Mit Rafael Czichos verpflichtet der 1. FC Köln den nächsten Innenverteidiger, der in der abgelaufenen Zweitliga-Saison überzeugen konnte – der 28-Jährige besteigt nun die nächste Stufe auf der Karriereleiter. Wir stellen ihn im Porträt vor.
Nach Lasse Sobiech, Benno Schmitz, Niklas Hauptmann, Matthias Bader und Louis Schaub kommt nun mit Rafael Czichos der nächste Neuzugang nach Köln, um dort beim effzeh sein Glück in der zweiten Liga zu suchen. Und ähnlich wie bei den anderen war es keine Überraschung mehr, dass der 28-jährige Innenverteidiger einen Vertrag in Köln unterzeichnen würde. Über Wochen war bereits spekuliert worden, dass Czichos seinen Kieler Trainer Markus Anfang an dessen neuen Arbeitsplatz am Geißbockheim würde begleiten können.
Jetzt steht fest, dass der 1,88 Meter große Abwehrmann seinem Coach, mit dem er bereits zwei Jahre im Norden zusammenarbeite, zum effzeh folgt. Czichos galt von Anfang an als Anfangs Wunschkandidat für die Position in der Viererkette, die der Coach nun nach dem Abgang von Dominique Heintz neu besetzen kann. „Rafael ist ein robuster, intelligenter Spieler und war in der abgelaufenen Saison einer der herausragenden Innenverteidiger der 2. Liga. Wir sind überzeugt, dass er uns sowohl sportlich als auch von der Mentalität her weiterbringen wird”, sieht FC-Geschäftsführer Armin Veh den Neuzugang als wichtigen Baustein auf der Mission direkte Erstliga-Rückkehr.
“Robust & intelligent”: Ein wichtiger Baustein für den 1. FC Köln
Geht man davon aus, dass Lasse Sobiech als zweite Stammkraft auf dieser Position eingeplant wird, hat man den kicker-Durchschnittsnoten nach den zweit- und drittbesten Innenverteidiger der abgelaufenen Zweitligasaison verpflichtet – Czichos wurde durchschnittlich mit 2,90 bewertet, Sobiech mit 2,94. Besser war nur der Regensburger Marvin Knoll, der aber in den Kölner Planungen keine Rolle spielte.
https://twitter.com/fckoeln/status/1004634082406526976
Auf jeden Fall kann sich der effzeh also auf ein Duo freuen, dass bereits Erfahrungen in der zweiten Liga mit sich bringt und dort im Spieljahr 2017/2018 zur Crème de la Crème gehörte – was das nun wiederum für das kommende Jahr bedeutet, wissen wir nun auch nicht.
Czichos: Über Saudi-Arabien, Niedersachsen nach Erfurt und Kiel
Was wir jedoch wissen: Rafael Czichos wurde im saudi-arabischen Djidda geboren, wo seine Familie damals für fünf Jahre lebte. “Ich selbst habe noch zwei Jahre dort miterlebt. Viele Erinnerungen gibt es aber nicht”, erzählt er im Interview mit “Blog trifft Ball”. Anschließend siedelte die Familie nach Niedersachsen über, wo Czichos beim FC Verden und dem TSV Ottersberg seine erste fußballerischen Schritten machte. In Ottersberg schaffte der körperlich robuste Abwehrspieler den Sprung in die Oberliga. Mit 20 Jahren wechselte er, ohne ein Nachwuchsleistungszentrum eines Bundesligisten durchlaufen zu haben, in die U23 eines Bundesligisten – mit Wolfsburg II spielte er danach in der Regionalliga Nord.
Foto: Joachim Sielski/Bongarts/Getty Images
Kommt das bekannt vor? Richtig, ähnlich machte es auch Jonas Hector, der ebenfalls im Amateurbereich ausgebildet und erst als Spätberufener zum Profi wurde. Nach zwei Jahren in der Autostadt wechselte Czichos dann zu Rot-Weiß Erfurt in die dritthöchste Spielklasse und setzte damit seinen persönlichen Aufstieg fort. Bei den Thüringern spielte er dann drei Jahre und landete mit der Mannschaft aus Thüringen jeweils im Mittelfeld der Tabelle. Aus dieser Zeit stammen auch seine ersten 100 Spiele in der dritten Liga, in denen er neun Mal traf.
Torgefahr als Linksverteidiger: Rafael Czichos kann auch anders
Es sei angemerkt, dass Czichos zu dieser Zeit als linker Verteidiger zum Einsatz kam und in seiner letzten RWE-Saison 2014/2015 satte sieben Tore machte. Danach zog es ihn zu Holstein Kiel in den Norden, wo er im ersten Jahr erneut sieben Mal traf und mit seiner Mannschaft Zehnter wurde. Im Folgejahr stieg man als Tabellenzweiter unter Markus Anfang in die etwas überraschend in die zweite Liga auf. Dort behauptete man sich gut, Czichos überzeugte als einer der stärksten Innenverteidiger und Kiel scheiterte erst in der Relegation am VfL Wolfsburg.
