Wer sich in Köln bewegt, der wird feststellen: Fastelovend ist in vollem Gange, der Straßenkarneval rückt näher und näher. Zwei Wochen vor Weiberfastnacht drehte alles rund um den 1. FC Köln für kurze Zeit komplett auf jeck: Anthony Modeste ist zurück bei den „Geißböcken“, endlich bekam der Torjäger grünes Licht vom Fußball-Weltverband FIFA für seine Rückkehr in die Domstadt. Wäre da nicht der kleine Hinweis gewesen, dass der Franzose bereits im Kader für das Spiel in Paderborn stehe, die berechtigten Feierlichkeiten zu diesem Transfercoup hätten nahezu die anstehende Aufgabe für die Mannschaft von Trainer Markus Anfang in der Wahrnehmung vieler komplett überschattet.
Paderborn: Mit hoher Geschwindigkeit auf dem Weg nach oben
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Rückkehr des 25-Tore-Stürmers beim schwierigen Auswärtsspiel in Ostwestfalen im Fokus der medialen Öffentlichkeit stehen wird, dürfte nahezu 100 Prozent betragen. Dass der effzeh allerdings das Duell mit dem mutig auftrumpfenden Aufsteiger aus dem Blick verliert, dürfte ganz und gar unwahrscheinlich sein. Zu tief sitzt der Stachel aus dem Hinspiel, als der SCP den Kölnern die Show stahl und einen spektakulären 5:3-Sieg im Müngersdorfer Stadion einfuhr.
Mit ihrem Tempo und ihrer Effizienz in der Offensive zeigten die Gäste dem Aufstiegsfavoriten, der gerade im Rückwärtsgang Schwächen offenbarte, in einem intensiven Aufeinandertreffen die Grenzen auf. “In Köln haben wir gesehen, wie schnell ein Spiel in alle Richtungen gehen kann“, betont auch Paderborns Coach Steffen Baumgart. Zwei späte Tore entschied in der Hinrunde das Duell zugunsten des Aufsteigers, der in der Schlussphase nach einem Platzverweis gegen Jonas Hector in Überzahl agierte.
Es war aber vielmehr die Herangehensweise der Ostwestfalen, die dem effzeh große Probleme bereitete. Mit hoher Geschwindigkeit hat sich der SCP unter Baumgart nach oben gespielt: Stand Paderborn vor anderthalb Jahren noch vor dem Abstieg in die Regionalliga, marschierten sie als Nachrücker, die vom Lizenzverzicht des TSV 1860 München profitierten, durch die 3. Liga wie das heiße Messer durch die Butter.
Der 1. FC Köln kommt mit breiter Brust
Wer dachte, nach dem Aufstieg würde sich die Systematik ändern, der sah sich schnell getäuscht: Mit mutigem Offensivfußball mischen die Paderborner die 2. Bundesliga auf – das zeigt nicht nur der überraschende Auswärtssieg beim 1. FC Köln. Zuletzt kamen beim derzeitigen Tabellensiebten unter anderem Greuther Fürth (6:0) und Darmstadt 98 (6:2) unter die Räder. Großes Engagement, hohes Tempo, viel Mut und noch mehr Selbstvertrauen – in Paderborn wartet eine schwierige Aufgabe auf die Jungs mit dem Geißbock auf der Brust.
Doch schon am vergangenen Spieltag hat der effzeh gezeigt, dass er mit einer solchen Ausgangslage durchaus umzugehen weiß. Im Spitzenspiel gegen den FC St. Pauli dominierten die „Geißböcke“ nach Belieben und schossen einen hochverdienten 4:1-Heimsieg heraus. Eine Leistung, die durchaus beeindruckte und zeigte, wozu das hochkarätig besetzte Ensemble in rot-weiß in der Lage sein kann.
Wir haben die beste Mannschaft der Liga, aber auch ständig den Druck. Dem müssen wir standhalten.
„Wir haben die beste Mannschaft der Liga, aber auch ständig den Druck. Dem müssen wir standhalten“, lobte und zugleich mahnte FC-Sportgeschäftsführer Armin Veh nach dem überzeugenden Auftritt vor den eigenen Fans. Das Duell der Torfabriken (Paderborn 50, Köln 51) wird daher auch zum Stresstest für die „beste Mannschaft der Liga“, die im Saisonverlauf ihr unumstritten vorhandenes Potenzial nicht immer abzurufen verstand. Gerade in der Abwehrarbeit gilt es am Freitagabend: Wachsam sein!
Rückwärtsbewegung von entscheidender Bedeutung
Wachsam sein bei Standardsituationen: In allen drei Rückrundenspielen mussten die „Geißböcke“ einen Gegentreffer nach einem ruhenden Ball hinnehmen. Wachsam sein in der Anfangsphase: Gegen Bochum und in Berlin kassierte der effzeh ein frühes Gegentor und musste einem Rückstand hinterherlaufen. Wachsam sein bei eigenen Fehlpässen: Gegen die Paderborner, die nach Ballgewinnen schnell umzuschalten wissen, wird die Rückwärtsbewegung von entscheidenden Bedeutung sein.
„Wir wollen hinten am besten zu Null spielen und trotzdem unsere Offensivaktionen beibehalten. Dadurch, dass beide Mannschaften in der Offensive sehr stark sind, wird es darauf ankommen, wie gegen den Ball gearbeitet wird“, betonte FC-Coach Markus Anfang in der Pressekonferenz vor der Partie. Wie sein Team gegen Paderborn nicht auftreten darf, erlebte er im Hinspiel – eine Wiederholung sollte sich der Aufstiegsfavorit im engen Rennen um die Spitzenplätze besser nicht erlauben.
Modeste komplettiert das kölsche Sturmtrio
Dabei kann der effzeh auch endlich auf Anthony Modeste bauen, wenngleich der französische Topstürmer angesichts seiner mangelnden Spielpraxis und der starken Form seiner Kollegen Jhon Cordoba (Hattrick gegen St. Pauli) und Simon Terodde (23 Saisontore) zunächst einmal auf der Bank Platz nehmen dürfte. Für die Schlussphase der Partie in Paderborn dürfte der 30-Jährige allerdings bereits eine Option sein. Und wer weiß: Vielleicht sorgt Modeste in der karnevalsbefreiten ostwestfälischen Provinz schon für eine weitere Fastelovendsfeier bei den jecken effzeh-Fans. Jeder andere Spaßvogel im kölschen Dress ist allerdings ebenfalls herzlich Willkommen!