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#KOEWOB-Auswärtsspiel: “Nicht schön und auch nicht wirklich erfolgreich”

Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images

Das erste Heimspiel des Jahres steht an – die “Wölfe” sind zu Gast in Müngersdorf. Über den Abwärtstrend in Wolfsburg, individuelle Qualität und Rückkehrer Yannick Gerhardt sprechen wir im #KOEWOB-“Auswärtsspiel” mit VfL-Fan Daniel.

Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln werden wir auch in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen stellen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Wir sind nicht nur gespannt, wieviel effzeh in den Anhängern der anderen Bundesligisten steckt, sondern erwarten auch eine Einschätzung zur Situation der eigenen Mannschaft.

Nach dem Kantersieg beim Tabellenschlusslicht Darmstadt 98 geht es für den 1. FC Köln wieder gegen ein Kellerkind der Liga, wenngleich auch ein überraschendes. Trotz großer Investitionen hinkt der VfL Wolfsburg seinen Zielen weit hinterher und findet sich im Abstiegskampf wieder. Mit VfL-Blogger Daniel (Kaestorfer.wordpress.com), als gebürtiger Niedersachse aktuell im schwäbischen Exil, sprechen wir über den Abwärtstrend in Wolfsburg, die hohe individuelle Qualität im Team und wie sich Rückkehrer Yannick Gerhardt außerhalb der effzeh-Welt schlägt.

19 Punkte nach 18 Spielen, der VfL Wolfsburg steckt mitten im Abstiegskampf. Das hattest du dir vor der Saison sicherlich ganz anders vorgestellt, oder?

Dass wir nicht oben mitspielen werden, war mir eigentlich schon vor der Saison klar. Schaut man sich nur mal unsere Rückrunde der Saison 15/16 an, dann erkennt man, dass sich die Mannschaft mit dem Trainer & Management auf dem absteigenden Ast befand. Die Zeit von Dieter Hecking als Trainer lief mehr und mehr ab. Dies sah man nicht nur an den Ergebnissen in der Rückrunde, sondern auch am Spielstil, den es augenscheinlich nicht wirklich gab.

Schaut man sich nur mal unsere Rückrunde der Saison 15/16 an, dann erkennt man, dass sich die Mannschaft mit dem Trainer & Management auf dem absteigenden Ast befand. Die Zeit von Dieter Hecking als Trainer lief mehr und mehr ab. Dies sah man nicht nur an den Ergebnissen in der Rückrunde, sondern auch am Spielstil.

Was sind denn aus deiner Sicht die Gründe für den Niedergang der „Wölfe“? Immerhin wurdet ihr nach dem Pokalsieg 2015 als Nummer zwei im Land gehandelt.

Und hier fängt im Grunde genommen schon die Misere an. Wir haben es nach dem Pokalsieg (das für mich persönlich schönste Erlebnis nach der Meisterschaft 2009) es nicht geschafft, unser Team so zusammenzuhalten, dass es so hätte weitergehen können. Am vorletzten Transfertag geben wir die beiden besten Spieler unserer Saison mit Ivan Perisic und Kevin de Bruyne ab. Ob dies nun von VW so gewollt war, da man das große Geld sah oder aber unser Manager für das Richtige hielt ist bis dato noch nicht so ganz klar. Einen Tag später kam dann Julian Draxler aus Schalke für eine Rekordablöse zu uns und sollte diese Spieler ersetzen. Auf dem Papier schon ein unmögliches Vorhaben, aber so denkt man bei uns eben.

Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images

Seit Oktober steht Valerien Ismael an der Seitenlinie, er ersetzte den geschassten Dieter Hecking. Was macht der VfL Wolfsburg unter dem Franzosen anders als zuvor?

Da muss ich wirklich überlegen. Es mag sein, dass er vielleicht mit den Spielern eine andere Kommunikationsschiene fährt und das Team an sich innerhalb etwas besser wirkt. Ansonsten gibt es da nicht viel. Ich bin kein Befürworter für Valerien Ismael. Es war die damals einfachste Lösung für Klaus Allofs einen Trainer zu integrieren. Im Trainingslager hat man nun sehr viel Wert auf die Kondition gelegt. Zu sehen ist da persönlich noch nicht so viel. Wir laufen weniger als vor dem 17. Spieltag und haben unser Hauptproblem, einen Spielstil zu finden, immer noch nicht ad acta gelegt. Hohe lange Bälle von unseren Verteidigern auf die Mittelfeldspieler und vorne hilft schon Mario Gomez. Das ist derzeit unser Muster. Nicht schön und auch nicht wirklich erfolgreich. Deshalb verwundert es auch nicht, dass man gegen Augsburg eine 1:2-Heimspielniederlage hinnehmen musste. Nicht zuletzt, da keine Zeichen vom Trainer gesetzt wurde und Spieler mit schwachen Leistungen über 90 Minuten auf dem Platz stehen durften. Dass sich dies nun schlagartig gegen den effzeh verändert, glaube ich nicht.

