Nach dem längsten Training, dass wohl jemals am Geißbockheim stattgefunden hat stand Holger Stanislawski heute in einem ausführlichen Gespräch Vertretern von der Presse zur Verfügung. Themen waren unter anderem der Grund für das lange Training, das Entstehen eines Kuchens und natürlich die Mannschaft und der Kader mit ihren jeweiligen Besonderheiten.[pullquote]Du machst nicht nur den Ofen auf, und da steht der fertige Kuchen[/pullquote]
Stani vergleicht die Arbeit mit der Mannschaft mit dem Entstehen eines Kuchens. Er habe jetzt den Jungs alle Zutaten zur Verfügung gestellt. Die Zutaten müssen Stück für Stück, Schicht für Schicht zusammengefügt werden und sollen dann von den Spielern auf dem Platz verwendet werden. Nach 5 Wochen Laufwegschulung, die laut Stani den Spielern schon zum Hals raushängt, sei es nun an der Zeit für jeden einzelnen im Spiel zu erkennen, warum das gemacht wurde. Auch hier gibt es einige, die das schneller kapieren, einige etwas langsamer und so macnher gar nicht. Die Spieler sollen offensiv viele Möglichkeiten haben, Stanislawski spricht von einem Portfolio, das er den Spielern mitgeben möchte, aus dem sie dann die Kreativität schöpfen. Ziel sei es nicht, vorne einen Zielspieler zu haben, der mit langen Bällen gefüttert wird, sondern vielmehr Situationen zu kreieren, die ein schnelles Umschalten ermöglichen, um den Gegner zu überraschen. Und weil das alles sehr kompliziert ist, und oft erklärt werden muss, hat das heutige Training so lange gedauert.
Bezüglich der Kaderplanung und eventuellen Abgängen aus der Mannschaft stellte Stanislawski klar, dass niemand ausgemustert wird. Aber jeder Spieler verdiene eine reelle Chance auf Einsatzzeiten. Und dann ist es seiner Ansicht nach fairer, einem Spieler mitzuteilen, dass er es unter normalen Bedingungen nicht schafft, als ihn bei der Stange zu halten mit Versprechungen. Der Dialog mit den jeweiligen Spielern wird bereits geführt und auch weiter intern fortgeführt. Es gibt auch einen ziemlich genauen Ablaufplan, mit wem das Trainerteam sprechen wird und wann. Der Kader soll so klein wie möglich gehalten werden, um die begonnene Verdrahtung mit der U21 fortzuführen. Hier sollen bei mehreren Ausfällen die jungen Spieler hochgezogen werden und einfach mal eine Woche mit den Profis trainieren. Auf die Frage nach Yabo und Bazala-Mazana verriet der Trainer, dass Yabo auf eigenen Wunsch noch eine Woche länger bei der U21 bleiben möchte, um Spielpraxis zu sammeln (die U21 bestreitet diese Woche 2 Testspiele) und Bazala-Mazana hat wohl noch die Folgen seiner Verletzung aufzuarbeiten. Bezugnehmend auf den Umgang mit den Spielern, die das Trainerteam kritisch sieht, zitierte Stani aus dem Film Moneyball : “Lieber ein Schuss in den Kopf, als 5 Schüsse in die Brust und langsam verbluten.”
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Vermutlich wird zum Testspiel gegen Heerenveen ein 18er Kader berufen, wie bei einem richtigen Spiel. Auch die Anfangsformation wird schon zu erkennen sein, wobei auf 2-3 Positionen noch Unklarheit herrscht. Mitunter soll dem ein oder anderen für die letze Woche gezeigt werden, dass da durchaus noch mehr kommen könnte und auch den Spielenden das Gefühl zu geben, das sie gut gearbeitet haben in der Vorbereitung. Jetzt kommt der Leistungsdruck hinzu, heißt es darf um die Plätze gekämpft werden, aber immer im Sinne der Mannschaft. Einzelkämpfer sollen Tennis spielen gehen.
Die Frage nach der Rückkehr von Pedro Geromel in den Kader konterte Stanislawski mit: “Dann können wir ja bald eine 2. Mannschaft aufmachen” Mit dem Verweis auf die finanzielle Situation im Verein erklärte er nochmals, dass die Spieler, die ja auch eine bestimmte Qualität haben und gerne Fußball spielen möchten, weiterhin auf der Suche sind. Mit der Möglichkeit, dass einer der nicht mehr dem Kader angehörigen Spieler, keinen neuen Verein findet, beschäftige man sich dann bei Schließung des Transferfensters. Auch da werde man das Gespräch mit dem entsprechenden Spieler suchen. Aber natürlich ist es keine Option hier im Vorhinein Tore zu öffnen. Vor allem auch für die Spieler, auf die man jetzt baut. Man habe einen knappen, knackigen Kader aus jungen Leuten, wo es natürlich an Erfahrung fehlt, wo aber auch klar ist, dass sich jeder rennt “bis er sich auf die Zunge tritt”.
[pullquote]Hochverschuldet und hochmotiviert[/pullquote]
Auf die Frage zum Status quo des Effzeh im Bezug zu den Mitabsteigern sorgt der Trainer mit “Hochverschuldet und hochmotiviert” für lautes Gelächter. Die Wahrheit enthält oft die besten Pointen. Man wisse um die prekäre Situation aber man versuche das Beste daraus zu machen. Man habe nicht die Möglichkeiten von Eintracht Frankfurt letzte Saison, wo man letztendlich zwischen 4 Angreifern würfeln konnte. Stani fügte aber sofort an, dass das nicht heiße, das man mit dieser Mannschaft nicht erfolgreich Fußball spielen wolle. Und das will er auch von den Spielern gnadenlos verlangen.