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Risse, Guirassy und Nartey: Gefühlte Neuzugänge, aber mit Fragezeichen

Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images

Neben den Neuzugängen tummeln sich mit Risse, Guirassy und Nartey drei “gefühlte” Neue im Training des effzeh – doch was kann man von den Dreien erwarten?

Abgesehen von dem Theater um Anthony Modeste ist beim 1. FC Köln in dieser Transferperiode eigentlich alles normal, was Zu- und Abgänge betrifft. Mit Neven Subotic und Marcel Hartel haben zwei Spieler den Verein verlassen, was in beiden Fällen absolut verständlich ist. Dass der effzeh finanziell mittlerweile ganz anders aufgestellt ist als noch vor ein paar Jahren zeigt sich an den Verpflichtungen von Jannes Horn und Jhon Córdoba. Für die Dienste der beiden nahm der effzeh dem Vernehmen nach insgesamt etwas mehr als 20 Millionen Euro in die Hand – eine Dimension, die immer noch ein wenig unwirklich erscheint.

Und ganz egal, wie und ob die Geschichte von Anthony Modeste im effzeh-Trikot endet: Das Verhalten des 1. FC Köln auf dem Transfermarkt ist auch in diesem Sommer umsichtig. Die einzige offene Baustelle im Team scheint tatsächlich ein weiterer Innenverteidiger zu sein. Wenn Jörg Schmadtke es schaffen sollte, einen brauchbaren Spieler für diese Position zu verpflichten, geht der effzeh mit einem ausreichend breiten Kader in die neue Saison.

Verletzungspech aus der Vorsaison wiederholt sich hoffentlich nicht

Wie wir darauf kommen? Nun ja, im Gegensatz zur vorherigen Saison ist mit etwas Optimismus eigentlich nicht damit zu rechnen, dass der 1. FC Köln erneut ein dermaßen großes Lazarett aufweisen wird. Schwere und langwierige Verletzungen wie die von Marcel Risse und Sehrou Guirassy, die über weite Strecken der Saison gar keine Rolle spielten, dazu immer wiederkehrende Probleme bei Bittencourt, Höger oder Maroh – ein Muster war bei all diesen Ausfällen nicht zu erkennen, weswegen man wohl tatsächlich von Verletzungspech sprechen kann. Natürlich kommt auch die zusätzliche Belastung durch die garantierten sechs Europa-League-Spiele hinzu. Doch man kann der den Verantwortlichen beim effzeh schon einen gewissen Vertrauensvorschuss entgegenbringen, was die Belastungssteuerung bei den Profis angeht.

Die internen Neuzugänge entspannen die Situation

Zusätzlich zu den Neuzugängen Horn und Córdoba werden allerdings auch weitere Spieler für personelle Entspannung im Kader von Peter Stöger sorgen: Marcel Risse befindet sich nach seinem Kreuzbandriss wieder im Mannschaftstraining. Auch Sehrou Guirassy scheint seine körperlichen Probleme aus der Vorsaison in den Griff bekommen zu haben. Und mit Nikolas Nartey steht ein ganz junger Spieler in den Startlöchern, der die komplette Vorbereitung mit den Profis absolvieren und bei gutem Verlauf auch ein fester Bestandteil des Kaders werden wird. Dementsprechend kann mal alle drei Spieler als “gefühlte” oder “interne” Neuzugänge bezeichnen.

Dass man von allen dreien allerdings keine Wunderdinge erwarten darf und jeweils die spezielle Situation der Spieler berücksichtigen muss, versucht dieser Text zu ergründen.

Risse: Behutsam zurück zu alter Stärke

Es war ein großer Schock für alle, als sich Marcel Risse Anfang November im Spiel gegen die TSG Hoffenheim das vordere Kreuzband im rechten Knie riss. Bis dato hatte der Rechtsfuß eine gewichtige Rolle in Stögers Konstrukt inne: Meist als Wing Back eingesetzt erzielte Risse vier Tore, hinzu kamen fünf Torvorlagen. Sein Freistoßtor im Derby gegen Mönchengladbach gehörte zu den besten Momenten der abgelaufenen Saison. Insbesondere die Zusammenarbeit mit Zielspieler Anthony Modeste funktionierte blendend, Risse war auf dem besten Wege dahin, ein Spielentscheider für den effzeh zu werden. Jetzt, im Sommer 2017, ist die Situation eine andere: Lukas Klünter hat sich im Saisonendspurt auf der rechten Seite festgespielt, mit dem im Winter geholten Christian Clemens findet sich ein weiterer Flügelspieler im Kader. Marcel Risses Genesung verlief bislang gut, allerdings muss erst einmal abgewartet werden, wie sein Körper die Belastung nach der langen Pause verkraftet.

Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

Deshalb bekommt Risse in den ersten harten Wochen der Vorbereitung wahrscheinlich immer mal wieder eine Pause verordnet, um sich langsam wieder an die Vollbelastung zu gewöhnen. In der ersten Woche der Vorbereitung machten ihm auch gleich muskuläre Probleme zu schaffen, was allerdings nach einer solch langen Ausfallzeit keine Überraschung ist. Wunderdinge von Risse zu erwarten erscheint deswegen falsch, vielmehr sollte ihm die notwendige Zeit zugestanden werden, um wieder zu seiner Form zu finden. Wenn er diese allerdings zurückerlangt, ist er ein elementarer Baustein im Spiel des effzeh – ein linearer, dynamischer und auch defensiv solider Wing Back mit Risses Schusstechnik findet sich im Kader sonst nicht.

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Guirassy: Endlich eine Rolle spielen

Die Saison 2016/2017 war für den jungen Franzosen Sehrou Guirassy eigentlich ein verlorenes Jahr. Im vergangenen Sommer wechselte er mit vielen Vorschusslorbeeren aus Lille zum effzeh und wurde gleich als “Königstransfer” bezeichnet. Dass Guirassy sowohl körperlich als auch fußballerisch die besten Anlagen mitbringt, um seinen Landsmann Anthony Modeste zu ersetzen, schien damals bereits im Kalkül der Verantwortlichen beim effzeh gewesen zu sein. Dass es dann letztendlich nur zu sechs Kurzeinsätzen reichen sollte, war den körperlichen Problemen Guirassys geschuldet. Direkt nach seiner Ankunft in Köln musste er sich einer Meniskus-OP unterziehen, was ihn erst einmal aus der Bahn warf und seinen Anpassungsprozess an die Bundesliga verlängerte.

Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images

Im Anschluss daran machte ihm immer wieder das Schambein zu schaffen, weswegen er sich vor zwei Monaten einem erneuten Eingriff unterziehen musste. Aufgrund der Komplexität von Schambeinverletzungen war nicht absehbar, wann er wieder ins Mannschaftstraining würde zurückkehren können. Sein letzter Einsatz im Trikot des 1. FC Köln datiert vom 1. April in Hamburg. Insgesamt kam Guirassy auf sechs Kurzeinsätze, von denen keiner länger als 28 Minuten dauerte. In der Regionalliga erzielte der Stürmer im Herbst zwei Tore in vier Spielen. Insgesamt war das Jahr dann aber doch deutlich von körperlichen Problemen bestimmt worden.

Für Guirassy galt es dementsprechend, die Endphase der vergangenen Saison zu nutzen, um sich in eine gute Position für die Vorbereitung zu bringen. Ähnlich wie Marcel Risse schob er Sonderschichten und ist Stand heute wieder belastungsfähig – wenn auch reduziert, um seinen Körper nicht gleich wieder zu überfordern. Wenn der Franzose allerdings seine komplette Spielfitness erlangt und von Verletzungen verschont bleibt, dürfte er endlich längerfristig die Chance bekommen, sich im Sturm des effzeh zu beweisen. Auch wenn die Konkurrenz durch die Verpflichtung von Jhon Córdoba nicht kleiner geworden ist.

Nartey: Ein “richtig guter Junge” auf dem Sprung

Es war kein alltäglicher Move, als der effzeh im Januar einen damals noch 16-Jährigen für knapp 400.000 € aus Kopenhagen loseiste und ihn von einem Wechsel nach Köln überzeugte. In seiner dänischen Heimat kam Nartey neben dem Ligabetrieb auch in der UEFA Youth League zum Einsatz, in der er sogar ein Tor beisteuern konnte. Nachdem er aufgrund einer fehlenden Spielberechtigung bis Mitte April auf seinen ersten Einsatz im effzeh-Trikot warten musste, darf der 17-jährige U-Nationalspieler Dänemarks die komplette Sommervorbereitung mit den Profis absolvieren. Peter Stöger, sonst eigentlich kein Mann blumiger Worte, sieht in Nartey einen “richtig guten Jungen”, der seiner Zeit bereits voraus sei. Mit einem Box-to-Box-Spieler, der in diesem Alter bereits so weit scheint, gestandenen Profis das Leben schwer machen zu können, hat der effzeh also einen weiteren internen Neuzugang hinzugewonnen.

Doch auch bei Nartey muss man abwarten, inwieweit er die Belastungen im Wettbewerb verkraftet. Ihm könnte tatsächlich zu Gute kommen, dass er sich ein paar Monate an den Trainingsbetrieb hat gewöhnen können – wie sein Körper auf die Trainings- und Spielbelastung im Profibereich reagiert, wird man abwarten müssen. Dennoch ist es gut zu wissen, dass der effzeh ein Talent in den eigenen Reihen hat, dem von allen Seiten eine große Zukunft prophezeit wird.

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