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Interviews

“Nur einmal nach Europa”-Macher: “Wollte den ganzen Wahnsinn für die Ewigkeit festhalten”

Durch den Bildband “Nur einmal nach Europa” bleiben die Emotionen rund um die Europapokal-Auftritte des 1. FC Köln lebendig. Wir sprachen mit Fotograf und Autor Sebastian Bahr über sein Projekt.

Nur einmal nach Europa Bildband Interview Sebastian Bahr 1. FC Köln Europapokal
Foto: Sebastian Bahr

Wie war in der ganzen Zeit der Kontakt zum 1. FC Köln? Gab es Unterstützung oder gar Bedenken?

Den einzigen Kontakt war beim Thema Akkreditierungen, das hat soweit auch ganz gut funktioniert. Für Borissow wurde es etwas eng, weil man sich beim Staat nochmals anmelden muss – was mir der FC leider erst sehr spät mitgeteilt hat. Das hat sich dann aber schnell mit den weißrussischen Behörden klären können. Mehr als diese Unterstützung für das Buch wollte ich auch gar nicht, denn ich wollte frei in meinen Entscheidungen bleiben, was letztlich hineinkommt und was nicht. Mir war klar, dass das spätestens mit dem Spiel in Belgrad nicht möglich gewesen wäre. Ich wollte halt den kompletten „Wahnsinn Europa“ zeigen und nicht nur die positiven Seiten.

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Am Ende waren es drei teilweise spektakuläre Touren mit vielen Emotionen. Du sagtest bereits, dass du viel herauslassen musstest. Wie viel ist der Schere zum Opfer gefallen?

Ich habe knapp 7.000 Bilder gemacht bei den sechs Spielen, es haben etwa 170 Stück den Weg ins Buch gefunden. Pro Partie hatte ich 60 bis 100 Fotos in der engeren Auswahl, letztlich musste ich dann auf 20 bis 30 Stück reduzieren. Das ist natürlich immer eine schwierige Entscheidung.

Nur einmal nach Europa Bildband Interview Sebastian Bahr 1. FC Köln Europapokal

Foto: Sebastian Bahr

Der Fokus von „Nur einmal nach Europa“ liegt klar auf Emotionen, auf den Fans – weniger auf dem sportlichen Aspekt. War das für Dich ein Ansatz, um sich ein wenig von möglicher Konkurrenz abzuheben?

Das hatte verschiedene Gründe. Zum einen bin ich zwar ganz gut ausgerüstet, aber eben kein Sportfotograf. Mir macht das auch weniger Spaß. Ich wollte immer ein Buch über die Fans machen, deswegen sind eher wenig Fußballbilder dabei. Das ist für mich Beiwerk, der Schwerpunkt liegt klar bei den Fans und das Drumherum. Spielszenen aus den jeweiligen Partien zum Beispiel haben die Leute halt auch x-mal gesehen, darauf sollen sich die Leute konzentrieren, die das auch besser fotografieren können.

Ich habe mein Projekt ganz offen mit den großen Kölner Gruppen kommuniziert. Das Feedback war überraschend positiv, teilweise waren die Jungs und Mädels für „Nur einmal nach Europa“ Feuer und Flamme. Ich hatte zu großen Teilen freie Hand, die Gruppen haben das Buch auch vor der Abnahme nochmals zu Gesicht bekommen.

Du hast oft die Fanszene abgelichtet, aber auch einzelne Fans auf den Bildern. Verpixelt, wie sonst bei Ultragruppen üblich, wurde von dir gar kein Gesicht. Musstest du auf spezielle Dinge im Umgang mit diesem Thema achten?

Es war von Anfang klar: Ich mache keine Pixelparty! (lacht) Ich habe mein Projekt ganz offen mit den großen Kölner Gruppen kommuniziert. Das Feedback war überraschend positiv, teilweise waren die Jungs und Mädels für „Nur einmal nach Europa“ Feuer und Flamme. Ich hatte zu großen Teilen freie Hand, die Gruppen haben das Buch auch vor der Abnahme nochmals zu Gesicht bekommen. Alle freuen sich über eine geile Erinnerung für die nächsten Jahre und Jahrzehnte.

Nur einmal nach Europa Bildband Interview Sebastian Bahr 1. FC Köln Europapokal

Foto: Sebastian Bahr

Ursprünglich sollte „Nur einmal nach Europa“ ein reiner Bildband werden, nun sind zu allen sechs Europapokal-Partien und dem Mainz-Heimspiel Texte hinzukommen. Warum hast du dich dazu entschlossen?

Für mich war eigentlich früh klar, dass ich irgendwie eine Art Tagebuch führen möchte. Es sind ja auch keine episch langen Werke, die ich zu den Fotos gestellt habe. Ich wollte meine Sicht der Dinge aufschreiben, daher wirken die Texte schon etwas fanzine-mäßig. Man muss da auch nicht immer meiner Meinung sein, wenn wir mal auf Belgrad schauen. Es sind meine Erlebnisse, daher nehmen die Auswärtsspiele natürlich mehr Platz ein als die Heimpartien. Wie gesagt: Ich hätte gerne noch Interviews hineingenommen, aber am Ende war mir der Platz dafür zu schade.

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