Wie wahrscheinlich in jedem Jahr könnte man mit den Namen, die als Neuzugänge des ruhm- und glorreichen 1.FC Köln gehandelt werden, eine durchaus konkurrenzfähige Fußballmannschaft bestücken. Wenn man bedenkt, dass unter der Regie von Jörg Schmadtke, Alexander Wehrle und Peter Stöger die vorher breit herumposaunten Interna mittlerweile fast gar nicht mehr an die Presse geraten, ist es doch schon erstaunlich, dass dennoch über Wochen die Vor- und Nachteile der Verpflichtung von Spielern diskutiert werden, die viele Fans a) noch nie haben spielen sehen und b) noch nicht einmal ansatzweise als realistische Option für die Ergänzung des effzeh-Kaders gelten. Demzufolge setzte man sich mehr oder weniger freiwillig daran, die Wahrscheinlichkeit eines Transfers abzuklopfen und sich mit den Namen zu beschäftigen.
Kein Tag ohne Sané
Die absolute Hauptrolle kam in diesem Zusammenhang dem Senegalesen Salif Sané zu, dessen Geschichte alles hatte, was eine erhitzte Transferperiode braucht. Hier der geldgierige, unsympathische Mäzen des abgebenden Vereins, der sein Tafelsilber nur für eine völlig utopische Summe ziehen lassen will, während auf der anderen Seite der ruhige und sympathische Verein aus Köln mit der Möglichkeit lockt, in einer mehr als konkurrenzfähigen Mannschaft Bundesliga zu spielen. Ergänzt man zu dieser an sich schon prickelnden Geschichte noch die enge Beziehung zwischen Kölns Toptorjäger Anthony Modeste und Sané, stellen sich automatisch die benötigten Emotionen ein, um sich tatsächlich jeden Tag mit der Thematik auseinanderzusetzen. Wohltuend waren da gestern die von Peter Stöger gegenüber dem “Geissblog.Köln” geäußerten Worte, dass die Akte Sané nach all den Querelen jetzt doch geschlossen werde und vorerst kein Transfer zustande kommen würde. Wer hätte das gedacht! Und was soll nur jetzt aus dem effzeh werden!
Gewiss, Salif Sané hätte durchaus Qualitäten, die dem effzeh gut zu Gesicht stehen würden. Es scheint aber in dieser Geschichte vergessen worden zu sein, dass ein möglicher Transfer des Senegalesen höchstwahrscheinlich nicht den Ausgang der kommenden Saison 2016/2017 entscheidend beeinflusst hätte. Wenn man sich vor Augen führt, dass der effzeh nach der besten Saison der letzten 24 Jahre einen bisher mehr als ansprechenden Transfersommer verbracht hat, sind einige Reaktionen doch etwas mehr als nur schwer nachzuvollziehen.
Es gab tatsächlich Neuzugänge!
Die Abgänge von Gerhardt, Vogt, Hosiner, Svento und Mesenhöler reißen kein so großes Loch in das effzeh-Kollektiv. Dass ein Spieler wie Gerhardt den Verein verlässt, ist ein natürlicher Vorgang, der auf dem Weg der sportlichen und wirtschaftlichen Konsolidierung eingeplant ist und dementsprechend eigentlich keine Panikattacken mehr hervorrufen sollte. Svento und Hosiner wurden durch Rausch und Rudnevs eins zu eins ersetzt, tendenziell hat sich der effzeh hier sogar verbessert. Vogts Wechsel nach Hoffenheim war vielleicht der einzige, der etwas schwerer nachzuvollziehen war, obwohl mit Höger und dessen Hingabe zum effzeh kein so schlechter Ersatz verpflichtet werden konnte.
