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Ehrentribüne

Lebenswege beim 1. FC Köln: Marco Weller – mit dem Ball am Fuß ist die Welt immer in Ordnung!

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Marco Weller, der als Juniorennationalspieler als große Nachwuchshoffnung galt, dem dann aber nie der Durchbruch gelang.

Foto: instagram/mwell10

Seine Ballsicherheit und sein gutes Auge für die Mitspieler sind unübersehbar und führen sehr bald dazu, dass er zum „Zehner“ umgeschult wird. Der Trainer rennt damit bei Marco Weller offene Türen ein, trägt doch dessen großes Vorbild das Trikot mit der 10: Diego Armando Maradona. „Ich halte ihn für den besten Fußballer aller Zeiten”, schwärmt er noch heute. „Niemals vor ihm und auch nie danach hat es einen Spieler wie ihn gegeben: Schnell, perfekt am Ball, torgefährlich und auch als Vorbereiter außergewöhnlich gut. Mit fairen Mitteln konnte man ihn eigentlich nicht verteidigen, ihm zuzuschauen war ein Hochgenuss.“

Diego Armando Maradona bei der WM 1982 im Spiel gegen Belgien (Foto: Steve Powell/Allsport/Getty Images)

Marco Weller eifert seinem Idol mit großem Trainingsfleiß und vielen Extraschichten in der häuslichen Umgebung nach. „Ich habe mir zum Beispiel vor unserem Haus mit Steinen eine Slalomstrecke gebaut, die ich dann mit Ball und hoher Geschwindigkeit durchlaufen bin“, erzählt er. Er ist erst 13, als er dafür mit der ersten Berufung in die Westfalenauswahl belohnt wird. Dort trifft er auf einige Mitspieler, die später auch den Weg in den Profifußball finden sollten: Dennis Vogt, Erdal Eraslan, Cetin Güner und Michael Melka. Auch in der Auswahlmannschaft wird Weller zu einer dominierenden Figur auf dem Spielfeld – wie sein Vorbild Maradona. „Ich wollte einfach jeden Ball haben, wollte das perfekte Spiel spielen, ohne Fehlpässe und misslungene Aktionen“, sagt er.

Im Fokus des DFB und von vielen Vereinen umworben

Am DFB-Schülerlager in Duisburg nimmt er mit dieser Auswahl zum ersten Mal im Jahr 1992 teil – und muss den ersten Rückschlag seines jungen Fußballerlebens hinnehmen. „Im zweiten Spiel habe ich mir bei Temperaturen weit über 30 Grad einen Sonnenstich zugezogen und musste schon zur Halbzeit mit Schüttelfrost raus“, berichtet er. „Ich habe die nächsten beiden Tage im Bett verbracht und konnte erst wieder an der letzten Partie teilnehmen.“ Dies ist wohl auch der Grund, warum er für die traditionellen Duelle der U15-Auswahl des DFB gegen England im Wembley-Stadion nur auf Abruf bereitsteht.

„Als kleiner Junge bin ich bei Fernsehübertragungen von Begegnungen der deutschen Nationalelf beim Abspielen der Hymne immer aufgestanden und habe mitgesungen. Ich habe dann meinen Eltern gesagt, dass die Hymne irgendwann einmal für mich gespielt wird.“

Marco Weller ist enttäuscht, nur allzu gerne hätte der gebürtige Kirchener zum ersten Male das Trikot mit dem Adler auf der Brust übergestreift. „Als kleiner Junge bin ich bei Fernsehübertragungen von Begegnungen der deutschen Nationalelf beim Abspielen der Hymne immer aufgestanden und habe mitgesungen“, erzählt er. „Ich habe dann meinen Eltern gesagt, dass die Hymne irgendwann einmal für mich gespielt wird.“ Die Enttäuschung ist recht schnell überwunden, als ihm die Anerkennung zuteil wird, die ihm nach dem Schülerlager noch versagt blieb: Er ist umworben, bekommt Angebote zahlreicher Bundesligisten und kann auswählen, bei welchem Klub er die Karriere zum Profi einschlagen möchte.

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Er macht sich die Entscheidung nicht leicht und bezieht auch seine schulische Ausbildung in seine Überlegungen mit ein. „Ich wollte zunächst zu Hause wohnen bleiben, um meinen Abschluss auf der Realschule in Neunkirchen zu schaffen“, erläutert er. „Deshalb kamen für mich nur Dortmund und Köln in Frage. Der BVB hatte damals eine Bombenmannschaft, und da ich sowieso seit früher Kindheit FC-Fan war und mir beim Effzeh größere Chancen ausrechnete, es dort später in die Profi-Elf zu schaffen, fiel meine Entscheidung schlussendlich zugunsten der Kölner aus.“

Wechsel zum 1. FC Köln – Laufen, laufen, laufen

Die Trainingsplätze am Geißbockheim werden in der Saison 1993/94 Marco Wellers neues fußballerisches Zuhause. Trainer der B-Jugend ist Martin Siegbert und der lässt seine Schützlinge zunächst einmal laufen – Runde um Runde um den Decksteiner Weiher. „Am ersten Tag liefen wir in Richtung Blau-Weiß und nach wenigen hundert Metern hatte unser Trainer schon zig Leute gegrüßt. Da wusste ich, der läuft hier öfter und das auch noch gerne“, erinnert er sich. Für Wellers laufintensives Spiel erweisen sich diese konditionellen Grundlagen als Segen – und auch seitens des DFB meldet man sich bei ihm.

Die A-Jugend des 1. FC Köln in der Saison 1994/95, Marco Weller sitzend zwischen den beiden Keepern (Foto: Alfred A. Roth)

Er wird in den Kader der U16-Nationalelf berufen für ein Vierländerturnier in Italien und kommt zu seinem ersten Länderspiel – allerdings nicht von Beginn an. „Gegen Italien lagen wir nach der 1. Hälfte 3:0 zurück“, berichtet Weller. „Ich wurde nach der Halbzeit eingewechselt und half bei der anschließenden Aufholjagd, die in einem 3:3 endete – und das gegen die italienischen Defensivkünstler!“ Gegen Spanien und Portugal gehört er zur Startformation und erkämpft sich einen Stammplatz. Er hat es geschafft, man spielt die Nationalhymne jetzt für ihn.

Die erste schwere Verletzung, das Aus für die U16-EM, der Profivertrag beim 1. FC Köln

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