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Kurz & Knapp

Neuer Bericht, alte Fehler

Der neue Jahresbericht der “ZIS” ist da und wieder ist die Rede von einem “hohen” Gewaltniveau im Fußball.

Foto: effzeh.com
© effzeh.com

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Die Polizei NRW hat am heutigen Montag die neueste Auflage des Jahresberichts der “Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze” (ZIS) veröffentlicht. Für die Saison 2012/2013 attestieren die Polizei-Statistiker dem deutschen Fußball einen zahlenmäßigen Rückgang des “Gewaltproblems”. Gleichwohl wird auf den massiven Anstieg von Einsatzstunden der Ordnungshüter hingewiesen. Obwohl diese im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls gesunken sind.

Dennoch wird in der Zusammenfassung ausgeführt: “Damit bewegen sich Sicherheitsstörungen und gewalttätiges Verhalten im Zusammenhang mit Fußballveranstaltungen nach wie vor insgesamt auf einem saisonal schwankenden, jedoch weiterhin hohen Niveau.” 

effzeh.com möchte an dieser Stelle auf die ausführliche Analyse des letztjährigen Berichts hinweisen, der vor allem zum Ergebnis hatte, dass von einem besonderen “Gewaltproblem” im Fußball kaum die Rede sein kann. Auch methodisch gab es einige Kritikpunkte an der Erhebung – diese scheinen auf den ersten Blick auch dieses Jahr zu gelten. Nach wie vor werden die erhobenen Zahlen gar nicht oder nur ungenügend in Relation zur Gesamtbesucherzahl gesetzt.

In der Saison 11/12 besuchten 18,7 Millionen Zuschauer die Spiele der ersten und zweiten Bundesliga, dabei wurden 1142 (inkl. Polizeibeamte) verletzt, das entspricht 0,0061% der Stadionbesucher.

Zum Vergleich die diesjährigen Zahlen: Bei 18,0 Millionen Besuchern wurden 788 Personen (inkl. Polizeibeamte) verletzt, das entspricht 0,0043% der Besucher. Hier ist also ein Rückgang und damit eine positive Entwicklung zu vermelden. Zur Anzeige gebracht wurden 428 Körperverletzungen, das entspricht 26,1% aller eingeleiteterer Verfahren (insgesamt 1642). Was wiederum bedeutet, dass lediglich 0,0023% der Stadionbesucher wegen Körperverletzung angezeigt wurden – wohlgemerkt im Rahmen von 755 erfassten Spielen.

Und wenn die zwei Nullen nach dem Komma noch nicht ausreichen um zu verdeutlichen, dass das ein sehr kleiner und keineswegs erschreckender Anteil ist, kann man sich zum Vergleich mal die gleiche Rechnung für das Oktoberfest (2012) anschauen: Bei 6,4 Millionen Besuchern gab es 439 Anzeigen wegen Körperverletzungen, das entspricht einem Anteil von 0,0068% der “Wiesn”-Besucher.

Daraus schließen lässt sich maximal, dass wo viele Menschen sind, auch immer etwas passieren wird. Und vielleicht auch, dass dort, wo viele Polizisten sind, auch einfach mehr Vergehen zur Anzeige gebracht werden. Ein “hohes Niveau” in Bezug auf gewalttätiges Verhalten bei Fußballspielen daraus abzuleiten? Schwer möglich.

 

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