Selbstständiger Finanzierungsvermittler ist er von Beruf – und doch ist Wolfgang Gommersbach so viel mehr. Moderator, Organisator, Blindenreporter, Netzwerker, Stadionsprecher – die Reihe seiner außerberuflichen Aktivitäten ließe sich noch weiter fortsetzen. Mit dem 1. FC Köln ist er seit über 35 Jahren verbunden, zunächst aktiv als Nachwuchsspieler und später in zahlreichen Funktionen jenseits des grünen Rasens.
effzeh.com: Eine Frage sei mir vorab gestattet: Wie bekommen Sie all dies, Ihren Beruf und die zahlreichen weiteren Aktivitäten alle unter einen Hut?
Wolfgang Gommersbach (lacht): Manchmal ist das in der Tat etwas schwierig, man muss sich seine Zeit dann schon gut einteilen. Klar ist, dass das Wochenende manchmal sehr FC-lastig ist. Die übrigen Tätigkeiten lassen sich dann meist aber gut miteinander kombinieren. Aber sicherlich wurde es in der Vergangenheit hier und da schon einmal ein wenig eng. Was aber wirklich zeitintensiv und herausfordernd war, war die Zeit, als ich über den Kontakt zu Michael Trippel angefangen habe, bei der A- und B-Jugend des FC den Platzsprecher zu machen.
Schon von klein auf unübersehbar mit dem FC verbunden: Die Brüder Harry und Wolfgang Gommersbach im Jahr 1988. (Foto: privat)
Ich stand damals dann an dem 7er-Platz hinten an der Blockhütte mit einem Biertisch und einem mehr schlecht als recht funktionierenden Discman und habe die entsprechenden Ansagen gemacht. Da ging dann schon gefühlt jeder Sonntagvormittag drauf, später dann auch zusätzlich mit den Berichten für das GeißbockEcho und die Internetseiten. Letztlich ist aber dann alles, bei dem ich mitwirken durfte, nach und nach weitergeführt und professionalisiert worden.
Mittlerweile gibt es zum Beispiel in der Medienabteilung beim FC eine Stelle, die für die Berichterstattung über die Nachwuchsteams zuständig ist und somit also auf professioneller Ebene das weiterführt, was wir einmal mit minimaler technischer Ausstattung und auf ehrenamtlicher Basis angestoßen haben.
Schaut man sich an, in wie vielen Bereichen Sie außerhalb Ihres eigentlichen Berufs tätig sind, dann fällt auf, dass die meisten dieser Aktivitäten etwas mit dem 1. FC Köln zu tun haben. Das zeugt von einer tiefen Beziehung zu diesem Verein. Wie kam es dazu?
Nun, zunächst einmal ist Köln meine Heimat. Dort bin ich im Double-Jahr des FC am 9. Dezember 1978 geboren. Das verbindet. Zum FC gekommen bin ich dann über meinen viel zu früh verstorbenen Bruder Harry, der in der D-Jugend durch Frank Schaefer von Deutz 05 ans Geißbockheim geholt wurde. Durch ihn habe ich dann auch den Weg dorthin gefunden, Zunächst in die E2 unter Trainer Thomas Stüven und dann in die E1 bei Christoph Henkel.
In der E1 des 1. FC Köln mit Trainer Christoph Henkel – Wolfgang Gommersbach hintere Reihe 1. von links. (Foto: privat)
Harry war der deutlich talentiertere von uns beiden, während ich bis zu meinem 15. Lebensjahr bis auf das eine Jahr bei Christoph Henkel eigentlich immer in den zweiten Mannschaften der jeweiligen Jahrgänge aktiv war. Bezeichnenderweise war mein größter Erfolg in dieser Zeit der Sieg in einem Tischtennisturnier in Christophs Heimatort Schmallenberg (lacht).
Ein Krankenbesuch bei Litti und Mitarbeit in der Nachwuchsabteilung des FC
Mit 15 habe ich dann die Fußballschuhe an den berühmten Nagel gehängt und bei mir in Deutz beim DTV Basketball Köln begonnen, Basketball zu spielen. Dort bin ich seit nunmehr 28 Jahren aktiv, gegenwärtig als Spielertrainer in der 4. Mannschaft, die in der Bezirksliga antritt. Ein Hobby, das mir nach wie vor viel Freude macht.
