Hermann Knöppel freundet sich recht schnell mit seiner neuen Rolle an, seine Kopfballstärke und verbissene, aber durchweg faire Zweikampfführung tragen dazu bei, dass die Kölner in beiden B-Jugend-Jahren Mittelrheinmeister werden. Fußballerisch gewöhnt er sich schnell ein, das Verhalten seiner Mannschaftskameraden bedeutete für den Jungen aus dem Oberbergischen jedoch schon einen kleinen Kulturschock. „Die Kölner Jungs hatten alle schon ihre Mädchen, die auch zum Training mitkamen und mit denen sie dann ab und an auch herumpoussierten, ich dagegen hatte nur Fußball im Kopf,“ erinnert sich Knöppel.Trainiert wird unter der Leitung von Erich Rutemöller dreimal die Woche. „Die vierte Einheit habe ich dann zu Hause auf dem Sportplatz in Nümbrecht absolviert. Auf Anraten meines Vaters habe ich am Kopfballpendel gearbeitet, um Timing und Sprungkraft für mein Kopfballspiel zu verbessern und Torschüsse geübt.“
Sein Vater ist bis zum Ende seiner A-Jugendzeit nicht nur fußballerischer Ratgeber und gestrenger Kritiker seines Sohnes, sondern fährt den Filius die 120 Kilometer von Nümbrecht nach Köln und zurück, und das zu jedem Training und zu jedem Spiel. Vom FC erhält er dafür 50 DM Benzingeld im Monat.In der Saison 1973/74 rückt der Nachwuchsfußballer zur A-Jugend auf und trifft dort auf eine FC-Legende – Jupp Röhrig, ein begnadeter Fußballer und ein Mann der eher leisen Töne. „Im Unterschied zu Erich Rutemöller, aus dem es schon mal wie aus einem Vulkan herausplatzen konnte, wurde Röhrig selten laut,“ berichtet er. „Davon durfte man sich aber nicht täuschen lassen. Jupp Röhrig war unwahrscheinlich ehrgeizig und zielorientiert.“ Knöppel schmunzelt: „Gelegentlich spielte er auch bei unseren Trainingsspielen mit, und da kam es vor, dass er im Zweikampf den Arm raushielt und so den Gegenspieler abdrängte.“
Westdeutsche Jugendauswahl 1974, Hermann Knöppel stehend 4.v.li.| Foto: privat
Die A-Jugend wird Mittelrheinmeister, qualifiziert sich für die Endrunde um die deutsche A-Jugendmeisterschaft und erreicht durch Siege gegen den Karlsruhe SC und den VFB Stuttgart das Halbfinale gegen Kickers Offenbach, das nach einem 0:0 mit 3:2 im Elfmeterschießen gewonnen wird, bei dem Knöppel seinen Elfmeter sicher verwandelt. Im Finale wartet der 1. FC Nürnberg auf die jungen Geißböcke. „Wir hatten vor allem eine starke Abwehr mit Wolfgang Mattern im Tor, Hans-Jürgen Tritschoks war linker, Gerd Fink rechter Verteidiger, Gerd Strack und ich spielten zentral,“ erinnert sich Knöppel.
Einsätze in der Jugendnationalmannschaft
Das Finale ist ausgeglichen und wird durch einen fragwürdigen Elfmeter zugunsten der Spieler von der Noris entschieden. Nicht nur in den Endrundenbegegnungen spielt sich der ehemalige Nümbrechter in das Notizbuch von A-Jugend-Bundestrainer Herbert Widmayer, sondern auch durch seine Leistungen in der Westdeutschen Jugendauswahl, die das Finale um die deutsche Auswahlmeisterschaft mit 1:0 gegen den Süden gewinnt. So wird der Kölner Nachwuchsakteur im August 1974 zu zwei Länderspielen gegen Frankreich und Finnland eingeladen, die beide 2:1 bzw. 1:0 gewonnen werden.
DFB-Jugendnationalelf 1974; Hermann Knöppel vorne 2. v. li.| Foto privat
Kurz danach setzt ihn ein Wirbelsäulenproblem, das sich beim Aufpumpen seines Fahrrads bemerkbar macht, für drei Monate außer Gefecht. Geduldig kämpft er sich danach in die Mannschaft zurück, die als Mittelrheinmeister erneut in den Kampf um die Deutsche A-Jugendmeisterschaft eingreift. Mainz 04 wird in Hin- und Rückspiel der ersten Runde souverän ausgeschaltet, bevor der VfB Stuttgart Revanche für die letztjährige Endrundenniederlage nehmen möchte. „Zum Hinspiel fuhren sie in einem schicken Bus am Geißbockheim vor, die Spieler in adretten Anzügen, begleitet von Physiotherapeuten und einem Mannschaftsarzt – Bedingungen, von denen wir nur träumen konnten,“ berichtet der ehemalige Verteidiger. „Die Stuttgarter traten auf wie eine Profitruppe, und mit Spielern wie Hansi Müller, Karl-Heinz Förster, Bernd Klotz und Harald Beck, denen wir nichts entgegenzusetzen hatten, schlugen sie uns 6:0.“
Im Rückspiel gelingen Röhrigs Schützlingen zwar zwei Tore, sie müssen aber erneut sechs Treffer einstecken und scheiden sang- und klanglos gegen den späteren Deutschen Meister aus.
„Wenn ‘King’ Schäfer nicht gewesen wäre, wäre ich nicht beim FC geblieben!“
Nach Ende dieser Saison spricht Karl-Heinz „King“ Schäfer, der legendäre Leiter der Amateurabteilung des FC, Hermann Knöppel an und macht ihm einen Wechsel zu den Amateuren schmackhaft. „Er sagte mir, dass man eine neue Mannschaft aufbauen wolle mit Gero Bisanz als Trainer und einigen starken Neuzugängen,“ erinnert sich der damalige Innenverteidiger. „Wenn ‘King’ Schäfer nicht gewesen wäre, wäre ich nicht beim FC geblieben“, erläutert Knöppel. „Er hat unwahrscheinlich viel für seine Amateure getan, stand auch für mich immer als Ansprechpartner bereit, lockte zudem zahlreiche Talente zum FC und butterte dabei auch jede Menge eigenes Geld in die Mannschaft.“
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