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Personalentscheidungen beim 1. FC Köln: Die “einvernehmliche” Lösung

Montage: effzeh.com Fotos: Maja Hitij/Lukas Schulze/Bongarts/Getty Images

Nach den Trennungen von Jörg Schmadtke und Peter Stöger beginnt der 1. FC Köln auch das neue Jahr mit einer Personalentscheidung. Erneut sieht der Club dabei nicht gut aus.

So ein Jahreswechsel ist für viele Menschen eine gute Gelegenheit, Dinge in Zukunft anders zu machen. Oder es sich zumindest vorzunehmen. Auch beim 1. FC Köln dürfte das rund um den Rutsch ins neue Jahr die Devise gewesen sein. Dennoch bleibt sich der Club auch beim nunmehr dritten Abgang eines wichtigen Mitarbeiters vergangener Tage irgendwie treu – und setzt damit eine Negativserie aus dem Vorjahr prompt fort. Es ist paradox, aber wahr: Die Trennung von Torwarttrainer Alexander Bade mag zwar irgendwie zum Neuanfang am Geißbockheim gehören, die Art und Weise des Abgangs erinnert aber erneut stark an das vergangene Jahr.

Nicht nur, dass mit Bade ein langjähriger, mit einem unbefristeten Vertrag ausgestatteter Mitarbeiter das Geißbockheim im Eiltempo verlassen hat – erneut folgt der Entscheidung auch eine öffentliche Kontroverse. Bade selbst widersprach der Mitteilung des Vereins prompt. Er habe nicht den Wunsch geäußert, als Torwarttrainer aufzuhören.

Bade und Ruthenbeck: Gespräch kurz vor Weihnachten

Kurz vor Weihnachten, soviel scheint jedenfalls sicher, kam es zum Gespräch zwischen Stefan Ruthenbeck und Bade, der nicht zufrieden mit seiner Position im Trainerteam war. Laut dem neuen Cheftrainer war es der 47-Jährige enge Vertraute von Ex-Trainer Peter Stöger, der dabei den Wunsch geäußert habe, nicht mehr im Team weiterarbeiten zu wollen. Über die Gründe habe Bade nur „Andeutungen“ gemacht, erklärte Ruthenbeck. Bade widersprach dieser Darstellung schnell: das Gespräch habe es so nicht gegeben. Wie schon bei der Posse um die gescheiterte Verpflichtung von Geschäftsführer-Kandidat Horst Heldt kam es also zum medialen Schlagabtausch. Jörg Neblung, ein Vertrauer Bades, trug auf Twitter seinen Teil bei: Die Darstellung des Vereins sei „unwahr”, erklärte er und stellte mit weiteren Tweets in Frage, wie „normal“ es sei, wenn man nach Jahren erfolgreicher Arbeit ans Geißbockheim komme und der Nachfolger sitze beim Trainer-Meeting bereits auf dem eigenen Stuhl.

Beim 1. FC Köln fasste man Bades Aussagen gegenüber Ruthenbeck kurz vor Weihnachten allerdings als mündliche Kündigung auf, suchte einen Nachfolger und fand ihn in Andreas Menger. Tatsächlich war der neue Torwarttrainer bereits am Dienstag vor Ort – eine Einigung mit seinem Vorgänger hatte der Verein da noch nicht gefunden. Es folgten die Aussagen Bades gegenüber der Presse. Bereits am Mittwoch verkündete der Verein dann die „einvernehmliche Trennung“ vom Torwarttrainer. Dem Vernehmen nach kassiert auch Bade, wie bereits Schmadtke und Stöger, eine Abfindung.

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Wie genau sich das Gespräch zwischen Ruthenbeck und Bade zugetragen hat, wird man wohl nie genau rekonstruieren können. Vielleicht hat Bade tatsächlich im Streit die Brocken hingeworfen, vielleicht hat Ruthenbeck ihn auch nur falsch verstanden oder beide haben aneinander vorbei geredet. Ähnliches gilt auch für die Fälle Schmadtke und Stöger – wer wann was mit wem besprochen hat oder nicht, lässt sich nicht detailgetreu zusammenfügen. Das alles spielt aber auch eigentlich keine große Rolle. Egal, wie es in den einzelnen Fällen nun wirklich gewesen ist, wird daran schließlich insgesamt deutlich: Die Kommunikation beim 1. FC Köln scheint auch im Jahr 2018 noch schwer gestört zu sein.