Im Winter habt ihr ordentlich zugeschlagen – Malli, Ntep, Bazoer, Osimhen und Dejagah kamen nach Wolfsburg, Störenfried Julian Draxler machte den Abflug gen Paris. Eine Transferpolitik, die dir zusagt?

Hört sich erstmal schön an. Zudem konnten wir Draxler sogar noch mit einem Gewinn verkaufen. Das hat unser Neu-Manager Olaf Rebbe schon sehr gut gemacht. Sehr positiv ist auch der Kauf von Malli, der ohne großes Störfeuer schnell im Hintergrund abgewickelt wurde. Mit Paul-Georges Ntep haben wir endlich einen schnellen Außenspieler geholt, den man ohne seinen auslaufenden Vertrag am Saisonende nur bei größeren Topclubs in Europa gesehen hätte. Der bullige 24-jährige Franzose konnte in seinen ersten beiden Spielen schon einen guten Eindruck hinterlassen, auch wenn er noch ein bisschen Zeit benötigt. Richedly Bazoer haben wir von Ajax Amsterdam geholt und bei ihm hoffen wir, dass er demnächst mal seine ersten Minuten in der Bundesliga erhält. Auch ein enorm großes Talent, dass man eigentlich als Ersatz für Luiz Gustavo geholt hat, der allerdings immer noch in unserem Team spielen darf. Victor Osimhen haben wir bereits im Sommer verpflichtet, aber aufgrund seines Alters durfte er im Januar erst registriert werden. Er hatte leider zuletzt einige Verletzungen, die ihn etwas zurückgeworfen haben. Vielleicht wird man ihn noch diese Saison im Sturm sehen.

Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images

Ansonsten gefallen mir die Transfers schon. Das eingenommene Geld von einem Spieler wurde in mehrere Spieler investiert. Leider konnten wir keinen Innenverteidiger und gescheiten Rechtsaußen verpflichten. Zwar haben wir einen Dejagah aus dem Katar geholt, der dort allerdings auch nicht mit Leistung aufgefallen ist. Es ist etwas für die kaputten Wolfsburg-Herzen aus der Vergangenheit. Außerdem hätte man auch unsere Rechtsverteidiger-Position noch aufbessern können, da dort im Moment unser gelernter Mittelfeldspieler Paul Seguin zum Zuge kommt. Mir wäre es noch am liebsten, wenn wir einen Trainer hätten, der noch mehr auf unsere Jugend setzen würde. Wir haben nun zwar mit Maximilian Arnold, Robin Knoche, Jannes Horn Spieler aus der eigenen Jugend, die man sicherlich noch häufiger für die großen Altstars bringen könnte. Zudem haben wir vor kurzem erst einige Jugendspieler mit Profiverträgen ausgestattet, die sehr vielversprechend sind. Es gilt eben diese Spieler auch an das Team heranzuführen und ihnen Spielzeit zu geben.

Auf Seite 2: Warum es rumpelt bei VfL, die Chancen auf
Zählbares in
Köln und die Rückkehr von Yannick Gerhardt

Trotz der Verstärkungen rumpelt es zum Jahresanfang noch gehörig. Einem 1:0 gegen den HSV folgte eine Heimniederlage gegen Augsburg. Braucht das Team noch Zeit, um sich zu finden?

Das Team braucht an sich keine Zeit, um sich zu finden. Man hatte genügend Zeit im Trainingslager, um an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Auch die neuen Spieler im Kader arbeiten nun schon seit über einem Monat mit dem Team. Das Problem bleibt weiterhin, dass die falschen Spieler auf dem Platz stehen, auf falschen Positionen eingesetzt werden und nicht richtig gehandelt wird. Der 1:0-Sieg gegen den HSV war schon etwas schmeichelhaft und die Niederlage gegen Augsburg wie zuvor angesprochen verdient.

Das Team braucht an sich keine Zeit, um sich zu finden. Man hatte genügend Zeit im Trainingslager, um an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Das Problem bleibt weiterhin, dass die falschen Spieler auf dem Platz stehen, auf falschen Positionen eingesetzt werden und nicht richtig gehandelt wird.

Jetzt geht es zu eurem Lieblingsgegner aus Köln, gegen den effzeh hat der VfL Wolfsburg zuletzt 2010 verloren. Welche Gefühle hegst du vor der Reise ins Rheinland?

Ich bin immer wieder gerne in Köln. Natürlich auch aufgrund der positiven Vergangenheit, die wir natürlich aufrechterhalten wollen. Allerdings hat sich beim effzeh einiges getan. Ein einfaches Spiel wird es auf keinen Fall, aber mir macht es Mut, dass ich auswärts bisher einiges an Punkten mitnehmen konnte und unsere Auftritte vor gegnerischem Publikum immer etwas befreiter wirkten.

Eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte ist es für Yannick Gerhardt. Wie schlägt sich das effzeh-Eigengewächs bislang in Wolfsburg?

Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Ich habe Yannick schon beim effzeh gerne gesehen und verfolgt. Ich finde, dass er vieles mitbringt, was ihn zu einem sehr flexiblen Spieler macht. Dies sieht man nun auch wieder, da er als Linksverteidiger bei uns anscheinend gesetzt ist. Dort macht er seine Sache wie ich finde gut, auch wenn es für mich nicht seine stärkste Position ist. Von den Sommereinkäufen hat er mich aber am meisten überzeugt. Ich kann mich auch bisher nur an ein gebrauchtes Spiel von ihm erinnern und das war vergangene Woche gegen Augsburg, wo er auch schon nach 45 Minuten hätte duschen gehen können. Ansonsten gefällt mir sein Einsatz, aber auch der Drang immer nach vorne zu gehen und Meter zu machen. Ich glaube, wir werden noch einiges an Freude mit ihm haben und auch in der Nationalelf kann ich ihn mir weiterhin vorstellen.

Peter Stöger äußerte großen Respekt vor der individuellen Qualität eures Teams. Auf wen müssen wir besonders achten, wenn am Wochenende das Spiel angepfiffen wird?

Und genau da haben wir wieder das Problem, das ich schon seit einiger Zeit immer wieder anspreche: Qualität. Dieses Wort bringt uns absolut nichts, wenn man es nicht schafft, diese angebliche Qualität, sei sie individuell oder nicht, auf den Platz zu bringen. Seit über drei Jahren spricht man in Wolfsburg von Qualität und einer enormen individuellen Klasse. Eine individuelle Klasse hatten wir zur Zeit von De Bruyne und Perisic, aber die ist vorbei. Mario Gomez ist natürlich immer für ein Tor gut, wenn er bedient wird. Yunus Malli könnte gefährliche Standards bringen und Paul-Georges Ntep dürfte auf der Außenbahn für das ein oder andere Dribbling gut sein. Ansonsten gehe ich von derselben Elf wie gegen Hamburg und Augsburg aus. Es würde mich wundern, wenn man großartig wechseln würde.

Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images

Der effzeh wirkt insgesamt sehr gefestigt, Wolfsburg dagegen recht labil und in den Leistungen schwankend. Welches Gesicht der „Wölfe“ erwartet uns am Samstag?

Das ist schwer zu sagen. Ich erwarte wieder eine sehr zerfahrene Partie auf unserer Seite. Mit Pech bleiben wir bei unserer hohen Fehlpassquote, auch wenn daran natürlich im Training gearbeitet wurde. Ich hoffe, dass wir über eine Standardsituation erfolgreich vor das gegnerische Tor kommen. Ansonsten weiß ich im Moment nicht so recht, was mich großartig positiv stimmen würde. Kampf und Leidenschaft erwarte ich in dem Spiel von unseren Spielern höchstens beim Warmmachen. Würde mich aber freuen, wenn ich hier falsch liege.

Das ist schon sehr beachtlich, was bei Euch aufgebaut wurde. Der Kader wirkt sehr gut zusammengestellt und jeder Spieler auf dem Feld weiß, welche Aufgabe er zum Erfolg beitragen muss. Es würde mich für Euch freuen, wenn es am Ende der Saison endlich für das internationale Geschäft reicht.

Insgesamt scheinen es in dieser Saison vertauschte Rollen zu sein. Während ihr unten herumkrebst, spielen wir um Europa. Hättest du uns das zugetraut?

Das ist schon sehr beachtlich, was bei Euch aufgebaut wurde. Aber für mich nicht großartig verwunderlich. Jörg Schmadtke machte bereits in Hannover einen sehr guten Job, war sogar bei uns im Gespräch. bevor er zu Euch kam. Wir entschieden uns aber für andere „bessere Optionen“ … und auch ein Peter Stöger bewies seine guten Leistungen zuvor in Österreich. Man merkt einfach, dass die beiden sehr gut zusammenarbeiten. Der Kader wirkt sehr gut zusammengestellt und jeder Spieler auf dem Feld weiß, welche Aufgabe er zum Erfolg beitragen muss. Es würde mich für Euch freuen, wenn es am Ende der Saison endlich für das internationale Geschäft reicht.

Zum Schluss die Frage aller Fragen: Geißbock gegen Wolf – für wen wird die Partie am Samstag ein gefundenes Fressen?

Ich bin aufgrund der vergangenen Spiele beim effzeh schon der Meinung, dass wir mit etwas Glück etwas aus Müngersdorf entführen können.

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