Die Partie in Mainz steht Spitz auf Knopf – und doch kommt kein neuer Angreifer. Wohl auch ein Zeichen an Simon Zoller, der beim 1. FC Köln aktuell nicht erste Wahl zu sein scheint.
“Wenn wir vorne keinen schießen können, wollen wir hinten keinen kriegen”: Es ist herausragend, dass der effzeh es immer wieder schafft, diesen Satz in die Tat umzusetzen. Immerhin heißt es doch eigentlich, im Fußball auf 0:0 zu spielen, das ginge nicht. Doch nicht nur der starke Thomas Kessler wies nach dem 0:0 in Mainz auf diesen Leitspruch des 1.FC Köln hin. In der Premierensaison von Trainer Peter Stöger in der Bundesliga kamen so etliche torlose Unentschieden zustande. Und auch in dieser Saison besinnen sich die Geißböcke immer wieder auf ihre defensive Stärke und schaffen es auch deshalb konstant zu punkten.
Höchststrafe für Zoller & Rudnevs
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Doch für eine bestimmte Spielergattung dürfte dieser Satz schwere Kost sein. Stürmer. Denn die wollen Tore schießen. Simon Zoller zum Beispiel will es unbedingt versuchen. Nur er darf nicht. Von Beginn an ohnehin nicht, auch nicht die letzte halbe Stunde, in Mainz nicht mal fünf Minuten lang. Zoller schmorte neben dem anderen Ersatzstürmer Artjoms Rudnevs 90 Minuten lang auf der Bank. Und das, obwohl Trainer Stöger noch zwei Mal hätte wechseln dürfen. Die Höchststrafe für einen wie Zoller.
In der Saison 2013/2014 schoss Zoller für Kaiserslautern in der 2.Bundesliga 13 Tore. Es war sein erstes Jahr in der zweithöchsten deutschen Spielklasse und alles sah danach aus, als sollte es sein einziges bleiben. Denn der damals 23-Jährige wechselte nach einigem Hin und Her zum frischgebackenen Bundesligaaufsteiger 1.FC Köln. Der für ruhige Töne bekannte Kölner Macher Jörg Schmadtke ließ sich nach dem etwa dreieinhalb Millionen Euro schweren Transfer von der Kölnischen Rundschau wie folgt zitieren: “Simon Zoller ist ein junger, deutscher Spieler mit großem Potential. Er war in der abgelaufenen Saison einer der überragenden Stürmer in der 2.Liga und bringt sowohl körperlich als auch spielerisch alles mit, um sich auch in der Bundesliga durchzusetzen.”
In München die Unsterblichkeit verpasst
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Seitdem ist viel passiert. Zoller schlug nicht ein, ging auf Leihbasis zurück nach Kaiserslautern, versuchte es erneut beim effzeh und robbte sich immer näher ran an die Startelf des 1.FC Köln. Nur gab es da jetzt einen Anthony Modeste. Und trotzdem: Der Angreifer schien auf dem richtigen Weg. 24 Bundesliga-Einsätze schaffte er in der vergangenen Saison, sechs Tore gelangen ihm dabei. Mehr Einsatzzeit als Lohn für die Arbeit im Training und das klaglose Annehmen der Rolle als Flügelstürmer. Dazu: Der effzeh verlängerte den Vertrag mit dem schnellen Offensivmann um zwei weitere Jahre bis 2020. “Er hat im Offensivbereich seine Flexibilität und seine Torgefahr unter Beweis gestellt. Er hat unser Vertrauen, dass er noch stärker wird“, lobte Schmadtke.
So sollte es weitergehen. Doch Simon Zoller hat den nächsten Schritt bisher nicht gemacht. Besonders deutlich wird das an der Länge seiner Einsätze. Im Schnitt sammelte der Stürmer vergangenes Jahr 50 Minuten pro Einsatz. Er war eine echte Alternative, gerade auch auf der Außenbahn. Doch dieses Jahr sind es bislang im Schnitt nur 35 Minuten. Ein einziges Tor kam bislang dabei heraus. Derzeit ist Zoller nicht einmal mehr der zwölfte Mann. Und doch hätte er in dieser Spielzeit unsterblich werden können: In München hatte er in der Nachspielzeit das 2:1 auf dem Fuß. Es gelang ihm nicht. Der 25-Jährige konnte seine Chance nicht nutzen – in dieser Situation, aber auch im Verlaufe der Hinrunde.
Lieber Schotten dicht statt Zoller?
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Und jetzt scheint es für Peter Stöger nicht eimal bei einem sich anbahnenden 0:0 eine Option sein, einen wie Zoller nochmal reinzuschmeißen, ihm eine weitere Chance auf den “Lucky Punch” zu geben. Obwohl Modeste sich aufgerieben hat. Obwohl Osako bemüht, aber nicht glücklich agiert. Obwohl Rauschs Flanken von der linken Außenbahn keine Augenweide sind. Obwohl der effzeh “vorne keinen schießen” kann. Das Trainerteam traute es Simon Zoller in Mainz offenbar nicht zu, das zu ändern. Lieber die Schotten dicht machen als Zoller bringen. Ein Schlag ins Gesicht eines Stürmers, der sich in der Vorbereitung im Training “sehr engagiert” präsentiert hatte. Nun muss er auf seine nächste Chance lauern – und nutzen, wenn er sie denn bekommt.