Der effzeh gewinnt 2:0 gegen den FSV Mainz 05 und sichert sich den Einzug in die Gruppenphase der Europa League. Dabei nutzte die Mannschaft die Aussetzer der Konkurrenz. Nach dem Abpfiff brachen dann alle Dämme. In der Stadt brach eine Euphorie und Feierstimmung aus, die ihresgleichen suchte. Unser Nachspiel.
Die Vorzeichen waren klar: Nur mit einem Sieg würde der effzeh die Chance erhalten, nächste Saison an der Europa League teilnehmen zu dürfen. Mit dem Rückenwind aus den Spielen gegen Bremen und Leverkusen startete die Mannschaft gut ins Spiel, doch ein Tor fiel noch nicht, trotz guter Chancen von Milos Jojic und Yuya Osako. Aber allgemein war die erste Halbzeit relativ arm an Höhepunkten – wären da nicht die anderen Zwischenergebnisse eingeblendet worden. Und auf den Rängen verbreitete sich die Hoffnung auf Platz fünf, weswegen die Ergebnisse aus Berlin, aber auch aus München euphorisch bejubelt wurden.
Osakos Tor zum 2:0: Die pure Erlösung
Foto: Juergen Schwarz/Bongarts/Getty Images)
In der 43. Minute rückte das Wunschszenario dann in greifbare Nähe, als Yuya Osako einen Einwurf per Kopf in den Lauf von Jonas Hector verlängerte. Der Nationalspieler drang in den Strafraum ein und erzielte (unter Mithilfe des Mainzer Keepers) das erlösende 1:0 für den effzeh. Diese Führung wackelte auch in der zweiten Halbzeit kaum, da der effzeh geschickt verteidigte und keine Großchance der Gäste zuließ – und stets in der Lage war, zu kontern. Ein Fernschuss von Milos Jojic strich in der 63. Minute knapp am Tor vorbei. Mainz ergab sich nicht, fand aber kein Durchkommen – im Gegensatz zum effzeh. Auf Vorlage von Jojic, der sein bisher bestes Spiel für den effzeh machte, lief Yuya Osako alleine auf Jannik Huth zu und vollstreckte zum 2:0. Einen lauteren und euphorischeren Torschrei gab es in Müngersdorf wahrscheinlich noch nie.
Beim effzeh ragten Dominique Heintz, Milos Jojic und Yuya Osako heraus. Heintz kochte den Mainzer Sturmtank Jhon Cordoba (an dem der effzeh laut kicker großes Interesse hat) mehrfach im Laufduell ab und erwies sich erneut als extrem zuverlässiger Verteidiger. Ein herausragendes Spiel lieferte auch Milos Jojic ab – der Serbe zeigte seine technische Qualität in Form von Dribblings und fand mit seinen Pässen immer wieder die Mitspieler. Zu diesen zählte auch Yuya Osako. Der Japaner erwies sich als entscheidender Mann, legte das 1:0 vor und schloss zum 2:0 souverän ab. Seine 15 Scorerpunkte beweisen, welchen Wert der 27-jährige für den effzeh in dieser Saison besaß.
Eine komplette Stadt in Feierlaune
Nach dem Abpfiff gab es kein Halten mehr. Unmittelbar nachdem der tadellose Schiedsrichter Robert Hartmann das Spiel abgepfiffen hatte, liefen die Fans auf den Platz. Die Spieler waren mittendrin und ließen sich im wahrsten Sinne des Wortes tragen: die Bilder von Konstantin Rausch und Anthony Modeste gingen blitzschnell über die Bildschirme. Der Franzose, überragender Spieler der Saison, brach dabei in Tränen aus. Auch bei einem Interview mit Sky schluchzte er und beteuerte, dass er bleiben wolle, aber mit „Schmaddi“ noch einmal reden müsse. Die Reaktionen des Stürmers zeigten, wie sehr ihm die Stadt und das Umfeld ans Herz gewachsen sind.
In Müngersdorf, das über viele, viele Jahre eher ein Hort für Drama im negativen Sinne war, entwickelte sich die pure Freude. Die Fans erzeugten eine erdrückende Stimmung und verwandelten die Heimat des Kölner Profifußballs in eine Arena der Euphorie. Viele erinnerten sich an die schwarze Wolke vor fünf Jahren, die symbolisch für ein Ende einer Ära steht. Die Professionalität, die Ruhe und die Zielstrebigkeit, mit der die neuen Verantwortlichen ihre Arbeit erledigten, resultierte in den größten Vereinserfolg seit 25 Jahren. Wer hätte im Mai 2012 damit gerechnet? Wahrscheinlich niemand.
Eine ebenfalls unbeantwortete und hypothetische Frage, die sich der Autor dieses Textes gestern stellte, ist folgende: wie ekstatisch wäre die Stadt eigentlich, wenn der effzeh irgendwann mal einen Titel gewinnen sollte? Erstaunlicherweise interessierte sich kaum ein überregionales Medium für den grenzenlosen Jubel in der Stadt. Die meisten bejubelten den HSV oder berichteten fasziniert von dem meisterhaften Abschied von Philipp Lahm in München (ein lesenswerter Text dazu erschien in der WELT). Das ist einerseits schade, andererseits aber auch egal. Denn in Köln wussten alle, was gestern passiert ist. Wen interessiert da noch Anastacia?