Gegen den VfL Wolfsburg war dies natürlich auch zu erkennen, reichte aber am Ende nicht zum Aufstieg – 20 gute Minuten waren zu wenig. Markus Anfang wird sich also nicht mit einem zweiten Aufstieg in Folge nach Köln verabschieden. Was kann man nun jedoch erwarten, wenn der gebürtige Kölner in vier Wochen seinen Dienst antritt?
Grundsätzlich wird sich seine Herangehensweise natürlich nicht verändern, die Ausgangslage ist jedoch gänzlich eine andere. Er wird mit einem Kader arbeiten, den ihm Frank Aehlig und Armin Veh zusammengestellt haben, obwohl er bei einigen Personalien wohl schon mitgeredet haben dürfte. Seine größte Aufgabe wird es sein, seine eigene Spielidee an das in Köln vorhandene Spielermaterial anzupassen – dabei wird es auch interessant sein zu beobachten, wie flexibel Anfang dabei vorgeht. Dass er ein Offensivtrainer ist, scheint nach dem Jahr mit Holstein Kiel in der zweiten Liga allerdings offenkundig zu sein.
Markus Anfang und die neue Situation in Köln
In Köln erwartet ihn von Tag eins an neben der großen Erwartungshaltung im Umfeld auch die Aufgabe, zwingend in die erste Bundesliga aufzusteigen. Dazu muss der 1. FC Köln mehr als die Hälfte seiner Spiele gewinnen, was viele als selbstverständlich abtun. Doch so einfach wird die gesamte Sache nicht: Es wird sicher eine gewisse Zeit dauern, bis Anfangs Ideen und Abläufe sich bei der Mannschaft einschleifen. Kontinuierliche Arbeit trägt meist erst nach ein paar Monaten Früchte, und es kann durchaus sein, dass der etwas offensivere Ansatz bei einigen Kölner Spielern dafür sorgt, dass sie zu Beginn tatsächlich ein wenig destabilisiert werden. Andererseits wird Anfang in Köln allerdings auch über einen für Zweitligaverhältnisse überdurchschnittlich guten Kader verfügen, in dem mit Hector, Höger, Horn und Koziello gleich mehrere fußballerische Leuchttürme spielen.
>>>„Matchplan“ von Christoph Biermann: Den digitalen Fußball verstehen lernen
Foto: Thomas Starke/Bongarts/Getty Images
Sie werden in vielen Spielen auf Gegner treffen, die dem 1. FC Köln den Ball und das Spielfeld überlassen und gegen den klaren Favoriten versuchen, erst einmal kein Gegentor zu bekommen. Dass ein Trainerteam sich von Anfangs radikalem Fußball inspirieren lässt, wäre für die Attraktivität der Liga natürlich gut, erscheint aber auf den ersten Blick unwahrscheinlich. Von daher wird auf Anfang und seine Kollegen die Aufgabe zukommen, den Kölner Spielern sinnvolle Handreichungen zu geben, was das Offensivspiel betrifft. Dass in Kiel offenbar weniger Wert auf die Defensive gelegt wurde, muss sich ja nicht zwangsläufig in Köln fortsetzen – Anfang wird hoffentlich das vorhandene Spielermaterial analysieren und dann einen ausgewogenen Ansatz wählen und umsetzen.
Arbeit von zwei Jahren nicht anhand von zwei Spielen bewerten
Es ist auf jeden Fall ein spannendes Projekt, was da in wenigen Wochen in Köln startet. Anfang hat die Aufgabe des sofortigen Wiederaufstiegs, Köln und Umfeld hoffentlich die notwendige Geduld. Es wird sicherlich kein Durchmarsch, aber die Voraussetzungen sind gut. Was allerdings unverständlich ist: Viele Beobachter schließen durch das Scheitern von Kiel in der Relegation, dass Anfang ein nicht geeigneter Trainer für den effzeh sei. Das ist natürlich ein Fehlschluss. Dass man anhand von 180 Minuten nicht die Arbeit von zwei ganzen Jahren bewerten kann, ist schließlich selbsterklärend. Und dass mit Markus Anfang ein ausgewiesener Offensivtrainer bald in Köln arbeiten wird, ist bei dem ganzen Einheitsbrei um Pressing, Gegentorverhinderung und spielerischer Armut auf jeden Fall etwas Besonderes.