Folge uns
.

Vorspiel

Mein Gegner mit der kalten Schnauze

Fünf Spiele ohne Sieg – dennoch Platz drei für die Hertha: Es ist eine Weiterentwicklung des letztjährigen effzeh zu Gast in Müngersdorf, angetrieben von Effizienz und Erfahrung.

Foto: SASCHA SCHUERMANN/AFP/Getty Images

Mitte April lag im Olympiastadion schon vor dem Anpfiff ein Rekord in der Luft: Der von Peter Stöger defensiv hervorragend orchestrierte effzeh war zu Gast bei der Hertha, um das achte 0:0 in einer einzigen Saison zu erkämpfen – mehr als jemals ein Team zuvor in der Bundesliga-Geschichte. Da die „Alte Dame“ unter ihrem neuen Trainer Pal Dardai im Abstiegskampf auch kein Offensivfeuerwerk abzubrennen gedachte, entwickelte sich eine Partie, die als Anschauungsunterricht für gut arbeitende Abwehrreihe mit der entsprechenden taktischen Organisation dienen kann. Für die Zuschauer im Stadion wie auch vor den Fernsehern war es allerdings einschläfernd hoch zehn.

Etwas weniger als ein Jahr später sind die Vorzeichen ähnlich, wenn auch nicht rekord-verdächtig: Der effzeh entwickelt sich Schritt für Schritt vom Verhinderer zum Gestalter, während die Hertha ihren Stil kultiviert und durch Effizienz und Erfahrung erweitert hat. Pal Dardai hat in der Hauptstadt ein Kollektiv geformt, dass trotz fehlender Namen defensiv höchsten Ansprüchen genügt. Die Konsequenz: Nur die übermächtigen Bayern spielten in der bisherigen Bundesliga-Saison häufiger zu Null als die „Alte Dame“ – so avancierten die Blau-Weißen fünf sieglosen Spielen in Folge zum Trotz zum Kandidat für die Champions-League-Plätze. Abgezockt statt aufgeregt, effizient statt euphorisiert: Die Hertha ist der Gegner mit der kalten Schnauze.


Statistiken gefällig? Laut „kicker“-Fachmagazin nutzt die Berliner Offensivabteilung mehr als jede vierte Torgelegenheit (27 Prozent) aus. Der effzeh dagegen muss sich mit einer Verwertungsquote von etwa 20 Prozent begnügen. Abgezocktheit: Ein Schlüssel dafür, warum die Hertha zur Überraschungsmannschaft der Saison mutiert, während unsere „Geißböcke“ auf Platz neun eine respektable, aber keine überragende Bilanz vorzeigen kann. Und hat die Hertha einmal gar keinen Torschuss zu verzeichnen, ist das auch nicht schlimm: Dann kommt eben der Gegner aus dem Kraichgau und erzielt das goldene Tor des Tages für die Hauptstädter. Nicht nur deshalb scheint in Berlin aktuell Gustaf Gans das Ruder zu führen: Die Neuzugänge wie Hinspiel-Matchwinner Vedad Ibisevic (VfB Stuttgart), Ex-effzeh-Talent Mitchell Weiser und Vladimir Darida (SC Freiburg), der gegen den effzeh aufgrund seiner fünften Gelben Karte fehlen wird, schlugen perfekt ein – die Hertha wirkt so homogen und ausgeglichen wie selten zuvor.

ZurückSeite 1 von 2

Mehr aus Vorspiel

.