Nach den beiden Auswärtsniederlagen erwartet den effzeh am Sonntag eine harte Nuss gegen Schalke – die Knappen sind wieder im Aufwind. Warum es eine schwierige Partie wird, erfahrt ihr im Vorspiel.
Wer sich am vergangenen Donnerstag aus mehr oder weniger nachvollziehbaren Gründen tatsächlich das Duell der Schalker gegen PAOK in der Europa League anschaute, dürfte dem Zauber dieses Wettbewerbes erlegen sein: Eine schöne Reise unter der Woche an die Ägäis, ein leidenschaftliches Heimpublikum – und ein Auswärtssieg. Es hätte für die Schalker insgesamt also kaum besser laufen können, denn mit dem 3:0-Erfolg im Rücken dürfte das Heimspiel am kommenden Mittwoch keine allzu große Hürde mehr darstellen. Die Königsblauen waren allerdings weit davon entfernt, in Saloniki ein Feuerwerk abzubrennen, vielmehr war es eine konzentrierte Leistung gegen einen ziemlich uninspirierten Gegner, der nur anfangs von der massiven Unterstützung der Heimfans profitieren und die Schalker unter Druck setzen konnte. Nach der Führung durch Burgstaller entwickelte sich eine verbissen geführte Partie, in der die Schalker erst in den Schlussminuten für klare Verhältnisse sorgen konnten.
Schalke: Stabilisiert nach dem schwachen Saisonstart
Nun liest sich die Schalker Gesamtbilanz dieser Saison gar nicht mehr so scheußlich: Nach dem verheerenden Saisonstart mit fünf Niederlagen am Stück sind die Schalker wieder auf dem besten Wege dahin, das europäische Geschäft auch für die kommende Saison ins Visier zu nehmen. Zwar liegen zwischen dem effzeh und dem S04 noch sieben Punkte, allerdings ist die Saison mit noch 14 Spielen auch relativ lang. Im DFB-Pokal treffen die Schalker im Viertelfinale auf die Bayern, in der EL dürfen sie sich wohl auch schon aufs Achtelfinale freuen. Wer hätte das nach dem Saisonstart gedacht?
Die für Schalke eigentlich typische Unruhe hätte spätestens im September in der ein oder anderen wilden Entlassung münden müssen. Doch auch in Gelsenkirchen scheinen sie aus der Vergangenheit gelernt zu haben: Während früher der personelle Schnellschuss häufig auf der Agenda stand, setzt man unter der Leitung von Sportchef Heidel auf Kontinuität, Neu-Trainer Weinzierl durfte bleiben. Kopfnickend begrüßen wir diese Entwicklung aus der Distanz, beim effzeh war es ja früher auch nicht anders.
Dass Weinzierl allerdings zu Beginn seiner Schalker Amtszeit eine derartige Leistungsdelle verkraften musste, überraschte schon, denn immerhin steht da durchaus Qualität im Schalker Kader. Dennoch kamen zu Beginn der Saison viele Dinge zusammen: Das neue Personal musste erst in die Mannschaft integriert werden, wichtige Leistungsträger fielen aus oder hatten wie Meyer und Goretzka Nachholbedarf durch Olympia. Weinzierls Anfangsphase geriet somit zum Desaster, weshalb der S04 diese Hypothek immer noch mit sich herum trägt. Schaut man sich die Leistungskurve der Schalker nach dem fünften Spieltag und dem Ende der “Findungsphase” (nennen wir es mal so) an, stehen seither in 15 Spielen 25 Punkte auf dem Programm. Das ist mehr als respektabel. Der effzeh kommt in den vergangenen 15 Partien lediglich auf 21 Zähler.
