Der effzeh startet mit einem torlosen Unentschieden ins neue Jahr und beendet die Hinrunde damit mit 26 Punkten. So richtig erwärmend war das an einem kalten Sonntag im Januar allerdings nicht.
Nun ist sie also endlich vorbei, die Hinrunde 2016/2017. Die 17. und letzte Runde ließ mit der vierwöchigen Winterpause etwas auf sich warten, weshalb die Erwartungshaltung vor dem Spiel in Mainz offenbar noch etwas höher zu sein schien als sonst. Das kann man ja eigentlich auch niemandem übelnehmen, schließlich war die Pause lang, die Langeweile groß und die Stimmung gut. In den ersten 16 Spielen hatte der effzeh trotz einer kleinen Schwächephase gegen Ende des Jahres ausnehmend gut performt und seinen Fans den ein oder anderen Gänsehaut-Moment geboten (Tabellenführung, Derbysieg, Timo Horns Frisur).
Ohne Malli und Cordoba: Mainz kein Fallobst
Dass dann im Herbst die Verletzungsproblematik akut wurde, sorgte für eine verständliche kleine Delle in der Entwicklung der Mannschaft, die allerdings mit drei Unentschieden relativ gekonnt aufgefangen wurde. Trotzdem waren Ansätze zu erkennen, auf die man sich für das neue Jahr hat freuen dürfen: Verbesserte Spielkontrolle, Dominanz im Mittelfeldzentrum und auch Pawel Olkowski, der nach einer ziemlichen Dürreperiode wieder zeigen konnte, wozu er in der Lage ist. Und immerhin standen mit Leo Bittencourt und Dominic Maroh zwei eigentliche Stammspieler wieder zur Verfügung. Bei Mainz mussten mit Malli (Abgang dahin, wo das Geld wächst) und Cordoba (gesperrt) die beiden Schlüsselfiguren in der Offensive ersetzt werden und man hoffte insgeheim darauf, dass der Europa-League-Teilnehmer aus Mainz dementsprechend über Nacht zum Fallobst werden würde. Man sollte sich täuschen.
Ein in der Höhe verdientes 0:0
Foto: Simon Hofmann/Bongarts/Getty Images
Als am Sonntag relativ zeitig abgepfiffen wurde, verließen die Zuschauer in Mainz fluchtartig das Stadion, welches mitten im pulsierenden Herz der Metropolregion Rhein-Main einen gelungenen Gegenpol darstellt zu all den Stadien, die verloren am Stadtrand liegen. Zuvor hatten die 90 Minuten der fußballspielenden Protagonisten auf dem Feld nur wenig zur inneren Erwärmung in menschlich wie klimatisch kalten Zeiten beigetragen. Hier ein Fernschuss, da eine missglückte Flanke – es war wahrlich kein Zuckerschlecken. Wohl selten hat ein 0:0 den Spannungsgrad eines Spiels besser beschrieben als gestern, war die einhellige Meinung vieler effzeh-Fans – und doch war die Leistung insgesamt okay.
Dominic Maroh, erstmals in dieser Saison nach einem Spiel in der Mixed-Zone und nicht im Krankenhaus, sah das ähnlich: “Das 0:0 geht für beide Mannschaften in Ordnung. Wir haben gemerkt, dass es schwierig wurde, heute ein Tor zu schießen und dann haben wir uns gesagt, dass wir den Laden hinten wenigstens dicht machen und den Punkt mitnehmen”. Der Innenverteidiger lag auch richtig mit der Einschätzung, dass die zweiten Bälle vermehrt an die kleinen, wuseligen Mainzer gingen, die insbesondere aus der Distanz Gefahr heraufbeschworen. Für Maroh war es somit positiv, sich nicht verletzt zu haben. Man muss sich ja auch mal an den kleinen Dingen im Leben hochziehen.
Auf der nächsten Seite: Stögers Fazit, die Politik der kleinen Schritte – und Rausch.
