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Nachruf auf Anton “Toni” Regh: Eine Frohnatur mit großem Herzen für den 1. FC Köln

Zweimal Meister, einmal Pokalsieger: Anton “Toni” Regh stand zwar nie in der ersten Reihe, war aber wesentlicher Bestandteil legendärer Mannschaften. Ein Nachruf auf eine Frohnatur, deren großes Herz für den 1. FC Köln und seine Heimat schlug.

Foto: Dirk Unschuld

Zweimal Meister, einmal Pokalsieger: Anton “Toni” Regh stand zwar nie in der ersten Reihe, war aber wesentlicher Bestandteil legendärer Mannschaften. Ein Nachruf auf eine Frohnatur, deren großes Herz für den 1. FC Köln und seine Heimat schlug.

Am Sonntag verstarb Anton „Toni“ Regh im Alter von 77 Jahren. Mit dem 1. FC Köln wurde der Stürmer und spätere Linksverteidiger zweimal Deutscher Meister (1962, 1964) und gewann im Jahr 1968 den DFB-Pokal. Als unangefochtener Stammspieler auf der linken Abwehrseite gehörte der in Stotzheim, das heute zur Kreisstadt Euskirchen zählt, geborene Regh zu der Kölner Mannschaft, die in der Bundesliga-Premierensaison 1963/64 den Meistertitel in die Domstadt holte.

Zwei Jahre zuvor war Regh von seinem Heimatverein Schwarz-Weiss Stotzheim ans Geißbockheim gewechselt. In Stotzheim zählte der Linksfuß schon in der Jugend zu den herausragenden Akteuren, was sich schnell über die Kreisgrenzen hinaus herumsprach und ihm zu Einsätzen in der deutschen Schüler- und Juniorennationalmannschaft verhalf. Bei einem Jugendturnier spielte Regh gar einmal vor 100.000 Zuschauern im legendären Wembleystadion zu London gegen eine englische Auswahl. Für den damals 18-Jährigen ging es im Anschluss nicht nur in der ersten Mannschaft der Stotzheimer steil bergauf, er lief im Jahr 1961 auch für die deutsche Amateurnationalmannschaft auf.

“Für den FC hätte ich auch für lau gespielt”

Klar, dass der 1. FC Köln auf das 45 Kilometer von Köln entfernt groß aufspielende Talent aufmerksam wurde. Groß verhandeln mussten beide Parteien vor Reghs Wechsel zum FC ohnehin nicht. „Für den FC hätte ich auch für lau gespielt und Gras gefressen“, sagte der ehemalige Profi einmal den Autoren Dirk Unschuld und Frederic Latz, die ihn für das Buch “Mit dem Geißbock auf der Brust” porträtiert haben. Große Worte von einem Spieler, der bei allen Erfolgen nie in der ersten Reihe stand, aber stets großen Anteil an ihnen hatte.

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Stars der ersten Bundesligajahre wie Helmut Rahn, Uwe Seeler oder Stan Libuda sahen gegen den zuverlässigen und robusten Abwehrspieler nur wenig Land und hatten in direkten Duellen immer wieder das Nachsehen. „Solche Spieler lagen mir einfach“, so Regh, der in seinem ersten Jahr bei den Geißböcken prompt Deutscher Meister wurde, auch wenn er im Endspiel von 1962 gegen den 1. FC Nürnberg (4:0) nicht aufgestellt wurde. Ein Jahr später stand Regh als Mittelstürmer im Endspiel gegen Borussia Dortmund (1:3), ehe er endgültig in die Defensive wechselte und die Kölner im Folgejahr als erste Mannschaft den Bundesliga-Thron erklommen.

Aus Heimatliebe den Bayern abgesagt

Der „Boor“, wie Regh in Anlehnung an seine ländliche Herkunft von seinen kölschen Mitspielern genannt wurde, verabschiedete sich ein Jahr nach dem Sieg im DFB-Pokal (4:1 gegen den VfL Bochum) 1968 vom FC und wechselte für zwei Jahre in die Südstadt zur Kölner Fortuna. Zuvor hatte die Eifeler Frohnatur nicht nur insgesamt 178 Pflichtspiele (25 Tore) für den 1. FC Köln bestritten, er prägte auch manche internationale Anekdote mit. Beim legendären Münzwurf von Rotterdam im Europapokal der Landesmeister gegen den FC Liverpool war Regh dabei und haderte noch Jahre später mit dem Ausgang: „Wir waren so gut drauf, wir hätten das Ding auch gewinnen können.“

Weniger gut drauf waren die Kölner bei der berüchtigten 1:8-Klatsche bei Dundee United im Jahr 1962, wo Regh in der zweiten Halbzeit den verletzten Torwart Fritz Ewert zwischen den Pfosten vertrat, dabei eine wirklich passable Figur machte und „nur“ drei Gegentore kassierte, an denen er, wie er stets beteuerte, „nichts machen“ konnte. Und wer weiß, wie sich die Karriere des Toni Regh noch entwickelt hätte, wäre er im Jahr 1963 dem Ruf von Trainer „Tschik“ Cajkovski gefolgt, der ihn mit zum FC Bayern München nehmen wollte. „Doch dazu war ich zu heimatverbunden und hing zu sehr am FC“, so Regh, der nach der Station bei Fortuna noch als Spielertrainer in Euskirchen, Zülpich und Stotzheim am Ball blieb.

Mit 50 Jahren nochmals in der Kreisliga A aktiv

Im Alter von 50 Jahren lief Toni Regh gar noch einmal in der Euskirchener Kreisliga A für den SC Enzen-Dürscheven auf, wo er ein Jahr lang gemeinsam mit seinem Sohn Carsten auf dem Platz stand. Erst im Anschluss an eine Herz-OP zog sich Regh als Trainer im Amateurbereich endgültig zurück. Nicht nur in Müngersdorf, auch auf den Plätzen der Region war der lebensfrohe und stets gut gelaunte Regh aber weiterhin Dauergast. Im sportlichen Jogginganzug verfolgte er gemeinsam mit seiner Ehefrau Rosi nahezu jedes Spiel von Sohn Carsten, der lange in der Bezirksliga für den SSV Weilerswist auflief und später beim Regh’schen Heimatverein in Stotzheim auch das Traineramt bekleidete.

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Vom regelmäßigen Sportplatzbesuchen ließ sich der langjährige Versicherungskaufmann, Tankstellen- sowie Gaststättenbesitzer nie abhalten, auch nicht nach einer Hüft-Operation im Jahr 2010. Toni Regh stand immer zum FC und seiner Heimat und war nicht nur aus diesem Grund bei Mitspielern, Weggefährten und Fans immer beliebt. Und auch er, der Mitte der 1960er Jahre mit seinem Hobby, dem Rallyefahren, nicht nur bei den kölschen Vereinsbossen für Aufsehen sorgte, wusste es, das Leben zu genießen. Dabei gab sich Toni Regh stets stets so wie er war: Ein lebensfroher, freundlicher und von Grunde auf sympathischer Mensch. „Ich bin ein glücklicher Mensch“, bestätigte er dann auch den Autoren Unschuld und Latz. Und genauso darf und wird man Toni Regh nun in Erinnerung halten: Als glücklichen Menschen mit großem Herzen für den FC und die Heimat.

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