Viel beruhigender ist jedoch, dass der effzeh nach wie vor versucht, jungen Spielern aus der eigenen Jugend nicht durch einen millionenschweren Transfer die Zukunft zu verbauen. Stellvertretend dafür stehen Salih Özcan, der momentan noch verletzte Marcel Hartel und Ersatztorwart Sven Müller. Hartel hat seine grundsätzliche Bundesligatauglichkeit bereits in Ansätzen unter Beweis gestellt und wird leider erst wieder im September eingreifen können. Özcans bisherige Perfomance in der Vorbereitung zeigt, dass der 18-Jährige durchaus in der Lage ist, sich an Qualität, Intensität und Tempo im Profifußball anzupassen. Ohne bei ihm alles überstürzen zu wollen, kann die kommende Saison für ihn bereits ein erstes volles Profijahr bedeuten – so hat Gerhardt schließlich auch mal angefangen. Dass mit Sven Müller der dritte Kölsche Jung in der Torwartriege steht, ist wohl weniger emotionalen, als tatsächlich sportlichen Gründen geschuldet und dementsprechend ebenfalls ein guter Schritt.
Besondere Bedingungen im Transferfenster des Sommers 2016
Ein Spieler wie Pawel Olkowski scheint darüber hinaus nach seinem eher unbefriedigenden letzten Halbjahr (über die Gründe schweigen wir uns aus) ebenfalls seine Form wiederzufinden. Überdies wird bei der Beurteilung des bisherigen effzeh-Transfergebahrens vergessen, dass mit Timo Horn und Jonas Hector zwei überdurchschnittlich gute Bundesliga- und (potenzielle) Nationalspieler ihren Verbleib für die kommende Saison zugesichert haben, obwohl im Fall Hector das letzte Wort noch aussteht.
[perfectpullquote align=”left” cite=”” link=”” color=”” class=”” size=””]”Unter Vorbehalt des größten Verletzungspechs aller Zeiten (ihr seid gefragt, Benni Kugel und Klaus Maierstein!) ist dieser Kader konkurrenzfähig. Punkt.”[/perfectpullquote]Sollte der Linksfuß bleiben, wäre das für meinen Geschmack nicht durch zwei millionenschwere Verpflichtungen von gestandenen Bundesligaspielern aufzuwiegen. In Sachen Identifikation, Qualität und Potenzial scheint es keinen Spieler zu geben, der ihm in dieser Hinsicht das Wasser reichen könnte. Als weiterer relevanter Faktor, der in der Beurteilung des Transfergeschehens zu kurz kommt, bezieht sich darauf, dass das Transferfenster noch bis Ende August geöffnet ist. Aufmerksame Beobachter werden sagen, dass dies tatsächlich jedes Jahr der Fall ist. Das Jahr 2016 ist aber insofern anders, als dass durch die Europameisterschaft, Olympia und die daraus resultierende Spieltagsplanung der DFL der zweite Spieltag für den effzeh erst am 10. September stattfindet. Das ist normalerweise der Zeitpunkt, an dem bereits der erste Trainerwechsel in der Bundesliga stattgefunden hat, während in diesem Jahr noch nicht allzu viel Aussagekraft über die Konkurrenzfähigkeit eines Teams hergestellt werden kann. Hinzu kommt, und damit wäre die Möglichkeit eines weiteren effzeh-Transfers wieder Thema, dass sich aufgrund der noch ausstehenden Bewegung auf dem Markt durchaus noch die ein oder andere Gelegenheit für den effzeh ergeben könnte. Vier Wochen verbleiben.
Die gegenteiligen Meinungen zur Transfersituation können auch dadurch entschärft werden, dass der effzeh mit drei Torhütern (Horn, Kessler, Müller), zehn möglichen Defensivspielern (Mavraj, Maroh, Heintz, Sörensen, Risse, Olkowski, Klünter, Mladenovic, Rausch, Hector), zwölf möglichen Mittelfeldspielern (Lehmann, Höger, Hector, Hartel, Bittencourt, Zoller, Osako, Jojic, Özcan, Mladenovic, Rausch, Risse) und fünf Angreifern (Modeste, Guirassy, Zoller, Rudnevs, Osako) ziemlich breit aufgestellt ist. Unter Vorbehalt des größten Verletzungspechs aller Zeiten (ihr seid gefragt, Benni Kugel und Klaus Maierstein!) ist dieser Kader bereits in dieser Konstellation konkurrenzfähig. Punkt.