Noch einmal kurz zurück zu Ihrer Zeit als Nachwuchsspieler beim 1. FC Köln: Welche fußballerischen Vorbilder haben Sie damals gehabt?
So ein auf meine Position passendes fußballerisches Vorbild hatte ich eigentlich gar nicht. Ich habe links in der Abwehr oder Libero gespielt, aber mein Idol war ein Stürmer: Pierre Littbarski. Seine Dribblings, seine Finten – unerreicht. Und dazu war er noch sehr torgefährlich.
1987 bei “Litti” am Krankenbett: die beiden Brüder Harry (li.) und Wolfgang (re.). (Foto: privat)
Ihn habe ich damals mit meiner Mutter und meinem Bruder Harry auch mal im Krankenhaus in Deutz besucht. Als ich in das Zimmer reinkam, sagte er: “Eh, Dich kenne ich doch, Du bist doch der, der immer am Geißbockheim nach Autogrammen fragt.“ Das ist mir bis heute in Erinnerung geblieben.
Sie haben zwar mit 15 aufgehört, beim FC Fußball zu spielen, konnten sich aber nicht so ganz vom Verein trennen.
Ich war damals Balljunge im Müngersdorfer Stadion, weil es so üblich war, dass die B2-Jugend die Balljungen für die Heimspiele der Profis gestellt hat und so kam ich damals zu dieser Aufgabe. Und das habe ich dann auch noch einige Jahre länger gemacht. In Erinnerung ist mir das UEFA-Cup-Spiel gegen Celtic Glasgow 1992 oder das letzte Heimspiel der Saison 1991/92, als der 1. FC Kaiserslautern in Köln Meister wurde.
Nach Ihrer Zeit als Balljunge waren Sie weiter bei den Spielen der Profis im Kölner Stadion für den FC tätig. Was genau haben Sie damals gemacht?
Nun, ich habe zunächst bei der Erstellung, Vervielfältigung und Verteilung der Mannschaftsaufstellungen mitgearbeitet, um diese dann im VIP-Bereich an die dortigen Besucher zu verteilen. Dies wurde später von den FC-Hostessen übernommen und so wurde auch diese Aufgabe, die ich mal übernommen hatte, weiter professionalisiert.
Sie erwähnten vorhin, dass Sie an den ersten Internetauftritten der Nachwuchsabteilung des FC maßgeblich beteiligt waren. Wie kam es dazu?
Mein früherer Trainer Christoph Henkel wurde später Nachwuchsleiter beim FC und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, Texte über die FC-Jugend für das GeißbockEcho zu schreiben. Das sagte mir zu und beim Klub war man froh, dass Input über die U17 und U19 geliefert wurde. Später kamen dann auch die damals noch neuen Internetseiten dazu.
Die Verbindung zur Nachwuchsabteilung führte dann z.B. auch dazu , dass ich 2004 die U15 von Trainer Oliver Heitmann beim Nike-Cup in Manchester als Delegationsleiter begleitet habe. Damals kam vor Ort dann heraus, dass Ron-Robert Zieler zu Manchester United wechseln würde. In dem Monat hatte ich dann eine Handy-Rechnung von über 300 Euro, weil mich die Presseleute wegen des Transfers von Ron-Robert anriefen.
Wolfgang Gommersbach (oben ganz rechts) als Delegationsleiter der U15 des 1. FC Köln beim Nike Premier Cup 2004 in Manchester. (Foto: privat)
In Manchester war damals auch eine Journalistin des Kölner Stadtanzeigers dabei, die eigentlich im Sportteil über den Nike-Cup berichten wollte, dann aber aus dem Zieler-Transfer eine Seite-1-Geschichte machen konnte, was nachvollziehbar war.
Dabei bei den Titelgewinnen der U17 und U19 – als Fan und Organisator
Für Zieler wurde die Reise nach Manchester damals etwas böser beendet, weil er sich im Viertelfinale eine schwere Armverletzung zugezogen hat und wir danach im Halbfinale leider ausschieden. Aber immerhin war unser Platz 4 bis dato die erfolgreichste Platzierung einer deutschen Mannschaft bei diesem Event.
