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Kolumnen

Reaktionen aus Lissabon

Die Bekenntnis zum effzeh löste hierzulande Jubelstürme aus – doch was ist mit der Absage an Benfica?

© effzeh.com
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Die Facebook-Nachricht schlug am Montagnachmittag ein wie eine Bombe. Unter den FC-Fans kursierten Reaktionen wie beispielsweise auf der Facebook-Seite von effzeh.com “Hut ab”, “Richtige Entscheidung” und “Klasse, dass Du bleibst!”. Es gibt viele Umschreibungen, die das Bekenntnis, welches Yannick Gerhardt dem 1. FC Köln gibt, sehr gut treffen.

In der Zwischenzeit hat YG31 gegenüber der BILD in einem Interview die Beweggründe, die zu einem Verbleib beim effzeh geführt haben, weiter erläutert: “Der Punkt ist aber, dass ich beim FC sportlich bessere Chancen für mich sehe”, äußerte er mit direkten und ehrlichen Worten.  effzeh.com berichtete in den vergangenen Tagen bereits von seinem Besuch des Estádio da Luz und der Besichtigung des Trainingszentrums.

Bereits vor Antritt der Reise nach Portugal hatte sich Stephan Engels öffentlich dahingehend geäußert, dass Yannick “ein weiteres Jahr in Köln bleiben soll, um sich dort weiter zu entwickeln.” Die Gespräche mit der Familie und Engels haben Gerhardt letztendlich zu der Entscheidung geführt: “Ich will beim FC bleiben!”

Die gleiche Nachricht, die am Montagnachmittag unter den FC-Anhängern für Jubel gesorgt hatte, sorgte für komplett gegenteilige Reaktionen in Lissabon. Hierzu muss man sicherlich erläutern, dass Sport Lisboa e Benfica (kurz “SLB”) als 33-facher portugiesischer Meister und 2-facher Weltpokalsieger in Portugal eine komplett andere Bedeutung und Wahrnehmung hat als in Deutschland. Es gibt allerdings auch europaweit keinen Verein, der in irgendeinem Land unter nationalen Gesichtspunkten einen so hohen Fan-Anteil hat wie SLB: mehr als 47% der Portugiesen sind Benfica-Fans. Das sind Werte, von denen die Top-Clubs in England, Italien oder Deutschland nicht einmal zu träumen wagen. In der Selbstwahrnehmung der Fans ist ihr SLB etwas süffisant formuliert nur deshalb nicht der größte Club der Welt, weil ein “Final-Fluch” auf ihnen lastet (ununterbrochen acht verlorene europäische Finals seit 1963, zuletzt im Mai 2014 in der UEFA Europa League).

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Die Sport-Tageszeitung Record verkündete am Montag um 14.34 Uhr Ortszeit, dass sich Yannick Gerhardt entschlossen habe in Köln zu bleiben. Zu diesem Zeitpunkt stand jedoch  in der überall in Portugal verfügbaren und aktuellen Tagesausgabe der drei führenden Sportzeitungen (Record, A Bola und O Jogo), dass genau dieser Spieler nach Deutschland zurückgekehrt war, um die Vertragssituation mit seinem “ehemaligen” Verein aus Colónia zu klären und noch vor Beginn der Fussball-WM – also spätestens am Mittwoch dieser Woche – in Lissabon offiziell vorgestellt zu werden.

A Bola berichtete von einer “Unterzeichnung eines Fünfjahresvertrages”, der Record erwartete die Freigabe durch den effzeh “in den nächsten Stunden”, O Jogo beschrieb den Flug nach Deutschland nur noch als Formalität.

O Jogo hat es sich besonders einfach gemacht und die Überschrift dieses Artikels in “Gerhardt sagte nein zu Benfica” zu ändern, ein paar Zeilen aus dem bekannten Facebook-Statement des 20-jährigen einzuflechten und die Kommentarfunktion auf der Website zu deaktivieren.

