Der Europapokal ist für den 1. FC Köln längst Geschichte. Der Bildband “Nur einmal nach Europa” lässt die Erinnerung an dieses Abenteuer hochleben – wir durften exklusiv einen Blick wagen.
Der 1. FC Köln und der Europapokal – das war seit Mitte der neunziger Jahre eine einzige Geschichte voll enttäuschter Sehnsüchte. Der einst so große Verein mit dem Geißbock auf der Brust, er war längst zur Fahrstuhlmannschaft verkommen, die zwischen der 1. und der 2. Bundesliga pendelte. Doch das Blatt wendete sich 2017: Nach 25 Jahren Abstinenz machte der effzeh die Rückkehr auf die internationale Bühne perfekt. Und gab damit den Startschuss für ein imposantes Projekt, das jetzt das Licht der Öffentlichkeit erblickt.
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„Nur einmal nach Europa“ – angelehnt an den Fangesang, den die Kölner Anhänger so inbrünstig intonierten, ging Sebastian Bahr beim für den Einzug in den Europapokal entscheidenden Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 sowie den sechs Partien des 1. FC Köln in der Gruppenphase der Europa League auf die Jagd nach den perfekten Motiven. Entstanden ist ein 160 Seiten starker Bildband (24,90 Euro, erschienen im Werkstatt-Verlag), der Maßstäbe setzt. Wer die effzeh-Fans bislang als leidenschaftlich eingestuft hatte, der muss nach dem Anblick von „Nur einmal nach Europa“ wohl andere, stärkere Attribute aus der Schublade holen.
Emotionale Ausnahmesituationen im Europapokal
Mit dem Anspruch gestartet, weniger die sportliche Seite des Abenteuers Europa denn mehr die emotionale Ausnahmesituation auf den Tribünen zu porträtieren, schafft es der in der Fanszene äußerst geschätzte Bahr, den Wahnsinn rund um die Duelle der „Geißböcke“ gegen Arsenal, BATE Borissow und Roter Stern Belgrad abzubilden. Der Fokus auf die Ultras ist dabei stets präsent, doch auch andere Eindrücke aus den Stadien und von den Reisen kommen nicht zu kurz. Wer beispielsweise die Schnappschüsse vor der Europapokal-Rückkehr in London oder der Heimspiel-Premiere gegen Belgrad betrachtet, kann die fast schon kindliche Vorfreude des Kölner Anhangs nahezu körperlich spüren.
Um die Eindrücke noch zu verdeutlichen, spendiert Bahr zu jedem Spiel seine persönlichen Eindrücke, die sehr im Stil anderer Fußball-Fanzines daherkommen. Abseits so mancher kontroverser Meinungsäußerung ist es schon spannend mitzuerleben, was der Fotograf im Zuge der sechs Partien auf sich genommen hat und welche Hürden ihm dabei mitunter im Wege standen. Schöne Grüße an dieser Stelle an die zwei effzeh-Spieler, die am Flughafen in Minsk eine Auslandskrankenversicherung nachlösen mussten, da sie eine Anschaffung dieser im Vorfeld glatt verpennt hatten! Doch nicht nur Bahr meldet sich in „Nur einmal nach Europa“ zu Wort, das Vorwort gehört einem der prominentesten Anhänger des 1. FC Köln: Lukas Podolski schickt ein paar (eher belanglose) Grußworte an die Leserschaft – eine schöne Geste!
Das perfekte Werk zur Erinnerung
Wie auch die Europapokal-Saison der „Geißböcke“, so liefert auch „Nur einmal nach Europa“ quasi die gesamte Emotionspalette ab: Vom glückseligen Höhenflug nach Mainz über die kölsche Party in London bis zur entsetzend schlechten Leistung in Borissow und dem Pyro-Eklat von Belgrad – auf den knapp 165 Bildern kommt die ungeschönte Achterbahnfahrt als effzeh-Fan optisch und textlich zur Sprache. Gerade die Abwechslung der Motivwahl (Kurvenfotos, einzelne Emotionen, Atmosphäre) und die hochwertige Aufmachung lassen den Bildband zum absoluten Hingucker werden, der auch über die Kölner Fangrenzen hinweg für Begeisterung sorgen kann. Insbesondere aber für effzeh-Anhänger ist es das perfekte Werk, um sich auf den Wegen nach Aue oder Regensburg all die Erinnerungen, die der Europapokal mit sich brachte, lebendig zu halten. Besser als „Nur einmal nach Europa“ dürfte das keinem gelingen.
Sebastian Bahr: Nur einmal nach Europa – Der 1. FC Köln in der Europa League | 24,90 Euro | Verlag Die Werkstatt | 160 Seiten | 29,7 x 21 cm | Hardcover | 165 Fotos | ISBN: 978-3-7307-0378-6
Quelle: Verlag Die Werkstatt
Disclaimer: Der Autor dieser Rezension ist sehr gut bekannt mit dem Macher von “Nur einmal nach Europa” und hat diverse Auswärtsfahrten mit ihm bestritten. Darüber hinaus hat Sebastian Bahr bereits für effzeh.com fotografiert.