Die Verbindung zum FC-Nachwuchs riss also nie ab?
Nein, bis heute nicht. Ich durfte alle Jugendmeisterschaften des FC, außer die von 1971, live miterleben, angefangen mit der B-Jugendmeisterschaft 1990, als mein Vater Betreuer des Meisterteams war. Damals habe ich als 11-Jähriger zusammen mit meinem Bruder auf der Tribüne gesessen und mit einer Trommel Stimmung gemacht. Bei dem Endspiel gegen den VfB Stuttgart war mit fast 8000 Zuschauern die höchste Besucherzahl im Franz-Kremer-Stadion, die es bis heute dort gegeben hat. Einer der Stars der Mannschaft war Pablo Thiam, der aus Bonn kam. Als 15-, 16-Jähriger hat er auch öfters bei uns zu Hause übernachtet, da sein Vater im diplomatischen Dienst und daher nicht immer daheim war.
1987 als Maskottchen (unten ganz rechts) bei der C2 des 1. FC Köln mit Vater Horst (hinten 1. von rechts) und Bruder Harry (unten 4. von rechts). (Foto: privat)
Später bin ich dann vom Fan-Sein in die Orga hineingerutscht, so z.B. 2011 in Bremen, als die U17 von Trainer Boris Schommers um Mitchell Weiser, Fabian Schnellhardt und Yannick Gerhardt bei hochsommerlichen Temperaturen Werder Bremen mit 3:2 durch ein „Tor des Monats“ im Endspiel besiegte. Oder 2013 beim Endspiel um den DFB-Pokal der Junioren in Berlin, als unsere U19 den 1. FC Kaiserslautern mit 1:0 bezwingen konnte. Tolle Erlebnisse!
Beim letzten Meistertitel, den die U17 mit Trainer Martin Heck 2019 beim BVB erringen konnte, war ich zunächst als Fan dabei, kümmerte mich dann aber nach der Rückkehr der Meistermannschaft nach Köln darum, dass Martin Heck, der abends noch zu einem Fußballlehrer-Lehrgang nach Italien abreisen musste, den richtigen Zug erwischte.
Ich wollte ihm das Ticket für die Zugreise ausdrucken, habe dann aber nicht bemerkt, dass ich nur die Reservierung, nicht aber die eigentliche Fahrkarte ausgedruckt hatte. Und so saß Martin Heck, von einigen Kölsch beseelt, als frischgebackener Deutscher Meister im Zug nach Italien und konnte dem Schaffner bei der Fahrkartenkontrolle lediglich seine Reservierung, nicht aber sein Ticket vorzeigen. Er hat dann seine Situation aber erklären können und musste zum Glück keine Strafe zahlen.
Stimmt es, dass Sie den Aufstieg von Lukas Podolski vom Nachwuchstalent zum Bundesligaprofi und Nationalspieler quasi hautnah erlebt haben?
Da ist in der Tat etwas dran. Ich war, wenn man es so will, bei der fußballerischen „Geburtsstunde“ von Lukas dabei. In der Saison 2003/04, als er zu Anfang noch in der U19 gespielt hat, bekam unsere U19 in einer Partie gegen den BVB eine richtig deftige Packung. Zu der Zeit gehörte es zu meinen Aufgaben, die Presseartikel zu den Spielen der höheren U-Teams zu schreiben und den fertigen Text dann mit einem Palm an die Internet-Agentur des FC zu verschicken.
Zu diesem Zweck habe ich nach dem Spiel mit den Trainern zusammengesessen, mit Frank Schaefer und Rainer Thomas, seinem Assistenten. Schaefer war stets ein klarer Verfechter eines 4-3-3-Systems, aber Podolski in einer solchen Formation als Sturmspitze aufzustellen, hatte nicht so funktioniert.
