Ein Wahnsinn, den Du als leidenschaftlicher FC-Fan miterlebt hast. Wie schwierig war es da für dich, sich einfach auf das Knipsen zu konzentrieren?
Das war schon nicht so leicht (lacht). Ich war wirklich von mir selbst überrascht, besonders in zwei Momenten. Beim Mainz-Spiel, als Jonas Hector das 1:0 schießt, wo ich in all dem Jubel einfach nur funktioniert habe. Und in London, als wir bei Arsenal in Führung gegangen sind: Anstatt mich zu freuen habe ich diesen Wahnsinn dort festgehalten. Ich habe mich natürlich auch gefreut, aber das war in dem Moment dann einfach wichtiger.
Das ist mein Ding, ich hatte diesen Traum. Ich war wirklich von mir selbst überrascht, besonders in zwei Momenten. Beim Mainz-Spiel, als Jonas Hector das 1:0 schießt, wo ich in all dem Jubel einfach nur funktioniert habe. Und in London, als wir bei Arsenal in Führung gegangen sind: Anstatt mich zu freuen habe ich diesen Wahnsinn dort festgehalten.
Kam dir irgendwann der Gedanke, dass du das lieber auf der Tribüne auskosten möchtest anstatt Fotos davon zu machen, wie andere das tun?
Definitiv nicht. Ich habe das auch schon davor so gehalten, dass ich in der Beobachterrolle etwas außen vor war. Das ist mein Ding, ich hatte diesen Traum. Natürlich gibt es Momente wie in der zweiten Halbzeit in Belgrad, wo du denkst: Alter, was mache ich hier für einen Scheiß? Das Spiel war scheiße, die Stimmung nach den Vorfällen war total durch und es war arschkalt.
Foto: Sebastian Bahr
Hattest du bei der Auslosung gedacht, dass das eine solche Rutsche werden wird? Arsenal, BATE und Roter Stern klang ja schon recht vielversprechend.
Ich habe die Auslosung auf einer Hochzeit verfolgt, die ich als Fotograf begleitet habe. Im ersten Moment war ich etwas enttäuscht, das muss ich ehrlich sagen. Ich kann mit dem englischen Fußball null anfangen und hätte lieber Mailand gehabt. Aber im Nachhinein war es das perfekte Los: Die Masseninvasion auf der Insel mit einem großen Namen, der gezogen hat. Mit BATE gab es einen geilen Exoten, ein komplett anderes, spannendes Land. Und Belgrad war für viele halt der erhoffte Stop auf dem Balkan. Da hatte ich für die Bilder echt einiges erwartet, was dann ja auch so kam. Extrem schade, dass wir nicht weitergekommen sind – das wäre in dieser Gruppe echt machbar gewesen.
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Unterschiedliche Gegner, unterschiedliche Touren, unterschiedliche Länder: Der Europapokal bot für die Fans des 1. FC Köln echt einiges. Was ist dein Highlight, das dir besonders in Erinnerung bleiben wird?
Alles. Jeder der drei Trips war grundverschieden. London kenne ich als Tourist, aber mit den beiden Märschen, den Treffpunkten und die Stimmung im Stadion war das schon ein Erlebnis für sich. Der Torjubel, das „En unserem Veedel“ und die Gesänge nach dem Spiel: Wow! Borissow war schon etwas anders, aus Sicht der Szene fast schon familiär. Das Land war komplett anders, mitunter schon etwas verrückt: Für Minsk waren meine Erwartungen doch anders, es gab sehr viel Prunk und Protz und die Stadt war dazu sehr sauber. Selbst nachts waren dort noch Menschen am Kehren und am Putzen. Belgrad war für mich – im Vergleich zu den beiden anderen Partien – das schwächste Ding. Ich bin mit einem Großteil der Szene angereist und saß fast nur im Bus. Die Stadt, die sehr cool sein soll, habe ich leider nicht gesehen. Das Ergebnis und das ganze Drumherum haben ihr Übriges getan.
Gab es denn für dich als Fotograf Schwierigkeiten bei den Touren?
In Minsk habe ich mich extrem zurückgehalten, was beispielsweise das Fotografieren der Polizei anbetrifft. Ich habe die Ordnungskräfte dort als nicht sehr freundlich empfunden, das hätte schnell in die Hose gehen können. London war eigentlich total unproblematisch, auch wenn ich nicht direkt vor dem Gästeblock fotografieren konnte, weil die Stewards etwas überfordert mit der Kölner Invasion waren und daher den Bereich vor der Gästekurve geräumt hatten. In Belgrad war ich erst zehn Minuten vor Anpfiff im Stadion, das war etwas stressig.
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Emotionen als Fundament für “Nur einmal nach Europa”