GBH – morgens um 10:00 Uhr am Hennes-Grün und der Wind pfeift einem kalt um die Ohren. Auch ein Grund dass beim Training diesmal sehr wenige Zuschauer anwesend sind und sich lieber in die umliegenden Kaffebuden in Sülz verkrümelt haben. Selbst die Vögel im Wald Richtung Berrenrather Strasse haben sich verzogen, sicher auch deswegen weil Peter Stöger Schusstraining vom 16er verordnet hat und sie dabei häufig in den zurückliegenden Wochen in Ihrer Ruhe gestört wurden. Gerade die Schussleistungen führten und führen am Rand des Spielfeldes stets zu lebhaften Diskussionen. Aktueller Tenor der Debatte: die Standard-Schwäche kommt nicht von ungefähr. So auch heute die Schussausbeute – unpräzise, ohne Wucht, wenig Kreativität und teils technische Schlampigkeiten. Weiterhin wurde sauberes Passspiel in der Bewegung geübt, also immer noch ein Thema für das Trainerteam.
Erfreuliches gab es hingegen auf dem Nebenplatz zu beobachten: Risse, Zoller und Nagasawa absolvierten dort ausgiebige Laufeinheiten und Cueto befand sich im Individualtraining.
Abseits des Grüns
Aber es gibt sie, die Highlights am Rande des Trainings. Heute war es mal wieder soweit. Gemeinhin wird unter Fans schon mal über die Kiebitze gelästert – Rentner, die mal froh sind von zuhause weg zu kommen und blöde Sprüche loszulassen. Sicher, diese Klientel gibt es und es sind nicht nur angenehme Vertreter darunter, wie z.B. der „Fan“ der Ujah vor ein paar Wochen eher zurück nach Afrika schicken wollte, da wäre er bei der Ebola-Bekämpfung besser aufgehoben. Nach diesem Spruch war die Kiebitz-Karriere für diesen Zeitgenossen am Grün rasch zu Ende, denn es gibt auch sowas wie einen Ehrenkodex unter den Betrachtern. Zur Ehrenrettung der Kiebitze sind aber stets sehr interessante Gesprächspartner am Rand, sei es z.B. Max Lorenz (ehem. Nationalspieler), sachkundige Journalisten (natürlich nicht vom Boulevard) oder auch mal Andreas Rettig oder der ein oder andere Trainer. Und dann kann sich höchst Interessantes entwickeln, so wie heute.
Die Beteiligten – ein Journalist (in höheren Amateurligen gespielt), ein älterer Trainer (62) mit umfassenden Taktikkenntnissen und tiefen Einblicken in den Nachwuchsbereich und der Chronist. Der Auslöser war die These, dass sich eine Reihe von Spielern nicht mehr weiter entwickelt haben. Und schnell war man vertieft in der Sturm/Mittelfeldproblematik. Genauso schnell herrschte Konsens, dass das Übel nicht im Sturm sondern im Mittelfeld liegt. Und dabei rückte die Königsdisziplin im Mittelfeld, der Spielaufbau aus der zentralen Defensivposition nach Vorne. State of the Art bei einer Reihe von Vereinen ist mittlerweile, dass sich bei Ballbesitz der defensive 6er zwischen die beiden Innenverteidiger zurückfallen lässt und von dort schnell und passsicher in die Offensive aufbaut. Sehr gute 6er wissen schon vor Ballverarbeitung wohin sie spielen und setzen dies sofort um und genau an diesem Punkt hat es dem effzeh Spiel mit den beiden Stamm 6ern Vogt und Lehmann bisher gehakt. Durch das kurze Überlegen entstünde eine Zehntelsekunden Verzögerung und in Folge dessen die Möglichkeit für die 4er Kette der gegnerischen Mannschaft die Räume zuzustellen bzw. Druck auf den ballführenden Spieler auszuüben. Ergo fehlen die Anspielstationen und das führt zum Ergebnis das quer bzw. zurück gespielt wird und dadurch die zweite 4er Kette des Gegners sich sammeln kann und kompakt zum FC verteidigt, dadurch wird das Spiel der Mannschaft deutlich entschleunigt und die Angriffsbemühungen laufen sich fest. Sehr gut war dies in den Spielen gegen Freiburg und Hertha zu beobachten. Gerade defensiv aufgestellte Mannschaften haben es so leicht den FC vom 16er relativ einfach fernzuhalten. Das dann dabei die Stürmer „verhungern“ liegt auf der Hand.
Die Idee, die am Rande des Trainingsplatzes kursierte war, dass man Hector und Gerhardt als 6er bringt und Vogt auf die 8. Wallenborn würde Hectors Position auf der linken Abwehrseite übernehmen und Lehmann müsste in diesen Überlegungen auf die Bank. Warum so? Gerhardt verfügt über eine sehr gute Balance zwischen Kreativität, Präsenz und Defensivgeschick, er kann ein Spiel lesen und verfügt über Handlungsschnelligkeit, Hector und das ist ja bekannt, ist ein gelernter Mittelfeldspieler auch er verfügt über die Qualitäten die heute in der Bundesliga erwartet werden. Dass er im Mittelfeld gut operieren kann zeigte er eindrucksvoll in der 2. Hälfte im Hannover-Spiel. Dagegen im Hertha-Spiel zeigten sich seine Schwächen im Defensivverhalten. Vogts Vorteile auf der 8er Position wäre neben dynamischerem Spiel nach vorne auch die Rückversicherung für den FC-Defensivverbund bei großem Druck seitens der gegnerischen Offensive. Bei Wallenborn ist von Vorteil das er ein ausgebildeter LV ist, ein sehr gutes Spielverständnis hat und sauber, aber robust verteidigt
Fazit
Sicher eine höchst interessante Variante, aber man war sich einig das diese Option erfolgreich sein könnte, aber sie würde Fragen aufwerfen – Opfert Stöger Lehmann? Dass er mutig sein kann hat er bei Brecko bewiesen. Sieht Hector sich im Mittelfeld? Kann Wallenborn sich durchsetzen? Chronist und Trainer meinen ja, er hat das Zeug dazu. Wie gesagt es war eine höchst interessante Diskussion und für solche fährt man gern bei Wind und Wetter zum Hennes-Grün. Ach ja, ein Gerücht wabert weiter um das Geissbockheim – Kevin Kuranyi soll im Winter kommen. Dagegen wird Misimovic unisono als „Nebelkerze“ gesehen.
Weiterhin breiter Konsens am Grün ist, dass das Spiel der Spiele definitiv Augsburg wird. Stehen sie kompakt defensiv wird es schwer dieses Team auszuhebeln.