Moderator und Mitorganisator des GeißbockCups, einer Institution in der Nachwuchsarbeit des 1. FC Köln
Und so wurde in dem Gespräch zwischen Schaefer und Thomas die Idee geboren, das System zu verändern und Lukas hinter die zentrale Spitze zu ziehen. Und aus dieser Position hat er danach in der U19 Tore ohne Ende gemacht und wurde im November 2003 zu den Profis hochgezogen. Der Rest ist Geschichte.
Eine Institution in der Nachwuchsabteilung des FC ist der jährlich stattfindende Geißbock-Cup. An der Organisation dieses Turniers sind Sie auch maßgeblich beteiligt.
Das erste Mal geholfen habe ich in der Saison 1986/87 beim Eisverkauf, wobei mir dies ziemlich schnell wieder abgenommen wurde, als der FC feststellte, dass ich mehr Eis selber gegessen als verkauft habe (lacht). Jahre später habe ich die Veranstaltung dann auch in den Bereichen Moderation und Organisation unterstützt.
Wolfgang Gommersbach 2014 – zusammen mit Shary Reeves und Michael Trippel. (Foto: Jana Schreckenberger/1. FC Köln)
Mein Vater hatte das Turnier in den 90er Jahren moderiert und von ihm habe ich dies dann später übernommen. Die Hauptlast der Organisation liegt mittlerweile bei Rainer Kubern, ich moderiere oftmals im Wechsel mit Michael Trippel.
Eines dieser Interviews haben sie vor einigen Jahren mit Christoph Daum geführt, dem Mitbegründer des GeißbockCups. Kurz darauf musste das Turnier abgebrochen werden. Gab es da einen ursächlichen Zusammenhang?
(lacht) Nein, ich hoffe nicht. Das Wetter war leider schuld. Es regnete in Strömen, zusätzlich donnerte es bedrohlich, während ich das Interview mit ihm auf der Tribüne des Franz-Kremer-Stadions führte, wo er u.a. erzählte, wie er als Jugendtrainer dieses Turnier mitbegründet hatte.
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits eine Unwetterwarnung, die sich weiter bestätigte, als ich mich nach dem Interview dann mit Rainer Kubern kurzschloss. Die aktualisierten Informationen des Deutschen Wetterdienstes ließen keine andere Entscheidung zu, als das Turnier erstmalig abzubrechen. Das war bitter…
Der Geißbock-Cup hat auch einige organisatorische Veränderungen erlebt. Wie waren die begründet?
Früher haben wir das Turnier so organisiert, dass sich die Spiele der eingeladenen E- und F-Jugendmannschaften überschnitten. Ganz früher waren ja auch noch D- und C-Junioren mit aktiv. Mittlerweile ist ein Turniertag für die E-Jugendteams und der andere für die F-Jugendmannschaften reserviert. Dies bündelt die Aufmerksamkeit der Zuschauer und wird so den jeweiligen Teams besser gerecht. Darüber hinaus ist dies auch etwas der Parkplatzsituation am Geißbockheim geschuldet, die dadurch etwas entzerrt wird. Zusätzlich bieten wir seit einigen Jahren einen Shuttle-Service an zum REWE-Gelände in Hürth.
Beim GeißbockCup 2022 mit Joshua Schwirten, Michael Trippel, Jonas Urbig und Steffen Tigges. (Foto: 1. FC Köln)
All diese Veränderungen orientieren sich an dem Grundgedanken des GeißbockCups: Wir wollen in allem, was wir in dieser Veranstaltung tun, einen Vorbildcharakter vorleben, sei es bei den eingeladenen Mannschaften, bei der Organisation der Spiele, der Ergebnisverkündung oder bei den Ernährungsangeboten. Hier wollen wir uns immer weiterentwickeln und haben auch noch viel vor.
Allgemein gesagt versuchen wir all das umzusetzen, was unsere Jugendtrainer bei anderen Turnieren gesehen und für nachahmenswert empfunden haben. Und dabei wollen wir auch den vielen Vereinen aus der Region die Möglichkeit geben, an einem tollen Turnier teilzunehmen. Und für Stimmung und Atmosphäre sorgen alleine schon die inzwischen weiter über 2.000 Tore, die an einem solchen Wochenende erzielt und bejubelt werden.
In welcher Mannschaftsstärke treten die Nachwuchsmannschaften beim Geißbock-Cup an? In 7er-Teams?
