Gegen eine unbequem spielende Mannschaft aus Augsburg spielt der effzeh vor heimischem Publikum 0:0 – auch so etwas gehört zur Entwicklung, findet unser Nachspiel.
Nein, es war mit Sicherheit kein Spektakel, was der 1. FC Köln am Samstag gegen den FC Augsburg ablieferte – die unzufriedenen Mienen der Spieler nach Abpfiff zeigten, dass man sich durchaus etwas mehr vorgestellt hatte. Das Duell gegen die Fuggerstädter endete nicht damit, dass die Fans des effzeh mit dem wohligen Gefühl eines Sieges die Heimreise antreten konnten.
Nach dem ekstatischen 2:1-Erfolg im Derby gegen Mönchengladbach, der von der Südtribüne auch nach Abpfiff des Spiels gegen den FCA immer noch frenetisch gefeiert wurde, hatte man vor dem Spiel erwartet, dass es einfach so weitergehen würde – und der effzeh ohne große Probleme, “in Adiletten” quasi, wie ein früherer Präsident sagen würde, den Gegner aus Müngersdorf prügeln würde. Nun, leider wachsen die Bäume nicht in den Himmel und leider ist auch Bundesligafußball in Müngersdorf kein Wunschkonzert, sodass man sich für den 12. Spieltag mit einem torlosen Unentschieden begnügen muss. Zwar ist so etwas nicht wirklich sexy, doch im Entwicklungsprozess des effzeh muss ein solches Ergebnis dann einfach auch mal akzeptiert werden. Thomas Kessler meinte nach dem Spiel, dass man ein solches Spiel in den letzten Jahren wohl vielleicht noch verloren hätte und traf damit auf den Punkt, was viele dachten. Wenn es eben vorne nicht klappt mit dem Toreschießen, muss zumindest hinten auch sichergestellt sein, dass man keines fängt. Und es ist eben auch Bestandteil eines Entwicklungsprozesses, die richtigen Lehren aus so einem Spiel zu ziehen, in dem sich der Gegner exakt der Tugenden bedient, die die Grundlagen dessen bilden, was der effzeh heute darstellt.
Augsburg unbequem, aber nicht unfair
Dabei war es nicht so, dass die Augsburger in irgendeiner Form unfair zu Werke gingen. Zwar war es ein umkämpftes, phasenweise sogar zerfahrenes Spiel mit insgesamt fünf gelben Karten, die alle im Zeitraum von der 20. Minute bis zur Halbzeitpause verteilt wurden. Auch die Foulstatistik wies kein enorm brutales Spiel aus, das bewegte sich alles im Rahmen. Führt man sich vor Augen, in welcher Situation der FCA nach Köln reiste, kann man schon nachvollziehen, wieso der Tabellenzwölfte darauf aus war, den Spielfluss des effzeh möglichst häufig zu unterbrechen – durch ein taktisches Foul, die paar Sekunden, die man nach einem erlittenen Foul mal länger liegen bleibt oder eben den Dialog mit dem Schiedsrichter, den man nach jeder halbwegs umstrittenen Szene sucht. Reist man zu einer Mannschaft aus dem oberen Segment der Tabelle, die darüber hinaus noch seit mehr als einem halben Jahr zuhause nicht mehr verloren hat, muss man eben zusehen, wie man da positiv herauskommt – von daher legitimiert sich die Herangehensweise der Augsburger. Dass jedoch die gesamte Bank nach jeder Aktion aufspringt und mit dem Schiedsrichter diskutieren möchte, halte ich dann doch für etwas übertrieben.
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Ansonsten erledigte der FCA seinen Job aber solide, gar effzeh-like: tiefe Anordnung des Defensivblocks, intensives Mittelfeldpressing und hohe Leidenschaft fürs Verteidigen. Alles Zutaten, die auch den effzeh in den letzten beiden Jahren den ein oder anderen Punkt gebracht haben. Die äußeren Mittelfeldspieler Jonathan Schmid und Philipp Max positionierten sich teilweise so tief, dass sie die Aufrückbewegungen der effzeh-Außenverteidiger Rausch und Sörensen komplett mitgingen. Dass es dann 25 Meter vor dem Tor schwierig wird, Räume zu besetzen und produktiv zu nutzen, ist nur die logische Konsequenz.
