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Meinung

Nach dem Jubel ist vor Europa: Die Arbeit beginnt jetzt!

Etwas mehr als eine Woche wissen wir jetzt, dass der 1. FC Köln in der kommenden Saison in der Europa League spielen darf. Das ist immer noch etwas verrückt, sollte die handelnden Personen aber nicht daran hindern, sich entsprechend darauf vorzubereiten.

Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Etwas mehr als eine Woche wissen wir jetzt, dass der 1. FC Köln in der kommenden Saison in der Europa League spielen darf. Das ist immer noch etwas verrückt, sollte die handelnden Personen aber nicht daran hindern, sich entsprechend darauf vorzubereiten.

Die Szenen sind noch ziemlich frisch: Milos Jojic fängt den schwachen Pass des Mainzers Alexander Hack ab, dribbelt über die Mittellinie und spielt den Ball perfekt in den Lauf von Yuya Osako, der vor Jannik Huth komplett eiskalt bleibt. Der Rest war Jubel in Müngersdorf, friedlicher Platzsturm und emotionale Szenen inklusive. Die Party setzte sich wie eine Welle fort und schwappte bis in die Innenstadt, wo die effzeh-Fans die Nacht zum Tage machten. Nun ist seitdem bereits eine Woche vergangen und so langsam kehrt die Gewissheit ein, dass man es tatsächlich nicht geträumt hat. Spätestens nachdem man gestern in totaler Entspannung das DFB-Pokalfinale zwischen dem BVB und der Frankfurter Eintracht verfolgen konnte, verstärkt sich der Gedanke, dass man ab August tatsächlich ein Verein von internationaler Bedeutung ist.

COLOGNE, GERMANY - MAY 05: Peter Stoeger, head coach of Koeln looks on prior to the Bundesliga match between 1. FC Koeln and Werder Bremen at RheinEnergieStadion on May 5, 2017 in Cologne, Germany.

Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images

Unabhängig davon, was die Zielsetzung der Verantwortlichen vor der Saison war – eine Qualifikation für das internationale Geschäft kommt eigentlich immer zur richtigen Zeit. Zwar war es kein absolutes Muss, in dieser Saison unter den besten Fünf zu landen, in den langfristigen Planungen war es jedoch schon irgendwann ein Ziel. Nun wurde drei Jahre nach dem Aufstieg das nächste Zwischenplateau erreicht: Der Etablierung in der Bundesliga folgen nun die ersten Gehversuche auf internationaler Bühne – mindestens sechs Spiele darf der effzeh bestreiten. Das erleichtert die Planungen insofern, als dass somit mit Sicherheit von mindestens 41 Partien in der kommenden Saison ausgegangen werden kann. In den vorherigen Saisons waren es immer 35 + X – durch das regelmäßige frühe Ausscheiden im Pokal war die Doppelbelastung für den 1. FC Köln immer überschaubar.

Europokal bringt in der Folgesaison meistens Schwierigkeiten

Nun stellen sich aber komplett neue Aufgaben für Peter Stöger, Jörg Schmadtke und das Team hinter dem Team: Zwischen Mitte September und Anfang Dezember muss der 1. FC Köln sechs Spiele unter der Woche bestreiten. Sollte sich der 1. FC Köln für die K.O,-Runde qualifizieren, ginge es bereits Mitte Februar mit mindestens zwei weiteren Partien weiter. Wir wollen mal nicht um den heißen Brei herumreden: Die Teilnahme an der Europa League wird für den 1. FC Köln eine große Herausforderung. Es gibt genügend Beispiele in der jüngeren Vergangenheit, in denen eine Qualifikation für das internationale Geschäft in der darauffolgenden Saison zu einer erheblichen Belastung für manchen Bundesliga-Verein wurde. Bei Spiegel Online wurde vor kurzem beschrieben, welche Vereine es unter welchen Bedingungen getroffen hat.