Nein, nicht mehr. Nach den neuen Leitlinien des DFB haben wir das angepasst und lassen die Teams im 4 plus 1 antreten. Bei den Spielen der F-Jugendteams war die Torhöhe oftmals ein Problem. In Kooperation mit dem FVM hatten wir dann eine Lösung präsentiert, die im Grunde recht einfach ist: Wir haben eine schmale „Abdeckplane“ über den oberen Teil des Tores gehängt und somit das Tor verkleinert. Das hat der Entwicklung des dort gezeigten Fußballs gut getan.
Hat der Geißbock-Cup eigentlich auch eine Scouting-Funktion für den 1. FC Köln?
Unsere Scouts haben natürlich die Möglichkeit, sich viele talentierte Spieler aus der Region auf dem Gelände des 1. FC Köln anzuschauen, wobei das natürlich nicht die Hauptintention des Cups ist. Der FC ist allerdings nicht der einzige Verein, dessen Scouts beim Turnier anzutreffen sind, da sind auch die Späher anderer renommierter Klubs vor Ort.
Am Mikro – bei der U21 und als Service für seh-eingeschränkte Besucher von FC-Heimspielen
Sie haben zu Beginn die Blockhütte erwähnt, die vor dem Platz 7 des FC-Geländes liegt. Stimmt es, dass es auch da eine enge Verbindung zur Familie Gommersbach gibt?
Ja, durchaus. Die Idee bei der Errichtung der Blockhütte war, dass man vor allem im Außenbereich der Hütte eine Anlaufstelle für die Eltern schaffen wollte, die Nachwuchsspiele auf den Plätzen rund um das Gebäude besuchten und dort eine kleine Erfrischung bekommen konnten. Mein Vater hatte sich dann damals zunächst um die organisatorischen Abläufe gekümmert, mein verstorbener Bruder Harry die Innenwände mit Zeichnungen und Bildern verschönert. Auch eine im Innenbereich heute noch vorzufindende Eckbank stammt noch aus unserer alten Wohnung, meine ich. Wie man sieht, hat die Blockhütte in mehrfacher Hinsicht also einen engen Bezug zu unserer Familie.
Der Bereich um Platz 7 herum war, wie Sie zuvor erwähnten, für ihre Anfänge als Platzsprecher von Bedeutung. Später waren Sie dann auch bei der U21 des 1. FC Köln als Stadionsprecher tätig. Wie ist es dazu gekommen?
Über Michael Trippel. Ende der 90er habe ich ihn bei den Amateuren kennengelernt und habe dann irgendwann angefangen, ihm zu assistieren und habe dabei sehr viel von ihm gelernt. Das kam mir hinterher zugute, als ich diese Aufgabe ganz oft übernommen habe. Später habe ich dann meinen Kumpel Thorsten Bank dazugeholt, der im Laufe der Jahre das Amt des Stadionsprechers bei der U21 mehr und mehr übernommen hat, wenn Michael mal nicht konnte. Ich übernehme aber meist noch die Moderation von größeren Veranstaltungen wie z.B. eben dem Geißbock-Cup.
Sie sind bei den Heimspielen der Profis in einer etwas anderen Funktion aktiv, nämlich als Reporter für blinde und seh-eingeschränkte Besucher. Auf wessen Initiative wurde dieser Service eingerichtet?
Das wurde damals von Rolf Dittrich, dem ehemaligen Pressesprecher des 1. FC Köln, an mich herangetragen. Es gab damals eine Anfrage an ihn vom Fanclub „Seehunde“, in dem sich seh-eingeschränkte FC-Fans zusammengeschlossen hatten. Dittrich hat dann jemanden gesucht, der Live-Reportagen für diese Zielgruppe übernehmen konnte. Und so wurde ich damals zum „Blinden-Reporter“.
Wie kann man sich die Umsetzung technisch, aber auch organisatorisch vorstellen? Sind das alles Dauerkarteninhaber?
Auch, aber nicht nur. Die Zielgruppe umfasst blinde und seh-eingeschränkte Besucher unserer Heimspiele, und da gibt es Dauerkarteninhaber, aber auch solche mit Tageskarten. Das Kommentatoren-Team besteht seitdem außer mir aus zwei weiteren Kommentatoren: Thorsten Bank und Christian Kautz.
