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Fankultur

Kurvendiskussion (1): Fanszene des 1. FC Köln spricht sich gegen Investoren aus

Aktionen im und um das Stadion, Vereins- und Fanpolitik sowie andere Themen, die Fans betreffen: Wir halten Euch mit unserer Kurvendiskussion auf dem Laufenden.

Fanszene meldet sich zu Wort – Mitgliederstammtisch zu Investoren

Spruchband im Müngersdorfer Stadion am 28. August 2021 (gegen Bochum).

Vor knapp drei Monaten hielt der 1. FC Köln seine erste digitale Mitgliederversammlung ab. Vorab machte ein Antrag auf Satzungsänderung auf sich aufmerksam. Das Besondere dabei: Er wurde nämlich nicht gestellt. Vorstand und Mitgliederrat stellten ihren Antrag zurück beziehungsweise der Antrag wurde laut Vorstand verschoben. Dabei geht um einen Passus, laut dem die Mitglieder jedem (!) Anteilsverkauf zustimmen müssten. Im GeißbockEcho betonte Präsident Werner Wolf derzeit, die grundsätzliche Position dazu habe sich aber nicht geändert. „Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass die Mitglieder das Recht erhalten sollten, bereits ab dem ersten Anteil über einen möglichen Anteilsverkauf zu entscheiden. Wir halten die Satzungsänderung daher weiterhin für wichtig.“ Gerade deshalb wollte man diese Satzungsänderung nicht ohne ausführliche und persönliche Diskussion durchbringen. Auch die rein digitale Mitgliederversammlung sei dafür ungeeignet, die Chatfunktion ersetze keinen persönlichen Dialog.

Dieser persönliche Dialog soll nun, bei einem Mitgliederstammtisch, unter dem Motto “Einstieg von Investoren bei den Vereinen”  am Sonntag, 5. September, nachgeholt werden.  können Mitglieder entweder vor Ort dabei sein oder sich digital dazuschalten. Was die Kölner Fanszene von dem Thema hält, hat sie am vergangenen Spieltag im Müngersdorfer Stadion beim Heimsieg gegen den VfL Bochum kundgetan – ohne allerdings aktiv im Stadion aufzutreten. In und vor dem Stadion sprachen sie sich gegen einen Investoreneinstieg aus. Während im Stadion ein Spruchband mit der Aufschrift “FC, lebe wie du bist – Unabhängig und investorenfrei” gezeigt wurde (eine Anspielung auf die Werbeplakate, die der Verein zum CSD im Kölner Stadtgebiet auf den Stadtinformationsanlagen geschaltet hatte), konnten Anwesende hinter der der Südkurve des Müngersdorfer Stadions diverse Negativbeispiele bestaunen, bei denen es bereits zum Investoreneinstieg kam – und nicht unbedingt für nachhaltigen Erfolg gesorgt haben. In der anstehenden Mitgliederversammlung, von der noch nicht klar ist, in welcher Form sie abgehalten wird, sollen die Mitglieder dann entscheiden.

Erste Fanszene vor Rückkehr ins Stadion

Als eine der ersten Fanszene aus dem Rheinland hat nun die Gruppe Sottocultura Ultras verkündet, wieder als Gruppe ins Stadion zu gehen. Am 12. September 2021 werden sie also beim Heimspiel von Borussia Mönchengladbach gegen den DSC Arminia Bielefeld in die Nordkurve des Borussia-Parks zurückkehren. Vor wenigen Wochen hatte die Gruppe eine Rückkehr ins Stadion noch ausgeschlossen, nun heißt es in ihrer Stellungnahme: “Die neue Schutzverordnung ermöglicht die Rückkehr zu Stehplätzen ohne Abstandsregelungen und einen Wegfall der Personalisierungen auf den Vor-Corona-Zustand sowie des Maskenzwangs am Steh- oder Sitzplatz.” Unter diesen veränderten Gegebenheiten sei ein “gemeinsames Stadionerlebnis […] wieder endlich möglich”. Diese Haltung gelte laut der Gruppe ausdrücklich nur für die Heimspiele der Fohlen, “da die Gegebenheiten bei Auswärtsspielen nach wie vor zu unterschiedlich sind und eine einheitliche Bewertung schlicht unmöglich” sei.

1644 Fans ohne ihr Wissen in Polizeidatenbank in Bayern gespeichert
Fußball: 1. Bundesliga, Saison 2017/2018, 24. Spieltag, SV Werder Bremen - Hamburger SV am 24.02.2018 im Weser Stadion in Bremen Nordrhein-Westfalen. Die Polizei bereitet sich auf ihren Einsatz vor. Copyright: xKirchner/Inderliedx

Foto: imago images / kirchner-media

Das Landeskriminalamt in Bayern führt eine Datenbank, in der Personalien von Fußballfans gesammelt werden. Diese Ergebnis förderte eine Anfrage der Grünen im bayerischen Landtag zutage. Mit Stand 15. Juni waren dort 1644 Personen erfasst. Gegenüber dem Deutschlandfunk ordnete Journalist Thorsten Poppe die Datenbank ein. Laut Poppe sei die reine Existenz solcher Datenbanken nicht neu. Umstritten seit dem Bekanntwerden ihrer Existenz ist die Datei “Gewalttäter Sport” und in 11 Bundesländern gebe es einzelne Dateien von sog. Szenekundigen Beamten (SKB). Ein Hauptkritikpunkt dieser Dateien erklärt Poppe gegenüber DLF so: „Keine der gespeicherten Personen wird über den Eintrag informiert, und kann damit eben auch nicht ihr Recht auf informationelle Selbstbestimmung wahrnehmen, also sich dagegen wehren.“ Zudem seien die Anlässe, aufgrund derer Personen in solche Dateien eingetragen werden, gering.

LINK: Neue Fan-Datenbank in Bayern: Neue Sammlung, alte Kritik” (Deutschlandfunk)

Landgericht Köln verbietet anlasslose Videoüberwachung bei Fußballspielen

In den deutschen Stadien ist es längst Standard: Die Polizei filmt den Fanblock über das gesamte Spiel. Damit könnte nun Schluss sein, wie das Juraportal “Legal Tribune Online” berichtet. Das Landgericht Köln hat nämlich entschieden, dass das anlasslose Filmen von Fußballfans in Stadien durch Polizeibeamte rechtswidrig sei. Es stelle, so zitiert lto.de, einen Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht (Art. 2 i .V. m. Art. 1 Grundgesetz) dar, das als besondere Ausprägung u.a. das Recht am eigenen Wort, das Recht am eigenen Bild und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung umfasst (Beschl. v. 01.04.21, Az. 157 Ns 8/20). Das könnte durchaus Auswirkungen auf zukünftige Polizeieinsätze in den deutschen Stadien haben. Der Kölner Fananwalt Tobias Nikolas Westkamp hofft, dass eine “durchaus übliche Praxis der Polizei in Fußballstadien” durch diese Einschätzung des Landgerichts ein Ende findet: “Die anlasslose Videoüberwachung von Fußballfans ist rechtswidrig und muss gestoppt werden.”

LINK: “Fuß­ball­fans sind keine Ver­b­re­cher: LG Köln verbietet anlasslose Videoüberwachung (Legal Tribune Online)

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