Durchschnittlich erreichten die Vereine während der Saison, in der sie zeitgleich auch im Europa-Pokal spielten, den elften Platz in der Bundesliga – dabei holten sie gerade so 40 Punkte. Um erneut im internationalen Geschäft dabei sein zu können, reicht diese Punktzahl natürlich bei weitem nicht aus. Viele Vereine steckten lange Zeit im Abstiegskampf und konnten sich erst durch einen Schlussspurt von den gefährlichen Plätzen entfernen. Warum wohl? Nach dem Ausscheiden in der Gruppenphase fällt die Doppelbelastung im Frühjahr weg – es stehen mehr Ressourcen zur Verfügung, deswegen werden auch mehr Spiele gewonnen.

Neue Trainingssteuerung in der Saison 2017/2018

Um das gleich mal klarzustellen: Die Gefahr, dass der 1. FC Köln in der nächsten Saison Schiffbruch erleidet, ist im Vergleich relativ gering. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Mannschaft und die langfristigen Verträge der Schlüsselspieler unterstreichen, dass Peter Stöger auch in seiner fünften Saison auf ein solides taktisches Fundament aufbauen kann. Da nicht davon auszugehen ist, dass der Kader im Sommer komplett auf Links gedreht wird, braucht der 1. FC Köln ein bisschen weniger taktische Arbeit zu investieren als andere Vereine. Durch die Europapokal-Spiele unter der Woche wird sich nämlich eben jene Trainingssteuerung verändern.

Durch die sechs zusätzlichen Spiele wird zumindest in sechs betroffenen Wochen nicht viel im taktischen Bereich gearbeitet werden können. Die Intensität in den Einheiten wird geringer, es wird mehr im regenerative Inhalte geben, um die Spieler schnell wieder für die kommenden Aufgaben fit zu bekommen. Der neue Rhythmus mit zwei Spielen pro Woche wird den Spielern also viel abverlangen, da sie sich auch mental in kürzeren Abständen bereitmachen müssen. Dass manche Bundesliga-Vereine deshalb in der Vergangenheit Schwierigkeiten bekommen haben, lässt sich also nachvollziehen. Regelmäßig am Donnerstag und Sonntag (und neuerdings auch Montag, danke nochmal dafür, DFL!) Höchstleistungen zu bringen ist für viele Spieler im Kader eine neue Herausforderung.

LEVERKUSEN, GERMANY - MAY 13: Milos Jojic of Koeln celebrates scoring his teams first goal of the game with team mates during the Bundesliga match between Bayer 04 Leverkusen and 1. FC Koeln at BayArena on May 13, 2017 in Leverkusen, Germany.

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images

Nur marginale Europapokal-Erfahrung im Kader des effzeh

Europapokal-Erfahrung im eigentlichen Sinne haben mit Abstrichen Marco Höger, Leonardo Bittencourt, Milos Jojic und Christian Clemens. Für den Rest des Kaders bedeutet die Saison 2017/2018 also eine neue professionelle Herausforderung, der sich erstmal gestellt werden muss. Aber auch für Peter Stöger wird es etwas Neues: In der Saison 2005/2006 spielte die Wiener Austria unter der Leitung des Österreichers vier Spiele im damaligen UEFA-Cup. Jörg Schmadtkes Europapokal-Erfahrung hingegen ist etwas größer: Bekanntlich führte der ehemalige Bundesliga-Torhüter bereits Alemannia Aachen und Hannover 96 in das internationale Geschäft.

Für den 1. FC Köln ergeben sich also folgende Aufgaben: Zuerst muss der Kader etwas verbreitert werden, um die Zusatzbelastung aufzufangen. Im Anschluss daran gilt es, bereits in der Vorbereitung auf dem soliden taktischen Fundament aufzubauen, das Peter Stöger in den vergangenen Jahren entwickelt hat. In dieser Frage ist natürlich auch wichtig, was mit Anthony Modeste passiert – sollte der Franzose den Verein verlassen, wird sich der effzeh eine leicht veränderte Spielidee überlegen müssen. Es kommt also nicht von ungefähr, dass Stöger bereits auf der Pressekonferenz nach dem Mainz-Spiel davon sprach, dass die eigentliche Arbeit jetzt erst beginne. Wünschen wir ihm dabei ein glückliches Händchen!

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