Weil Kapitän Lehmann gemessen an seinem Können und seinen sonstigen Leistungen ein solides Spiel ablieferte, dabei die meisten Pässe aller Kölner spielte und emsig versuchte Lücken zu stopfen, fällt der Blick an dieser Stelle auf den einzigen deutschen Nationalspieler im Team von Peter Stöger.
Jonas Hector konnte zum Saisonauftakt nur sehr wenige Argumente gegen Kritiker liefern, die den 27-Jährigen lieber als Linksverteidiger denn im Zentrum sehen würden. Dass Hector auch künftig dauerhaft im Zentrum auflaufen wird, darf angesichts der Aussagen vor der Saison und der Transferpolitik des effzeh, sicher angenommen werden. In Mönchengladbach war er seinem Team dort allerdings eher wenig von Nutzen.
Während Hector selbst als Linksverteidiger immer extrem häufig ins Aufbauspiel des effzeh eingebunden wurde, zeigte er sich im Borussia-Park seltsam unauffällig und zurückhaltend. Es schien oft so, als laufe das Spiel an Löws Konstante weitestgehend vorbei. Bis zum Ende hatte er gerade einmal knapp die Hälfte seiner Zweikämpfe gewonnen, dafür aber auch die zweitmeisten Ballverluste aller Kölner Feldspieler. Weder Ideen noch Stabilität gingen von Hector aus.
Eigenschaftsverlust mit Folgen
Dabei zeigte die für seine Maßstäbe höchst durchwachsene Leistung des Nationalspielers, wie wichtig er für das Spiel des effzeh ist. Passsicherheit, Stabilität, gute Antizipation und Zweikampfhärte waren die Attribute, die dem effzeh im Zentrum oft fehlten – gleichzeitig sind es genau die Eigenschaften, die Hector eigentlich auszeichnen.
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Gehen derartige Eigenschaften verloren, hat das direkte Auswirkungen auf das gesamte Spielkonzept des effzeh. Mehr lange und ungenaue Bälle, häufige Unterzahl auf den Außenpositionen, schnelle und (wie beim 0:1 gesehen) tödliche Ballverluste im Mittelfeld.
Isolierte Außenverteidiger, Flügelspieler, die beinahe ausschließlich mit Defensivaufgaben beschäftigt sind, Stürmer, die sich all ihre Chancen selbst erarbeiten müssen, und Innenverteidiger, die ohne Ideen aus dem Mittelfeld mit dem Spielaufbau überfordert sind. Derartige Szenarien sollten durch die Versetzung Hectors ins Mittelfeld eigentlich so unwahrscheinlich wie möglich gemacht worden sein. In Mönchengladbach war das nicht der Fall.
Höger schmort erneut auf der Bank
Natürlich sollte man Leistungen der Gesamtmannschaft nicht nur auf einzelne Personalien herunterbrechen, doch Jonas Hector ist eben der vielleicht wichtigste Spieler im System Stöger, normalerweise einer der absoluten Stabilisatoren der Mannschaft.
Zumindest nach diesem Spiel darf die Frage erlaubt sein, ob er das nicht als Linksverteidiger sogar in noch größerem Maße wäre – schließlich ist „Geschwindigkeit“ ja nicht die einzige Eigenschaft, die einen Linksverteidiger auszeichnet und mit Marco Höger saß ein Spieler 90 Minuten auf der Bank, der sich in der ersten Hälfte der letzten Saison auf jener Position im Zentrum auch oft auszeichnen konnte, nun aber schon seit einiger Zeit in Stögers Gunst etwas gesunken ist.
Nach einem Sieg gegen den HSV dürften derartige Diskussionen allerdings schon wieder nichtig werden. Und eines bleibt mit Abstand zur Derbyniederlage auch festzuhalten: Der effzeh traf am ersten Spieltag eben auch auf einen verdammt starken Gegner, der in einer derartigen Form auf dem besten Weg zurück in die Spitzenregionen der Bundesliga ist.