Dr. Christian Kautz, Wolfgang Gommersbach und Thorsten Bank, das Blindenreporterteam des 1. FC Köln. (Foto: Uwe Weiser/LVR)
Technisch sieht das so aus, dass die betreffenden Besucher ein kleines Gerät zum Umhängen erhalten, das einem Walkman ähnlich ist, und einen Kopfhörer. So können sie die Live-Reportage verfolgen, die wir Kommentatoren, die wir bei diesen Besuchern im Unterrang Ost sitzen, vom Geschehen auf dem grünen Rasen liefern.
Was sind die besonderen Herausforderungen an eine Live-Reportage, die für seh-eingeschränkte Besucher bestimmt ist?
Zunächst einmal muss man mit seinem Kommentar viel „verorten“, d.h. durch die Reportage möglichst plastisch nachzeichnen, wo sich der Ball befindet. Dies sehr präzise zu leisten, ist ausgesprochen wichtig, um dem seh-eingeschränkten Besucher ein möglichst genaues Bild des Spielgeschehens bieten zu können. Hinzu kommt, dass man stärker noch als in einer Radio-Reportage „auf Ballhöhe“ sein muss und das erfordert ein entsprechendes Tempo.
Sie müssen also schneller sein und noch präziser schildern, wo sich der Ball befindet und was um ihn herum geschieht als dies in anderen Formaten erforderlich ist. Das hört sich sehr intensiv und fordernd für den Kommentator an. Ist dies der Grund, warum Sie die Reportage auf mehrere Kommentatoren aufteilen?
In der Regel kommentieren wir zu zweit, indem wir uns alle 5 bis 10 Minuten, je nach Intensität des Spiels, abwechseln. Und ja, dies ist sicherlich auch den Herausforderungen an dieses Reportage-Format geschuldet.
Wie sehen die Rückmeldungen aus, die Sie von den seh-eingeschränkten Besuchern erhalten?
Sehr positiv. Menschen, die den Service zum ersten Mal nutzen, fragen wir dann meist ganz speziell nach Ihrem Feedback und diese sind auch immer sehr zufrieden. Übrigens ist das ganze Thema „Autodeskription“, also Blindenreportage, eindeutig auf dem Vormarsch und soll gesellschaftlich irgendwann einmal so selbstverständlich werden wie es Rollstuhlfahrerplätze inzwischen sind. Auch über das RheinEnergieStadion hinaus bin ich in dieser Funktion manchmal unterwegs, so z.B. beim Rosenmontagszug vor einigen Monaten – übrigens zusammen mit Michael Trippel.
Die Bedeutung dieser Tätigkeit lässt sich u.a. auch daran sehen, dass Sie und Ihre beiden Kollegen vom LVR geehrt wurden.
Wir drei sind Ende 2021 mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet worden. Diese Auszeichnung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) geht seit 1976 an Menschen, die sich in besonderer Weise um die kulturelle Entwicklung des Rheinlands verdient gemacht haben. Von daher war dies schon eine besondere Ehre für uns drei.
Nicole Fischer, Dr. Christian Kautz, Ulrike Lubek, Wolfgang Gommersbach, Anne Henk-Holstein, Thorsten Bank und Dr. Werner Wolf bei der Verleihung des Rheinlandtalers 2021. (Foto: Uwe Weiser/LVR)
Bei dieser Veranstaltung wurde auch die Wertschätzung des 1. FC Köln dadurch zum Ausdruck gebracht, dass der Verein die Traditionsloge im Rheinenergie-Stadion für die Ehrung zur Verfügung gestellt hat. Dies war ein toller Rahmen und hat uns sehr gefreut.
Sie haben auch einige prominente Co-Kommentatoren für diese Reportagen gewinnen können.
Ehemalige Spieler zählen dazu wie Dominic Maroh, Matthias Scherz oder Wolfgang Weber. Aber auch prominente Reporterkollegen wie Manfred Breuckmann, Sebastian Hellmann, Tom Bayer oder Tom Bartels. Und natürlich Shary Reeves, die ich über die Kinderkrebshilfe einmal kennengelernt hatte und die selber seit 2003 regelmäßig beim GeißbockCup mit dabei ist.
