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Ehrentribüne

Lebenswege beim 1. FC Köln: Stefan Oventrop – oder ganz einfach: Ove

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Stefan Oventrop, der die Schuhe noch nicht an den Nagel gehangen, aber beruflich einen äußerst interessanten Weg eingeschlagen hat.

Stefan Oventrop heute | Foto: Inka Englisch

„Gerne Stefan und Du“, sagt Stefan Oventrop, als ich mit einem „Herr Oventrop …“ das Gespräch beginnen will. „Oder ganz einfach Ove“, fügt er hinzu, „weil mich seit meiner Fußballzeit alle so nennen.“  Es ist früher Abend; wir sitzen in einem kleinen Restaurant unweit des Belgischen Viertels;  sanfte Jazzklänge erfüllen den Raum. Ove wirkt locker und entspannt, etwas später sagt er: „Ich rede gerne.“

Das stimmt! Er tut dies jedoch keineswegs unreflektiert; seine gelegentlichen Rückfragen deuten an, dass er auch in einem solchen Gespräch den Dingen gerne auf den Grund geht. Geboren ist Ove in Osnabrück, von wo er als Dreijähriger mit seinen Eltern und seinen beiden Brüdern für vier Jahre nach Portugal zieht, weil sein Vater dort als Berufssoldat stationiert ist. 1994 kehrt die Familie nach Deutschland zurück und bezieht eine Wohnung in Köln-Deutz, genau gegenüber der Platzanlage der SV Deutz 05.

Der Beginn einer Fußballkarriere

Dort beginnt der siebenjährige Stefan seine Fußballkarriere in der F-Jugend und bleibt den Deutzern auch bis 1999 treu. Als D-Jugendlicher trainiert er zusammen mit seinem älteren Bruder Andreas in der C-Jugend des Vereins und wird dort von Herbert Gehrke, dem damaligen Auswahltrainer des Fußballkreises Köln, entdeckt. „Ich wurde zu einem Sichtungstraining eingeladen“, berichtet Oventrop, „und als ich danach mein Geburtsjahr 1987 in einen Spielerbogen eingetragen hatte, sagte mir Gehrke, dass sich die Sichtung auf den 86er-Jahrgang beschränke und ich dafür noch zu jung sei.“

“Und dann die Chance zu bekommen, beim großen FC zu spielen, war einfach Wahnsinn!“

Er erkennt aber das Talent des D-Jugendlichen und vermittelt ein Probetraining beim 1.FC Köln. Stefan Oventrop überzeugt FC-Trainer Andreas Billetter – und trägt fortan das Trikot mit dem Geißbock auf der Brust. „Das war ein überragendes Gefühl“, erinnert sich Oventrop. „Damals war Fußball mein Leben. Sobald ich aus der Schule nach Hause kam, ging es für mich auf den Fußballplatz. Und dann die Chance zu bekommen, beim großen FC zu spielen, war einfach Wahnsinn!“

Vom Stürmer zum Defensivakteur

Nach einem halben Jahr übernimmt dann der spätere Nachwuchskoordinator des 1.FC Köln und heutige Trainer des FC Hürth, Oliver Heitmann, den älteren D-Jugend-Jahrgang und leitet mit einer Umstellung eine Reihe von Positionswechseln des jungen Deutzers ein. „Ich war Mittelstürmer und habe vor meinem Wechsel zum FC regelmäßig 30 Tore und mehr pro Saison erzielt“, erzählt er. „Heitmann zog mich auf die Sechser-Position zurück, weil ich im Sturm nicht so gut mit Marco Quotschalla harmonierte.“

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Quotschalla war vom 1.FC Köln unter einigem finanziellem Aufwand von Bayer Leverkusen abgeworben und als 12-Jähriger mit einem Achtjahresvertrag ausgestattet worden. Von Teilen der Kölner Presse wurde er damals als „Wunderkind“ bezeichnet. „Ein Jahr später wurde ich zum Innenverteidiger umfunktioniert“, ergänzt Oventrop, „danach spielte ich wieder auf der Sechs. Bei Alemannia Aachen II wurde ich als rechter Außenverteidiger eingesetzt. In Spich spiele ich heute wieder im defensiven Mittelfeld.“

„Ich war schon damals ein Teamplayer, der den Erfolg der Mannschaft über persönliche Meriten stellte“,  erläutert Ove. „Mein Vater hat das bereits in meiner Deutzer Zeit sehr gefördert. Wenn ich ein Tor schoss, spendete er einen kleinen Geldbetrag in die Mannschaftskasse. Gelang mir aber eine Torvorlage, verdoppelte er die Spende.“

Mentalitätsspieler bei DFB-Lehrgängen

In der C-Jugend wird Oventrop dann auch in die Mittelrheinauswahl berufen und spielt dort so gut, dass der DFB auf ihn aufmerksam wird. „Ich war nie der schnellste, nie der technisch beste und ausdauerndste, aber mir sagte man viel Herz, Aggressivität und Leidenschaft nach“, sagt er. Heute würde man ihn wohl als Mentalitätsspieler bezeichnen. Einladungen zu DFB-Lehrgängen folgen, und dort gehört er zu der Auswahl der 30 besten Nachwuchsspieler des 87er Jahrgangs und trainiert unter anderem mit Sami Khedira, Kevin-Prince Boateng, Dennis Aogo, Fin Bartels und Rouwen Hennings. Zu Einsätzen in der Jugendnationalmannschaft kommt es allerdings nicht.

„Das hatte mehrere Gründe“, erklärt der gebürtige Osnabrücker. „Wenn ich ganz ehrlich bin, war ich in keiner der von mir gespielten Defensivpositionen so überragend, dass ich dort spielen musste, aber überall spielen konnte. Ich war ein Defensivallrounder, was Fluch und Segen zugleich war. Meine Konkurrenten um den Platz in der Nationalelf waren mir einfach ein Stück voraus. Dazu kam, dass ich mit Muskel- und Kapselverletzungen zu tun hatte, und dies hat mich immer wieder in meiner Entwicklung zurückgeworfen.“

Starke Konkurrenz in der A-Jugend des 1.FC Köln

Kurz vor Ende seiner B-Jugendzeit zieht sich Oventrop eine Meniskusverletzung zu, die eine Reha erfordert und ihn wochenlang außer Gefecht setzt. Als Jungjahrgang ist für ihn im ersten A-Jugendjahr die Konkurrenz im Mittelfeld mit Jugendnationalspieler Daniel Grebe, dem heutigen Viktorianer Mike Wunderlich und Kamil Niewiadomski und in der Abwehr mit Sebastian Jansen, Nicola Kaiser und auch Thomas Sabacinski sehr groß, zudem sind seine Ausdauerwerte eher unterdurchschnittlich,  so dass die meisten seiner Einsätze aus Einwechslungen bestehen.

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