sich ja nicht umsonst so um ihn. Der weiß schon, was er tut.

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