Nachdem die Ganzkörperkontrollen von Stuttgart auch in anderen Medien aufgegriffen wurden, ist nun auch die polizeiliche Begründung für die Maßnahmen bekannt. Wie die “Stuttgarter Nachrichten” berichten, waren tatsächlich gezündete Feuerwerkskörper auf einem Rastplatz ausschlaggebend, diese wurden offenbar von in dem betroffenen Bus mitfahrenden Personen gezündet.
“Bei zwei Fans wurden Böller gefunden, das waren Selbstlaborate beziehungsweise verbotene osteuropäische Feuerwerkskörper“, erklärt Polizeisprecher Jens Lauer. Außerdem stellten die Beamten im Bus zwei weitere nicht erlaubte Knallkörper fest, die jedoch keinem der Insassen zugeordnet werden konnten.
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Auch die Ingewahrsamnahme der 28-Jährigen Kölnerin erfolgte auf richterlichen Beschluss: Sie hatte Widerstand gegen die Aufnahme ihrer Personalien geleistet und Beamten beleidigt. Gegen sie erfolgte eine Anzeige wegen Widerstands, wie der “Tagesspiegel” berichtet.
Der Reiseleiter des Fanclubs “Rut Wiess Colonia”, Klaus Schneppenheim, äußerte sich im “Express” zu den Kontrollen: “Als wir zurückkamen, war der Bus eine Müllhalde. Die Polizisten hatten ihn mit Hunden durchkämmt und verwüstet”, erklärt der 63-Jährige. Der zuvor erfolgten Ganzkörperkontrolle war Schneppenheim jedoch schlagfertig entgegengetreten: “Ich stand in Unterhose vor dem Beamten, da zog er einen Gummi-Handschuh drüber. Ich sagte: Passen Sie auf, was Ihnen entgegenkommt: Ich habe eine Darminkontinenz. Da stoppte er die Untersuchung.”
Auch der zukünftige Geschäftsführer des 1. FC Köln, Alexander Wehrle, äußerte sich zu dem Polizeieinsatz. “In meinen Augen ist in diesem Fall die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen nicht gegeben. Gerade in der jetzigen Diskussion um das DFL-Sicherheitspapier sehe ich das kritisch“, erklärte der 37-Jährige, der vermutlich schon im Januar nach Köln wechseln wird.
Die Stuttgarter Polizei hält ihre Maßnahmen für legitim und damit verhältnismäßig. Da diese Ansicht jedoch nach wie vor nicht von allen geteilt wird, kündigt der Vorsitzende der Kölner “AG Fankultur”, Richter Thomas Schönig, eine Aufarbeitung an: “Für eine Bewertung der Maßnahmen müssen wir den Polizeibericht vorliegen haben. Wir werden uns im Januar mit dem Fanclub Rut Wiess Colonia zusammensetzen.” Ob die Betroffenen gegebenenfalls juristisch gegen die Polizei Stuttgart vorgehen werden, ist noch nicht bekannt.