Der zweite Neuzugang steht fest: Nach Marco Höger, dessen Transfer bereits vor einiger Zeit bekanntgegeben wurde, wechselt der Darmstädter Konstantin Rausch ablösefrei zum effzeh (effzeh.com berichtete). In der abgelaufenen Spielzeit war der Ex-Hannoveraner bei den „Lilien“ unumstrittener Stammspieler und trug seinen Teil zum überraschenden Klassenerhalt des Aufsteigers bei. Nach nur einem Jahr ist seine Zeit bei den Hessen allerdings beendet, Rausch unterschrieb beim effzeh einen Dreijahresvertrag.
Doch was sind seine Qualitäten? Was für einen Eindruck hinterließ er in Darmstadt, wie hat er bei den „Lilien“ gespielt? All die Fragen klären wir mit D98-Fan Matthias Kneifl, der unter kickschuh.wordpress.com über seinen Verein bloggt und auch im Rasenfunk schon die blau-weiße Fahne hochgehalten hat. Daneben etablierte er die Südhessen 2015 in der 111-Gründe-Reihe des Schwarzkopf&Schwarzkopf-Verlags. Für sein Buch konnte er dabei mit effzeh-Profi Mergim Mavraj sprechen, der seine Profikarriere am Böllenfalltor startete.
Der effzeh verstärkt seinen Kader mit Konstantin Rausch, der eine gute Saison für die “Lilien” spielte. Ein herber Verlust für Euch?
Keine Frage, Kocka Rausch hat seinen Beitrag zum Klassenerhalt geleistet. Da er aber nur über einen Einjahresvertrag verfügte, überrascht mich sein Weggang nicht wirklich. Es war klar, dass er sich bei den Lilien wieder für andere Vereine interessant machen wollte. Das hat er geschafft. Sein Transfer ging letztlich ein wenig unter, denn er wurde von Dirk Schusters Wechselwunsch überlagert. Das beschäftigt Verein und Fans seit Mittwoch weit mehr, als der Verlust von Kocka Rausch.
Als er vor der abgelaufenen Saison zu Euch stieß, galt er ein wenig als gescheiterter Bundesliga-Profi. Davon kann nach dem Jahr in Darmstadt sicherlich nicht mehr die Rede sein, oder?
„Gescheitert“ ist mir viel zu krass. Als er zu uns kam, peilte er bereits 200 Bundesligaspiele an und das mit damals 25 Jahren. Klar, er hatte in Stuttgart zwei schwere Jahre, die absolut nicht nach seinen Vorstellungen verliefen. Aber bei uns hat er gezeigt, dass er völlig zurecht in die Bundesliga gehört. Zudem will er sich ja für die russische Nationalelf empfehlen. Das kann er in Köln vielleicht doch ein wenig mehr, als bei den Lilien. Der effzeh bekommt also einen gestandenen Bundesligaprofi und das ohne eine Ablöse zahlen zu müssen. Dazu kann man euch nur gratulieren.
Rausch wird als flexibler Flügelflitzer mit starken Standards beschrieben. Qualitäten, die er auch in Darmstadt nachweisen konnte?
Ja. Im schnellen Umschaltspiel der Lilien spielen die Außen eine wichtige Rolle. Entweder wurden sie sofort mit einem langen Pass auf die Reise geschickt, oder Sandro Wagner legte als Zielspieler den Ball auf sie ab. In beiden Fällen mussten sie zügig den Weg nach vorne suchen. Diesen Part hat Kocka gut ausgefüllt, denn er war schließlich einer der Stammspieler. Ich traue ihm zu, das auch bei euch zu werden, selbst wenn ihr ein anderes System spielt. Seine Standards sind in jedem Fall eine Waffe und haben dazu beigetragen, dass sich die Lilien ein paar Punkte mehr auf ihr Konto schaufeln konnten.
Wo konnte er besonders überzeugen? Wo lagen seine Schwächen?
Da bin ich wieder bei den ruhenden Bällen. Er kann sie mit einer enormen Schärfe und gutem Effet in den Strafraum schlagen. Egal ob aus dem Halbfeld oder als Eckball. Da brennt vor dem gegnerischen Tor schnell einmal die Luft. Ansonsten verfügt er über eine gute Grundschnelligkeit und Technik, allen voran mit seinem linken Fuß. Er und Marcel Risse könnten also eine formidable Flügelzange bilden. Ein wenig Luft nach oben hat er meines Erachtens noch bei seinem Defensivverhalten. Mir schien es immer wieder so, dass der Abstand zu seinem Hintermann im Laufe einer Partie nicht immer ideal war und sich so Lücken auftaten. Zudem hätte er es für meinen Geschmack mit seinen Qualitäten auf mehr Torbeteiligungen bringen müssen. Zwei Tore und fünf Assists lesen sich ausbaufähig. Marcel Heller war beispielsweise an elf Toren beteiligt und den hatten wir in Liga 3 quasi „wiederbelebt“. Ein anderer Vergleich zwischen Heller und Rausch ist ebenfalls interessant. Während Heller zehnmal ausgewechselt wurde, war dies bei Kocka 21-mal der Fall. Selbst wenn Schuster ihn oft erst eine Viertelstunde vor Schluss vom Feld nahm, ist es für mich ein Zeichen, dass er Heller bis zum Schluss viel eher zutraute, noch gefährliche Situationen heraufzubeschwören.
Darmstadt galt in der abgelaufenen Saison als Charakter-Mannschaft, die immer 100 Prozent geben muss und gegeben hat. Ist das ein Eindruck, den du auch von Kocka hattest?
Durchaus. Er hat hier keinen auf Ballerina oder Star gemacht, sondern er hat die Lilien-Tugenden von Beginn an verinnerlicht und abgerufen. Andernfalls wäre er nie auf 33 Einsätze gekommen. Das spricht nicht zuletzt für seinen Charakter. Insofern hätten wir uns auf jeden Fall gefreut, wenn er uns erhalten geblieben wäre. So spielen jetzt eben mit ihm und Mergim Mavraj zwei ehemalige Lilien für euch.
Hier geht es zum ausführlichen effzeh.com-Portrait zu effzeh-Neuzugang Konstantin “Kocka” Rausch.