Ist ein Neubau wirklich notwendig, wie soll der finanziert werden und passt das zu den Werten des Clubs? Der “Südkurve 1. FC Köln e.V.” hat Fragen an den Vorstand.
Neben der Europapokal-Rückkehr und dem sportlichen Fehlstart beschäftigen den 1. FC Köln derzeit vor allem zwei andere Themen: Die Mitglieder-Initiative “100%FC”, die Investoreneinstiege nur mit Zustimmung der Mitglieder sicherstellen will, und die Frage nach der Zukunft des Müngersdorfer Stadions. Zu letzterer hat sich nun der “Südkurve 1. FC Köln e.V.”, ein Zusammenschluss diverser Fanclubs, die sich auf der Südkurve zu Hause fühlen, zu Wort gemeldet.
Mit einem offenen Brief fordern die Anhänger vom Vorstand des 1. FC Köln Antworten auf offene Fragen, mehr Einsatz für den Standort Müngersdorf und Mitbestimmung der Mitglieder, sollte ein Standortwechsel tatsächlich nötig sein. “Dieser Sehnsuchtsort aller FC-Fans darf nur aufgegeben werden, wenn sich dies nach sorgfältiger Prüfung und öffentlicher Diskussion als tatsächlich unvermeidbar erweist und daher dann auch die notwendige Zustimmung der Mitglieder fände.”
Sind 75.000 Plätze wirklich nötig?
Desweiteren hinterfragen die Anhänger die von Vereinsvertretern oft betonte Notwendigkeit einer deutlich höheren Zuschauerkapazität. “Ein wirtschaftlicher und größentechnischer Vergleich mit Clubs spricht gegen Ihren behaupteten Bedarf eines Stadions mit 75.000 Plätzen: Der FC Bayern hat eine Mitglieder-Stadionkapazitätsrate von 3,8 zu 1; Benfica Lissabon von 2,9 zu 1”, erklären die Fans ihren Standpunkt und monieren: “Unser FC, welcher noch ein wenig von den Erfolgssphären der genannten Klubs entfernt sein mag, hätte in der Zukunft ein Verhältnis von 1,25 zu 1! Das erscheint in Betracht des sportlichen Rückblicks auf die zurückliegenden drei Jahrzehnte sehr verwegen.”
Foto: SASCHA SCHUERMANN/AFP/Getty Images
Auch die Finanzierung eines möglichen Neubaus inklusive der dafür notwendigen Infrastrukturmaßnahmen analysiert der Fanclub-Verbund in seinem offenen Brief und kommt zu dem Schluss, dass ein Neubau nur mit Unterstützung von mindestens einem Investor möglich sei. “Ein Neubau bis 2024 bedingt, dass Sie schon jetzt konkrete Verhandlungen mit Investoren führen müssen, um einen bereits heute unrealistisch engen und preistreibenden Zeitplan halten zu können”, heißt es dort. Vom Verein sollte zumindest dargelegt werden, “um welchen Typus von Investoren es sich handelt und aus welchem Land sie stammen”, fordern die Fans. Außerdem werden Fragen bezüglich der Einbindung des Mitgliederrats in den Prozess, des Zeitplans, der Planung und der Risiko-Nutzen-Analyse des Vorhabens aufgeworfen.
Antworten auf offene Fragen gefordert
Schlussendlich fragen die Anhänger aber vor allem: “Warum suchen die Verantwortlichen nicht mit den eigenen Fans und der Stadt Köln den Schulterschluss, um einen Erhalt des Standortes Müngersdorf nachhaltig zu ermöglichen?” Dass bei einem Neubau in Kauf genommen würde, dass das alte Stadion für die Stadt Köln zu einem Millionengrab werden könnte, passe zudem nicht zu den Werten des Clubs, der eine so enge Bindung zu seiner Stadt als eine seiner Hauptstärken sieht.
“Wir fordern alle Verantwortlichen dazu auf, sich eben jener Verantwortung gegenüber unserem Verein bewusst zu werden und Antworten auf die genannten Fragen zu geben, bevor der Stadionstandort Müngersdorf überhaupt nur ernsthaft zur Diskussion gestellt wird”, heißt es abschließend in dem Offenen Brief.