Auf der nächsten Seite: Czichos’ Zeit in Kiel und verschiedene Positionen
Dass Czichos unter Anfang eine neue Position spielte, schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken. Bereits 2015 sagte er im Interview mit “Blog trifft Ball”: “Ich habe die letzten drei Jahre fast durchgehend die linke Verteidigerposition (…) und nur selten in der Innenverteidigung gespielt. Mir gefällt die Position gut. Es macht mir Spaß, dort zu spielen. Auch wenn wir die Position völlig anders spielen, als man es gewöhnlich tut. Ich habe auch mit dem Trainer gesprochen, dass ich keinerlei Probleme damit habe, in der Innenverteidigung zu spielen.”
Dies klingt so, als würde Czichos in Köln jetzt nicht unbedingt als Linksverteidiger eingesetzt werden – auch wenn er dort sicherlich gut zurechtkommen würde. Nach seinen beiden erfolgreichen Jahren bei Holstein Kiel resümierte er die Zeit gegenüber dem “Weser-Kurier” als etwas Besonderes – speziell in Bezug auf die Geschlossenheit. Er sagte: “Was wir hier in den letzten zwei Jahren erlebt haben, dass kennt im Profitum wohl kaum jemand von uns. Wir waren eine eingeschworene Truppe ohne große Quertreiber. Hinzu kommt, dass wir die Spielidee des Trainers aufgesaugt und zu jeder Zeit konsequent umgesetzt haben.”
Bestes Fußballeralter und ein großer Traum
Mit diesem Trainer will er wohl so gerne weiterhin zusammenarbeiten, dass er ihm nach Köln folgte – Czichos’ Worte dazu: “Dass ich eine spezielle Verbindung zum Trainer habe und wir gut zusammenarbeiten, ist unbestritten. Klar habe ich auch Lust auf neue Herausforderungen. Ich bin 28 Jahre alt und habe noch einige Fußballjahre vor mir. Da muss ich schauen, was für meine Karriere der beste Schritt ist.”
Ich habe mich Schritt für Schritt weiterentwickelt und bin an meinen Aufgaben gewachsen.
Sein großer Ehrgeiz manifestiert sich also darin, dass er seinen großen Traum, in der Bundesliga zu spielen, weiterhin verfolgt – bisher ging es ja auch eher bergauf als bergab. Czichos analysiert gegenüber dem “Weser-Kurier”: “Ich habe mich Schritt für Schritt weiterentwickelt und bin an meinen Aufgaben gewachsen. In meinem letzten Jahr in Erfurt habe ich gemerkt, dass es klappen kann. Mit besseren Leistungen wächst dann auch das Selbstbewusstsein. Wenn man dann noch das totale Vertrauen der Mitspieler und natürlich des Trainers spürt, dann hilft das enorm.”
Czichos im Erfurter Trikot | Foto: Karina Hessland/Bongarts/Getty Images
Dieses Vertrauen spürte er auch in Kiel, wo sein Weg nun allerdings nach zwei Jahren endet – nicht ohne Verbitterung über das Scheitern in der Relegation. Nach dem Rückspiel konstatierte Czichos in der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” vielsagend: “Geld regiert nicht nur die Welt, sondern auch den Fußball, deshalb gibt es so einen Modus.” Hoffen wir für ihn und für uns, dass ihm eine Wiederholung im kommenden Jahr erspart bleibt.
Junger Familienvater mit beiden Beinen auf dem Boden
Neben dem Platz ist der junge Familienvater (sein Sohn kam Mitte 2017 zur Welt) gerne mal zuhause, die Familie sei das “absolut Wichtigste”, wie er der “Kreiszeitung” gestand. Zwischendurch bleibt allerdings schon Zeit für Abendessen mit Freunden oder einen Kinofilm, so Czichos gegenüber “Blog trifft Ball”. Auch über die Zeit nach der Karriere hat sich Czichos bereits Gedanken gemacht, er mache sich da allerdings keine Sorgen. “Ich habe genügend Grips, um auch später meine Familie ernähren zu können. Ich will aber unbedingt im Sport bleiben! Nicht als Trainer, aber irgendetwas drumherum auf jeden Fall.”
Bis es allerdings soweit ist, darf Czichos sich noch einige Jahre in Köln versuchen. Einen Vierjahresvertrag unterschrieb der kopfball- und spielstarke Abwehrspieler und peilt beim effzeh den nächsten Schritt an: Richtung Bundesliga. “Nach drei unvergesslichen Jahren in Kiel ist der Wechsel zum 1. FC Köln für mich eine große Chance, die ich unbedingt nutzen will. Der FC ist ein faszinierender Club und ich bin sicher, dass ich mich hier auch mit 28 Jahren fußballerisch noch weiterentwickeln kann. In den Gesprächen mit den FC-Verantwortlichen habe ich sofort großes Vertrauen gespürt. Das möchte ich zurückzahlen und in der Mannschaft meinen Teil dazu beitragen, dass wir für die treuen Fans die Ziele des FC erreichen”, so Czichos.