Stöger: “Vieles war ordentlich”
Sein Chef Peter Stöger sah ebenfalls ein gerechtes Unentschieden zwischen “zwei sehr organisierten Mannschaften”. Dass sich das Spiel nicht öffnete, lag zuerst an Thomas Kessler, der aus der Distanz nicht zu bezwingen war und an Anthony Modeste, der mit seinem Kopfball übers Tor kurz vor der Pause Christian Clemens eine exzellente Chance wegnahm – der ehemalige Mainzer hatte hinter dem Franzosen gelauert und stand völlig frei, Modeste war sich dessen allerdings nicht bewusst und schloss selbst ab, anstatt den Ball durchzulassen. “Wir wollten den Mainzern nicht die Räume geben, die sie für ihr Spiel brauchen. Wir hatten ein paar Gelegenheiten über die Außenbahnen, aber in der Mitte zu wenig Unterstützung für Anthony Modeste”, befand Stöger. Die Defensivleistung des effzeh sei aber insgesamt sehr stimmig gewesen, weshalb der Coach (zurecht!) anerkannte, dass viele Dinge ordentlich liefen.
Die Politik der kleinen Schritte nicht vergessen
Wenn eine Mannschaft es also vorrangig aus der Distanz versucht, ist dies eine Auszeichnung für die Defensive des Gegners – und wenn man eben vorne keins schießen kann, dann sollte man frei nach Peter Stöger eben auch zusehen, dass man hinten keins bekommt. Diese Philosophie mag an einem bitterkalten Januar in der Mainzer Wallachei zwar wehtun, ist aber Grundlage für die effzeh-Entwicklung der letzten Jahre. Es sind eben nach wie vor die kleinen Schritte, die zählen – und eben auch mal ein Punkt in Mainz, das vierte Unentschieden in Folge. Natürlich kann man jetzt überlegen, was eventuell gewesen wäre wenn gewisse Spiele anders gelaufen wären. Aber die ersten 17 Spiele dieser Saison war der effzeh vielleicht bis auf das 0:4 in Hoffenheim immer konkurrenzfähig, verlor gar nur dreimal. Mit 15 Gegentoren stellt der 1. FC Köln nach dem FCB (zehn Gegentore) zusammen mit Red Bull Leipzig und der SGE die zweitbeste Abwehr.
Überperformen trotz Schwächephase
Foto: Simon Hofmann/Bongarts/Getty Images
Für normale Bundesligisten wie die aus Frankfurt und aus Köln bedeutet das immer noch, dass sie einigermaßen überperformen und gleichzeitig von der Schwächephase einiger arrivierte Europaspezialisten profitieren. Auf lange Sicht ist es durchaus möglich, dass Leverkusen (guter Auftakt mit dem 3:1 gegen Berlin) und Schalke (nicht ganz so guter Auftakt, trotzdem gewonnen) sich noch näher an den effzeh heranrobben. Damit man selbst aber noch so lange wie möglich ein Wörtchen um Platz sieben mitsprechen darf, braucht es dann konsequenterweise irgendwann einmal wieder einen dreifachen Punktgewinn. Der letzte liegt mit dem Derbysieg in Gladbach jetzt tatsächlich schon ein paar Tage zurück, aber trotzdem hat der effzeh in jedem Spiel die Chance, als Sieger vom Platz zu gehen. Auch am kommenden Samstag in Darmstadt, wenn es uns wahrscheinlich ähnlich gehen wird wie noch in Mainz. Disclaimer: Ein offener Schlagabtausch ist da genauso wenig zu erwarten wie eine nach vorne verteidigende Heimmannschaft.
Ein paar Dinge seien trotz allem zum Schluss noch einmal angemerkt: Konstantin Rausch ist ein wichtiger Baustein im Spiel des effzeh. Solide Wing Backs in der Bundesliga zu finden ist keine leichte Aufgabe, der Linksfuß erfüllt diese Aufgabe trotz allem zufriedenstellend. Klar, seine Hereingaben gestern waren überwiegend schlecht, aber dies hängt nicht nur mit ihm zusammen. Meistens passte auch die Raumbesetzung in der Mitte nicht, wo Anthony Modeste tatsächlich relativ häufig auf verlorenem Posten stand. Dass Rausch aber die nötige Tiefe auf der linken Seite bringt und gleichzeitig in Zusammenarbeit mit Dominique Heintz defensiv zuverlässig arbeitet, muss man ihm zugute halten.
Die Leistung von Marco Höger in Mainz und in der Hinrunde generell kann eigentlich gar nicht genug besungen werden: Der ehemalige Schalker beackerte in Mainz wie immer solide das gesamte Spielfeld, lief viel und war zusammen mit Jonas Hector der Anker im Spiel des effzeh. Auch von ihm können keine Wunderdinge erwartet werden, da er seinen Part als balancierender Sechser gut erfüllt. Dass so pro Spiel nicht immer zehn Torschussvorlagen herauskommen können, sollte klar sein.