So ist er auch nicht völlig überrascht, als Weisweiler ihn Ende Oktober in seine Trainerkabine holt und ihm mitteilt, dass es bei ihm noch nicht reiche und daher seine Teilnahme am Training der Profis nun beendet sei. Der junge Innenverteidiger kehrt zu seinem alten Arbeitgeber zurück und läuft weiter für die Amateure des FC auf.
Umkämpfte Duelle der FC-Amateure mit den Profis
Zur Saison 1980/81 nimmt der Verein recht viel Geld in die Hand und verstärkt die Amateurmannschaft mit Spielern wie Peter Langer, Bernd Grabosch, Hans-Peter Lipka, dem Amateurnationalspieler Jürgen Halbe, Hans Faust und Dieter Herlein, den es von Arminia Bielefeld zum FC zieht. Erich Rutemöller kommt von der Sporthochschule zum FC zurück und übernimmt das Traineramt von Gero Bisanz. Er lässt neue sportmedizinische Erkenntnisse in die Trainingsarbeit einfließen. „Unsere Ausdauer wurde damals schon anhand unserer Laktatwerte ermittelt,“ erinnert sich Knöppel. „Außerdem wurden mit uns Stresstests durchgeführt, zu denen wir Urinproben abgeben mussten.“
Er schmunzelt: „Viele dieser Dinge waren damals einfach noch weitgehend unbekannt. So spielten wir beim FV Bad Honnef und gewannen die Partie auch. Nach dem Spiel ließ Rutemöller uns auslaufen, um durch den dabei erzielten Laktatabbau die Regenerationszeit zu verkürzen. Am nächsten Tag titelte der Bonner Generalanzeiger: ‘Nach ihrem Sieg müssen die FC-Amateuren zur Belohnung Strafrunden laufen.’ Damals war es noch üblich, nach dem Schlusspfiff sofort in die Kabine zu gehen, zu duschen und dann nach Hause zu fahren.“
„Wir haben kein einziges Spiel gegen die Profis verloren und mindestens zwei, wenn nicht sogar alle drei Partien gewonnen.”
Die neuen Methoden sowie die integrativen Fähigkeiten von Trainer Rutemöller tragen recht schnell Früchte, und so erringt die Zwote den Meistertitel am Nordrhein, der zur Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Amateurmeisterschaft berechtigt. Die guten Leistungen des Amateurteams in dieser Saison bleiben auch dem holländischen Meistertrainer Rinus Michels, der die FC-Profis inzwischen trainiert, nicht verborgen, und so organisiert er drei Trainingsspiele zwischen der Ersten und Rutemöllers Elf – mit überraschenden Ergebnissen. „Wir haben kein einziges Spiel gegen die Profis verloren und mindestens zwei, wenn nicht sogar alle drei Partien gewonnen,“ berichtet Knöppel. „Wir waren eine bärenstarke Truppe, die durch die Neuzugänge noch einmal an Qualität dazugewonnen hatte.“
Unter Rinus Michels in der Bundesliga
In diesen Trainingsspielen fällt Michels der zweikampfstarke und disziplinierte Innenverteidiger auf, und als der „General“ sich mit Libero Roland Gerber überwirft, holt er den früheren Nümbrechter für drei Bundesligaspiele in den Profikader. „Michels war ein völlig anderer Trainertyp als seine gesamten Vorgänger,“ erinnert sich Knöppel. „Hennes Weisweiler brüllte schon ‘mal beim Training herum, das tat Michels nie. Er hatte seine eigene Methode, uns zu zeigen, wer das Sagen hatte.“ Er hält kurz inne.
„Ich erinnere mich an ein Training, als auf Platz 1, dem Haupttrainingsplatz, ein Schild mit der Aufschrift ‘Platzsperre’ stand. Einige Spieler, die früher herausgegangen waren, um ‘eine Ecke aufzumachen’, sahen das Schild und gingen dann zu einem Platz außer Sichtweite von Platz 1, um sich dort aufzuwärmen. Michels kam kurze Zeit später mit dem Pulk der Profis auf den Platz, legte das Schild beiseite und sagte, dass er bestimmen würde, wo trainiert werde. Die Spieler der ersten Gruppe kamen nach ihren Aufwärmübungen zum Haupttrainingsplatz zurück und erfuhren, dass sie mit einer Geldstrafe belegt würden, da sie zu spät zum Training erschienen seien.“
Trainerlegende Rinus Michels | Foto: Allsport UK /Allsport
Am 30. Spieltag wird der frühere Nümbrechter beim 1:0-Sieg bei Bayer Uerdingen in der 87. Spielminute für Tony Woodcock eingewechselt. Am darauffolgenden Samstag steht das Spiel gegen Bayern München, den amtierenden deutschen Meister, an. „Wir bereiteten uns in Bergisch Gladbach auf das Spiel vor,“ erinnert er sich. „Als wir zur Besprechung kamen, hatte Michels auf einer Tafel unsere taktische Zuordnung zu den Bayern-Spielern aufgezeichnet, wobei die FC-Spieler mit ihren Initialen kenntlich gemacht waren. Bei Rummenigge stand ‘H.K.’. Ich dachte: ‘Das kann nicht sein, das kann er doch nicht machen!’ H.K. stand für – Harald Konopka …“
“Geh’ rein und kümmer’ Dich um den Breitner!”
60 000 Zuschauer im ausverkauften Müngersdorfer Stadion sehen eine Kölner Mannschaft, die von den Bayern nach allen Regeln der Kunst vorgeführt wird. Rummenigge, Breitner, Dürnberger und Kraus spielen ihre Gegenspieler schwindelig. Hermann Knöppel wird acht Minuten vor Schluss eingewechselt, von Michels mit den Worten instruiert: „Geh’ rein und kümmer’ Dich um den Breitner!“ Die Bayern sind hoch überlegen, und so hat er alle Hände voll zu tun, Löcher zu stopfen, um noch größeren Schaden zu verhindern. „Ich habe Paul Breitner genau einmal gesehen,“ berichtet er. „Das war bei einem Freistoß. Ich stand in der Mauer und konnte mir den Spielmacher der Bayern in aller Ruhe anschauen!“
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