Schalker Systemumstellung zum 3-5-2 bringt die Wende
Entscheidend für den Schalker Saisonverlauf war die Systemumstellung auf 3-5-2, nachdem die Saison mit dem überschaubaren Erfolg im 4-2-3-1 begonnen wurde. Mittlerweile scheint Weinzierl jedoch die richtige Grundstruktur für seine Mannschaft gefunden zu haben, die von den Qualitäten der Einzelspieler her eigentlich genau für dieses System prädestiniert ist. Mit Alessandro Schöpf und Sead Kolasinac stehen zwei überdurchschnittlich gute Wing-Backs zur Verfügung, gerade der Bosnier weckt aufgrund seiner Leistungen und seines Vertragsstatus europaweites Interesse von Top-Vereinen. Mit Weltmeister Benedikt Höwedes und Matija Nastasic stehen zwei gute Halbverteidiger zur Verfügung, die rund um den Abwehrchef Naldo (etwas gealtert, aber immer noch gut) zuverlässige Arbeit verrichten. Im Winter wurde mit Holger Badstuber sogar noch eine passsicherere, aber verletzungsanfälligere Ergänzung dazugeholt. Der junge Thilo Kehrer ist über die Maßen talentiert und kann in der Abwehrreihe mehrere Positionen bekleiden.
Viele gute und interessante Spielertypen im Schalker Kader
Im Schalker Mittelfeld tummeln sich weitere interessante Spielertypen: Benjamin Stambouli hat sich in Frankreich einen Namen als solide arbeitender defensiver Mittelfeldspieler gemacht und zuletzt auch zu seiner Form gefunden. Der technisch starke, aber langsame Johannes Geis hat ein wenig unter der Systemumstellung gelitten, da er in den Aufbaustrukturen mit drei Aufbauspielern in der ersten Linie nicht die nötige Anpassungsfähigkeit mitbrachte und dementsprechend momentan auf der Bank Platz nehmen muss. Vor Stambouli tummeln sich in unterschiedlicher Anordnung mit Nabil Bentaleb, Max Meyer und Leon Goretzka drei sehr interessante junge Mittelfeldspieler, die alle unterschiedliche Stärken haben und insgesamt gute Synergien ergeben können. Die tiefste Rolle nimmt meist der Algerier Bentaleb ein, der mit seiner Dribbelstärke und Kreativität aus tieferen Räumen das Schalker Spiel gestaltet.
Die Weiträumigkeit des Leon Goretzka bringt ein weiteres Element ins Schalker Spiel, Max Meyer bevorzugt hingegen engere Räume. Alle drei sind technisch über jeden Zweifel erhaben und können gegnerische Mannschaften jederzeit vor Probleme stellen. Da Bentaleb unter der Woche mit einem Magen-Darm-Infekt zu kämpfen hatte, ist davon auszugehen, dass der Algerier zunächst auf der Bank sitzt, obwohl er am Freitag bereits wieder trainierte. In diesem Falle würden die Achterpositionen von Meyer und Goretzka bekleidet. Vielleicht schont Weinzierl aber auch einen seiner zuletzt viel beanspruchten Spieler, davon ist aber in dem wichtigen Spiel am Sonntag nicht auszugehen. Schließlich reist der S04 zum effzeh, einem direkten Konkurrenten um Platz sechs oder sieben.
In der Schalker Sturmzentrale ackert seit dem Winter mit Guido Burgstaller ein sehr unkonventioneller Spielertyp, der viel mit dem Körper arbeitet und weite Wege geht. In der Bundesliga traf der Österreicher bisher zweimal und setzt damit seine gute Serie aus dem Unterhaus fort. Um ihn herum darf sich momentan Daniel Caligiuri probieren, der im Winter aus Wolfsburg kam. Zuletzt machten die Schalker in der Bundesliga eine überwiegend gute Figur, Knackpunkt könnte der Auftritt in München gewesen sein, als man beim Bundesliga-Primus ein 1:1 ergatterte. Seitdem wird dieses Unentschieden von den Schalker Verantwortlichen ein wenig als der “Wendepunkt” stilisiert – warten wir mal ab, was wirklich dran ist. Auswärtssiege in Sandhausen und Saloniki sind sicherlich gut fürs Selbstvertrauen, die Gegner können aber auch keine Gradmesser sein. Dennoch: Der effzeh sollte gewarnt sein.
