Der 1. FC Köln ist aufgestiegen und wie sich das offenbar gehört, wurde der Erfolg der „Geißböcke“ erneut halbwegs ausgiebig gefeiert. Einerseits erscheint das logisch. Ja, die 2. Bundesliga konnte in dieser Spielzeit keine allzu große Herausforderung für den mit üppigem Budget ausgestatteten Absteiger bieten. Und ja, die Kölner Mannschaft erlaubte sich einige Schwächen und Schwächephasen. Dennoch stiegen die Domstädter schlussendlich schon vor Ende der Spielzeit souverän als Meister auf. Das ist gut.
Andererseits hat der Club damit nach dem katastrophalen Abstieg in der Vorsaison lediglich das Minimum erfüllt, was seine Anhänger von ihm erwarten konnten – und erwartet haben. Und das ist schlecht. Denn ein wenn schon nicht lang- dann wenigstens mittelfristiger Plan, wie der 1. FC Köln seine Bundesliga-Rückkehr nachhaltig erfolgreich gestalten will, scheint am Geißbockheim derzeit nicht vorhanden zu sein.
Machtkämpfe prägen das Bild beim 1. FC Köln
Ganz im Gegenteil waren die entscheidenden Personen in diesem Zweitligajahr vor allem mit politischen Machtkämpfen beschäftigt. Das zeigte sich bereits im Herbst letzten Jahres bei und vor der Mitgliederversammlung des Traditionsclubs vom Rhein. Der amtierende Vorstand, noch mit Ex-Präsident Werner Spinner an Bord, befand sich damals schon im Kampfmodus.
Statt konkreten Ideen für die Zukunft präsentierten die Vereinsoberhäupter der Mitgliedschaft eine quasi inhaltslose Kampagne gegen die aktive Fanszene und den Mitgliederrat, abgerundet durch plumpe Satzungsänderungsanträge. Die unwürdige Strategie ging nicht auf. Spinner, Schumacher und Ritterbach handelten sich eine krachende Ohrfeige der Mitgliedschaft ein und bekamen schlussendlich nichts von dem, was sie sich erhofft hatten. Bereits bei dieser Veranstaltung bot der 1. FC Köln ein erschreckendes Bild. Gegeneinander statt miteinander – der Verein, erneut bitterlich gespalten.
Der ebenso unwürdige Abgang des Präsidenten wenige Monate später – seine Vizepräsidenten hatten ihn mit einer Indiskretion öffentlich in Misskredit gebracht, bevor Geschäftsführer Armin Veh Spinner mit einer Kompetenzüberschreitung im Pressegespräch angezählt hatte – war da eigentlich nur noch ein weiterer Beweis für das mittlerweile spürbar zerrüttete Innenleben dieses Clubs. Der ehemalige Bayer-Manager schmiss schließlich hin, Ritterbach und Schumacher blieben – und ließen Veh nach kleiner Rüge weitermachen.
Schumacher und Ritterbach kamen nicht in Frage
Dass der für die Nominierung zuständige Mitgliederrat die beiden Vizepräsidenten nicht noch einmal nominieren würde, dürfte für das Gremium spätestens nach dieser öffentlich dargebotenen Illoyalität von Schumacher und Ritterbach klar gewesen sein. Eine Gesprächseinladung der Findungskommission wurde von den beiden verbliebenen Vorstandsmitgliedern aber ohnehin lange Zeit nicht wahrgenommen.
Vielleicht war das nur konsequent: Stichhaltige Argumente für einen Verbleib der beiden Vizepräsidenten sind schließlich nur schwerlich zu finden. Vielleicht erwartete das Vize-Duo aber tatsächlich auch, dass man es nicht wagen würde, einen Vereinsvorstand ohne sie zu planen. Die Egos beim 1. FC Köln sind traditionell ja nicht gerade klein.
Sicher aber ist: An eine konstruktive Zusammenarbeit im Sinne des 1. FC Köln war mit Ritterbach und Schumacher zumindest in Bezug auf den Mitgliederrat schon lange nicht mehr zu denken. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass es genau die Änderung dieser Haltung war, die den Zeitpunkt markiert, an dem aus einer gelungenen Amtszeit des Trios aus Spinner, Schumacher und Ritterbach langsam, aber sicher ein gescheiterter Vorstand wurde – der nun zurecht nicht mehr nominiert wurde.
Sieger 2016 aus Aufsichtsrat abberufen
Zu Beginn der Amtszeit klappte das Miteinander mit dem Gremium übrigens noch gut. Doch mit dem Erfolg kamen auch die Fehler. Der Vorstand missachtete die Kontrollbefugnisse des Mitgliederrats immer umfassender. Sogar vor personellen Entscheidungen im Aufsichtsrat schreckte man bei Widerspruch damals nicht mehr zurück. Eine dieser Personalien war die Abberufung von Jürgen Sieger im Frühjahr 2016.
Der damalige Aufsichtsratsvorsitzende hatte dem Vernehmen nach intern deutlich bemängelt, dass sein Gremium bei Vertragsverlängerungen mit wichtigen Personen des Clubs nicht ordnungsgemäß eingebunden wurde. Von der Verlängerung des Arbeitspapiers des damaligen Trainers Peter Stöger erfuhr der Aufsichtsrat seinerzeit erst kurz bevor die Pressemitteilung versendet wurde. Die Kritik des Kontrolleurs wurde vom Vorstand nicht geduldet, Sieger musste weichen.
Obwohl sportlich auf dieses Frühjahr die beste Saison der jüngeren Vereinsgeschichte folgen sollte, begann der innere Zerfall der Strukturen, die dem Club zuvor zu neuer Stärke verholfen hatten, bereits mit dieser ersten Rückkehr der Sonnenkönig-Mentalität – die folgenden Monate sollten nur noch mehr davon offenbaren.
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