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Veh und seine kommunikativen Qualitäten: Eine Stärke?

Als Armin Veh als Nachfolger Schmadtkes verpflichtet wurde, hatte sich der Kölner Vorstand von dem ehemaligen Bundesliga-Trainer nicht nur sportliche Kompetenz erhofft. Vor allem die kommunikativen Talente Vehs hob FC-Präsident Werner Spinner bei der Präsentation seines neuen Geschäftsführers hervor. Der begann ironischerweise zwar mit einem eher undifferenzierten und unnötigen Seitenhieb in Richtung Ex-Trainer Stöger seine Arbeit, beförderte dann jedoch flott Ruthenbeck zum Cheftrainer und machte den Transfer von Simon Terodde klar. Tatsächlich schien es so, als würde sich die Außendarstellung des Vereins nach kurzem Gerumpel unter Veh normalisieren. Bis jetzt.

Dabei ist auch die Trennung von Bade durchaus legitim. Dass mit Menger ein ehemaliger Weggefährte Vehs als neuer Torwarttrainer auserkoren wurde, ist genauso irrelevant, wie der Umstand, dass Stöger der Patenonkel von Bades Sohn ist. Man kann schließlich durchaus die Meinung vertreten, dass es zu einem richtigen Neustart dazu gehört, das komplette Trainerteam auszutauschen. Mit der Trennung von Bade ist nun genau das geschehen.

Mit Frank Aehlig hatte Veh bereits auf anderer Ebene einen Vertrauten ins Geißbockheim beordert, weitere Veränderungen in der Scoutingabteilung gelten zudem als wahrscheinlich. Auch das ist legitim. Doch während strukturell offensichtlich neuer Schwung in den Laden kommt, scheint es kommunikativ unter Veh noch nicht zu sichtbaren Verbesserungen gekommen zu sein. Dass die Öffentlichkeit über die Inhalte eines Gesprächs zwischen Ruthenbeck und Bade rätselt, Ex-Torwarttrainer und neuer Cheftrainer sich gegenseitig in der Presse widersprechen und der Verein schlussendlich einen Tag nachdem Bade noch in anderer Position im Club weiterarbeiten sollte, die „einvernehmliche Trennung“ vom Torwarttrainer verkündet, unterstreicht das. Und es wirft erneut kein gutes Bild auf die Kölner Vereinsführung.

Veh: Keine vernünftige Lösung gefunden

Wenn es zu Missverständnissen, Unklarheiten oder sogar Streit im Trainerteam kommt, ist es schließlich die Aufgabe der sportlichen Geschäftsführung, den Zwist zu einer Einigung zu bringen – ohne dass es zur Schlammschlacht kommt. Nach dem Gespräch zwischen Torwart- und Cheftrainer kurz vor Weihnachten wäre bis zum Neujahrstag ausreichend Zeit dafür gewesen. Stattdessen erfuhr Bade dem Vernehmen nach als einer der letzten davon, wie der Verein seine Aussagen gegenüber Ruthenbeck interpretiert hatte – und dass mit Menger bereits ein Nachfolger verpflichtet wurde. Der Eklat am Dienstag wurde unausweichlich.

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Und so verkündet der 1. FC Köln nun bereits zum dritten Mal in dieser Saison eine „einvernehmliche Trennung“. Und zum dritten Mal weiß jeder, dass sie eigentlich nicht einvernehmlich ist. In der Pressemitteilung über die Vertragsauflösung sparte sich die Kölner Geschäftsführung um Veh dann auch direkt jeglichen Kommentar zum Abgang des langjährigen Mitarbeiters. Das mag an den öffentlichen Aussagen Bades liegen. “Kommunikativ und führungsstark”, wie Spinner seinen neuen Geschäftsführer zu Dienstbeginn lobte, wirkt das alles allerdings nicht unbedingt.

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