Selbstvertrauen trotz Verletztenproblematik beim effzeh
Am Geißbockheim wurde unter der Woche bestimmt wieder das ein oder andere Mal geflucht, als sich herauskristallisierte, dass Artjoms Rudnevs und wohl auch Marco Höger wohl nicht rechtzeitig fit werden. Die neuerliche Verletzung von Flügelspieler Leonardo Bittencourt setzte den Jammerarien dann noch die Krone auf. Unter dem Eindruck der letzten beiden Spiele in Hamburg und Freiburg verstärkte sich somit das Gefühl, dass der effzeh wohl früher als erwartet aus dem Rennen um die internationalen Plätze aussteigen könnte. An dieser Stelle sollte die Frage erlaubt sein, auf welcher Grundlage man das tut. Der effzeh ist seit April 2016 im eigenen Stadion ungeschlagen, weiß überragende Unterstützung seiner Fans im Rücken und hat bereits unter Beweis gestelt, dass man Ausfälle auffangen kann. Zwar sind die Schalker gut drauf, in Köln muss aber trotzdem erst einmal gewonnen werden. So viel zum Mimimi dieser Woche.
Stöger dürfte sich in der Vorbereitung des Spiels damit beschäftigen, welche Variante am sinnvollsten dafür erscheint, den Schalkern das Leben schwer zu machen. Spiegelt man das System der Gäste oder geht man mit dem 4-4-2 einen eigenen Weg? Man könnte von einer Rückkehr zum 5-4-1 ausgehen, in dem Clemens und Osako die offensiven Halbpositionen einnehmen und Salih Özcan auf die Sechser-Position neben Jonas Hector rückt. In der Abwehr könnte es zu einer Startelf-Rückkehr von Pawel Olkowski kommen. Neven Subotic dürfte seinen Platz im Abwehrzentrum behalten. Auf der Pressekonferenz sprach Stöger bezüglich des Schalke-Spiels von “einer spannenden Geschichte”, die Knappen bewerte er aufgrund der Qualität der Spieler als “sehr gut”. Er betonte aber auch, dass der effzeh seit April kein Spiel verloren habe. Über Form und jüngere Leistungen spricht der Österreicher eher ungern, für ihn zähle einzig und allein die potentielle Qualität des Gegners.
[accordions] [accordion title=”Die Bilanz” load=”hide”]Die bisherige Bilanz gegen den FC Schalke 04 sieht folgendermaßen aus: Insgesamt gewann der effzeh gegen die Knappen 43 Spiele, 19 Spiele endeten mit einem Unentschieden und 32mal ging man als Verlierer vom Platz. Zuhause ist die Bilanz mit 29/6/11 sehr positiv.[/accordion] [accordion title=”Der Schiedsrichter” load=”hide”]Schiedsrichter der Partie ist Tobias Stieler. Er wird assistiert von den Herren Thielert und Dr. Jöllenbeck. Unter Stielers Leitung konnte der effzeh bislang erst ein Spiel gewinnen, zweimal spielte man unentschieden bei drei Niederlagen. Zuletzt pfiff der Unparteiische den effzeh im Spiel gegen die Hertha im Februar 2016.[/accordion] [accordion title=”Das Hinspiel” load=”hide”]In der Hinrunde gewann der effzeh mit 3:1 auf Schalke. Huntelaar brachte die Schalker in Führung, die Osako postwendend ausglich. Anthony Modeste brachte den effzeh in der zweiten Halbzeit in Führung, bevor Salih Özcan bei seinem Bundesliga-Debüt das 3:1 für Simon Zoller auflegte.[/accordion][accordion title=”Der Rasen” load=”hide”]Am Sonntag findet das erste Spiel auf dem frisch verlegten Rollrasen in Müngersdorf statt. Möge es ein gutes werden![/accordion] [/accordions]