Zu Beginn starker Osako
Doch gerade zu Beginn der Partie gelang dies dem effzeh erstaunlich gut. Insbesondere Yuya Osako ließ sich immer wieder als Anspielstation in den Zwischenlinienraum fallen und konnte dort mit seiner enormen Ballsicherheit Anspiele festmachen, weiterleiten oder mit Tempo andribbeln. Beispielhaft dafür steht die Szene in der elften Minute, als sich Osako gegen mehrere Augsburger durchsetzte, Marwin Hitz seinen etwas zu unplatzierten Schuss jedoch abwehren konnte. Auch drei Minuten später zeigte der effzeh, dass man spielerisch über deutlich mehr Optionen verfügt als noch in den Vorjahren: ruhiger und geduldiger Aufbau brachte den Ball auf die Außenposition, von der Konstantin Rausch eine gute Flanke auf Anthony Modeste schlug, dessen Kopfball allerdings über das Tor ging. Diese beiden Szenen standen sinnbildlich dafür, dass der effzeh durchaus einen gepflegten Ball spielen kann. Thomas Kessler wurde auf der Gegenseite in den Anfangsminuten jeweils einmal von Stafylidis und Max gefordert, erledigte diese Prüfungen aber souverän. Ansonsten aber überließ der FCA dem effzeh den Ball und versuchte, die Geißböcke zu entnerven. Im zweiten Durchgang reagierte Schuster auf die starke Leistung von Osako bis dahin, Halil Altintop wurde etwas tiefer positioniert und konnte deswegen seiner Mannschaft in der Arbeit gegen den Ball die Unterstützung zuteil werden lassen, die vielleicht vorher gefehlt hatte. Nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Marco Höger, der einen Schlag aufs Knie abbekam, rückte Osako ohnehin eine Position nach hinten, um im Mittelfeldzentrum Jonas Hector beim Spielaufbau zu unterstützen. Der Lette Rudnevs sollte die Statik im Spiel des effzeh insofern verändern, als dass er durch seine zusätzliche Präsenz die beiden Innenverteidiger des FC Augsburg binden sollte, um Anthony Modeste ein wenig mehr Freiraum zu ermöglichen – erst in der 66. Minute sollte dies das erste Mal gelingen, als der Franzose eine Hereingabe von Rausch nicht aufs Tor bringen konnte. Gegen Ende der Partie fand der effzeh dann im Raum 25 Meter vor dem Augsburger Tor nicht mehr die richtigen Lösungen, auch weil die Gäste durchweg konzentriert blieben.
Dies ist sicherlich einer der Kritikpunkte, da die Spieler des effzeh häufig in Eins-gegen-Eins-Situationen die falsche Entscheidung trafen und den letzten Pass in den Sechzehner nicht gut genug spielten.
Einzig nach einer Vielzahl an Kopfbällen an und im Augsburger Strafraum keimte noch einmal Gefahr auf, Marwin Hitz war allerdings beim Volley des eingewechselten Marcel Hartel schnell unten. Im Gegensatz zu vorherigen Heimspielen in der Vergangenheit gegen den FCA sollten allerdings auch die Gäste kein Tor mehr erzielen, sodass es letztlich beim 0:0 blieb.
Ist jetzt alles schlecht? Wohl kaum
Wie geht man jetzt damit um? Nun, 22 Punkte nach zwölf Spielen sind für den effzeh nach wie vor mehr als gut. Wichtig ist auch, dass die Fans die Bodenhaftung nach dem bisherigen guten Saisonverlauf nicht verlieren – ein solches Spiel zu bestreiten, in dem der effzeh vor eigener Kulisse leichter Favorit ist, ist eine relativ neue Situation für die Mannschaft, mit der sie erst einmal umzugehen lernen muss. Peter Stöger war insgesamt jedoch zufrieden und wusste das Spiel in den Gesamtkontext einzuordnen: “Wir haben in dem Spiel viel richtig gemacht. Wir waren gefühlt überlegen und haben viel unternommen. Eine Entwicklung geht nicht von Montag auf Mittwoch, sondern ist langfristig.”
Ein Mann, ein Wort. Am nächsten Samstag in Hoffenheim wartet eine andere Konstellation auf den effzeh, in der sich die Mannschaft vielleicht etwas wohler fühlt.