A Bola hatte in der Montagsausgabe dargestellt, dass der Acht-Millionen-Transfer durch ein Weinkonsortium zustande kommen würde, um mit einer Zeitverzögerung (gegenüber dem Record) von rund einer Dreiviertelstunde dann kundzutun, dass Gerhardt’s Wahl dahingehend gefallen ist in Köln zu bleiben. Auch hier dienten Zitate aus dem Facebook-Post als einzige Quelle.

“Der selbsternannte beste Club der Welt ist müde”, “Wann werden endlich junge Benfica-Talente in die erste Mannschaft integriert?”, “Es will wohl doch nicht jeder bei Benfica spielen” und “Offenbar ist es besser, bei einem Zweitligaaufsteiger zu spielen als bei Benfica” sind noch harmlose Kritiken aus dem A Bola Forum an dem Benfica-Management – sie reichen bis zu “Kein Club gibt uns so epische Zirkusauftritte!”

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Herauszuheben ist, dass sich die Kritik weder an Yannick Gerhardt noch an die Presse wendet. Der Weiterhin-Kölner wird eher mit Worten wie “Gut gemacht!” oder “Gute Entscheidung!” versehen, die Sportpresse wird sogar nur in Ansätzen als an sich wesentliches Medium in dieser – aus Benfica-Fan-Sicht – “Posse” erwähnt.

Das ist in sofern erstaunlich, dass es zu keinem Zeitpunkt eine Aussage der Benfica-Offiziellen in Bezug auf Yannick Gerhardt – und sei es nur ein einzelnes Zitat – gegeben hat. Auf der offiziellen Website von Benfica Lissabon fand sich außerhalb des Fan-Forums nicht einmal eine Erwähnung des Namens, geschweige denn ein Statement zu einem Angebot oder zu konkreten Vertragsverhandlungen.

Der Record, der in der Berichterstattung zu dem vermeintlichen Transfer die treibende Kraft war und die scheinbar besten Zugänge zu YG31’s bevorstehenden Wechsel an dem Téjo hatte, wird da schon etwas kritischer beäugt: “Gab es nicht einen unterschriebenen Vertrag?” und “Wir sind weiterhin im Sommerloch und das (Zeitungs-)Papier verkauft sich pfundweise.”

Es ist aber auch am heutigen Dienstag der Record, der die ausführlichsten Informationen (als Premium-Content) liefert. Yannick Gerhardt habe sich nach langen Gesprächen mit seinem Vater Peter sowie seinem Freund Stephan Engels auf dem Rückflug nach mehrmaligen Ändern der Meinung den Entschluss zu Gunsten von Colónia getroffen. Der Mittelfeldspieler beschreibt das Wochenende in Lissabon demnach als “phantastisch” und erläutert, dass er “mit offenen Armen empfangen” worden sei.

Die Entscheidung des U20-Nationalspieler hat dem Record zufolge “ein Geschäft zum Einsturz gebracht, das praktisch abgeschlossen war”. Diese Aussage steht im Widerspruch zum Gerhardt-Interview in der BILD, in der er zitiert wird mit: “es gab noch keinen konkreten Vertrag – nur eine Idee.”

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Am 06.06.2014 schrieb effzeh.com in dem Artikel “Yannick Gerhardt vor Wechsel zu Benfica” über das Szenario, dass er “sogar für ein weiteres Jahr in Köln in der Bundesliga spielen könnte, um sich dort weiterzuentwickeln und dann erst im Sommer 2015 vom Rhein an den Tejo zu wechseln.”

Yannick Gerhardt läßt diese Tür offen: “Man sieht sich immer zweimal im Leben. Der Verein und die Menschen in Portugal haben mir schon gefallen. Das war irgendwie wie beim FC. Diese Stadt, diese Power – alles wie in Köln.”

Es ist daher nicht auszuschließen, dass uns dieses Thema in einem Jahr erneut begegnet. effzeh.com wird in jedem Fall ein Auge darauf behalten.

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