Stimmt es, dass Sie in dieser Funktion auch Spiele auf Englisch kommentiert haben?
Ja, beim Confed-Cup 2005 oder auch bei der WM 2006, wo ich fünf Spiele kommentieren durfte. Die Live-Reportage in einer fremden Sprache durchzuführen, war schon eine Herausforderung.
Unterwegs mit den DFB-Fußballhelden, die Kölner Stimmen und das Ehemaligentreffen des FC
Aber schlussendlich hat mein Englisch doch ausgereicht, um den Kommentar einigermaßen gut rüberzubringen, zumal die meisten Besucher, die diesen Kommentar nutzten, auch keine „native speaker“ waren. Und mit Sicherheit werden wir bei der EM 2024 in Köln auch wieder irgendwo im Einsatz sein, da Köln ja Austragungsort ist.
Das Moderieren und Kommentieren hat auch dazu geführt, dass Sie 2017 zusammen mit einigen Kolleginnen und Kollegen den Moderatoren-Verbund „die Kölner Stimmen“ ins Leben gerufen haben. Wer gehört außer Ihnen dazu?
Die Idee war, einen Moderatoren-Pool zu schaffen, in dem jeder Veranstalter eine optimale Moderations-Lösung für seine Veranstaltung findet. Andrea Schöneborn von den Funky Marys ist da zu nennen, die auch als Moderatorin bei WDR bekannt ist, und Manuela Klein, die man ebenfalls aus dem WDR („Lokalzeit Köln“ und „Aktuelle Stunde“) kennt.
Die Kölner Stimmen (v.li. n.re.: Lukas Wachten, Manuela Klein, Wolfgang Gommersbach, Andrea Schönenborn, Michael Trippel und Konstantin Klostermann). (Foto: die Kölner Stimmen)
Konstantin Klostermann gehört ebenfalls dazu, den Zuhörern von Radio Köln und den Zuschauern von Magenta Sport gut bekannt, wo er z.B. über die Spiele der Deutschen Eishockey Liga berichtet, sowie Lukas Wachten, seit vielen Jahren als Moderator und Reporter u.a. für den WDR und Radio Köln tätig, und schließlich – und da ist wieder der Bezug zum FC – Michael Trippel, der über seine Tätigkeit als Stadionsprecher hinaus als Moderator viele Veranstaltungen in und um Köln herum am Mikrofon begleitet.
Und irgendwann folgen Sie dann auf Michael Trippel, der Stimme des FCs, als Stadionsprecher im großen Stadion…?
Das wäre natürlich eine tolle Sache. Einmal durfte ich Michael ja schonmal im kleinen Umfang vertreten, als er im August 2006 aufgrund eines Auslands-Engagements eins von bis heute nur zwei Heimspielen als Stadionsprecher verpasst hat. Wenn es einmal dazu kommen sollte, dass Michael nicht mehr weitermacht, dann würde ich mich freuen, wenn der FC wieder auf Jemanden aus „den eigenen Reihen“ setzt wie bei ihm und ich zumindest zu den möglichen Kandidaten gehöre.
Als Stadionsprecher beim 1. Testspiel des 1. FC Köln der Saison 2022/23 beim TuS Mondorf mit drei Präsidenten. (Foto: Herbert Bucco)
Aber ehrlich gesagt würde ich mir auch wünschen, dass dies noch viele Jahre dauert, denn ich finde, dass er das überragend und mit sehr viel Herzblut macht und eine echte FC-Ikone geworden ist. Seine Stimme gehört für mich zu den Spielen einfach dazu.
Herr Gommersbach, Ihre Betätigungsfelder gehen über die bislang angesprochenen Bereiche weit hinaus. Was hat es zum Beispiel mit der „DFB-Fußballhelden-Bildungsreise“ auf sich, mit „alles fussball – der shop“ oder mit dem Likör „Falsche9“?
Die Fußballhelden-Bildungsreise ist ein gemeinschaftliches Förderprojekt im Bereich „Junges Ehrenamt“ vom DFB und der gemeinnützigen KOMM MIT-Gesellschaft, für die ich diese Veranstaltung und den Vorgänger seit ca. 15 Jahren organisatorisch einmal jährlich eine Woche vor Ort in Spanien unterstütze. Ein wirklich tolles Projekt mit vielen sehr engagierten Teilnehmern und Mitarbeitern.
„alles fussball – der shop“ war ein Fußball-Fachgeschäft auf der Aachener Straße in der Nähe des Stadions, welches ich mit meinem Bruder und zwei Geschäftspartnern 10 Jahre lange betrieben habe. Aufgrund der Entwicklungen in 2019 haben wir den Betrieb dann aber leider einstellen müssen. Und die „Falsche9“ ist ein Rhabarber-Likör mit leichtem Vanille-Geschmack, den ich mit zwei Freunden, Tanja und Domenico, auch schon fast zehn Jahre vertreibe.
Viele Ihrer Aktivitäten haben jedoch immer mit dem 1. FC Köln zu tun. Deshalb drängt sich die Frage auf, was dieser Verein für Sie bedeutet.
Um es auf einen einfachen Nenner zu bringen: Der FC ist seit Jahrzehnten Teil meines Lebens, da steckt schon ganz viel Herzblut drin. Der Verein ist ein Stück Heimat, den ich um nichts in der Welt missen möchte. Ich habe meinen Beruf, den ich sehr mag, und außerhalb dieser Tätigkeit darf ich viele Dinge machen, die mit dem FC zu tun haben. Und das tue ich auch, weil ich bei diesem Klub viele tolle Erlebnisse begleiten durfte und viele faszinierende Menschen kennengelernt habe, die „FC-Familie“ sozusagen.
Jede Menge FC-Geschichte(n) beim Ehemaligen-Treffen am 2. Juli 2022. (Foto: privat)
Merken kann man dies auch bei einem Ehemaligen-Treffen von Nachwuchs-Mitarbeitern und -Spielern, das ich seit 2016 mit-organisiere. Im letzten Jahr fanden sich dabei über 80 ehemalige Spieler, Trainer und Betreuer ein, um bei einem leckeren Kölsch über alte Zeiten und gegenwärtige Entwicklungen zu plaudern. Frank Schaefer, Christoph Henkel oder auch Michael Meier und Roland Koch waren auch dabei. Ein Ehemaliger kam sogar aus Stockholm angereist. Auch daran kann man sehen, dass der Satz, den der FC Barcelona gerne über sich sagt, auch auf den FC zutrifft: Er ist mehr als nur ein Verein.
In der jüngeren Vergangenheit kam eine neue Aufgabe für Sie dazu. Sie sind seit Februar Teil des Mitgliederrats. Was hat es damit auf sich?
Der FC-Mitgliederrat ist ein Aufsichtsorgan des Vorstands im „e.V.-Bereich“. Wir kontrollieren den Vorstand in seiner Tätigkeit und beraten bei Bedarf. Dies ist eine sehr spannende und interessante neue Aufgabe, in der ich versuche, den FC bestmöglich zu unterstützen.
Wir haben jetzt lange die Vergangenheit Revue passieren lassen. Lassen Sie uns die Perspektive wechseln und in die Zukunft schauen: Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?
Es gibt da eigentlich keinen großen „Plan“, das war nie so mein Fall. Ich würde mich einfach freuen, wenn sich Dinge, die ich mit angestoßen habe, in der Zukunft weiterentwickeln. Wenn das ein oder andere, was ich initiiert habe oder noch anstoßen werde, irgendwann ein schöner und etablierter Standard wird, in welchem Bereich auch immer, dann würde mich das freuen. Beruflich arbeite ich in einem sehr dynamischen Arbeitsfeld, in dem sich auch aktuell sehr viel tut, trotzdem glaube ich aber, dass noch Zeit für das ein oder andere spannende außerberufliche Projekt bleibt. Ich wünsche mir, dass ich, wie in der Vergangenheit, auch in Zukunft mit vielen interessanten Menschen neue spannende Aufgaben angehen darf.