Der Schlusspfiff von Schiedsrichter Marco Scharf beendete das Halbfinal-Rückspiel zwischen den U17-Teams des 1.FC Köln und Bayern München nach exakt 81 Minuten und löste bei den jungen Geißböcken Freudensprünge und Jubelgesänge aus. Darin vermischte sich aber auch bei manchem Spieler ungläubiges Staunen darüber, dass man gerade etwas erreicht hatte, was den Profis des FC mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auf Jahre hin verwehrt bleiben wird: Sie spielen am nächsten Sonntag um die Deutsche Meisterschaft. Doch der Reihe nach:
Nein, es war kein sanfter „Summerwind“, wie ihn Frank Sinatra in einem seiner Lieder besang, sondern eher eine steife Brise, die bis kurz vor Anpfiff durch das Franz-Kremer-Stadion wehte, dann aber merklich nachließ und so – zusammen mit den angenehmen Temperaturen – zu den guten Bedingungen für das entscheidende Spiel um den Einzug ins Finale um die U17-Meisterschaft beitrug.
Die Begegnung wurde von aktuellen und ehemaligen Aktiven wie Christian Clemens, Hikmet Ciftci, Heinz Hornig, Bernd Cullmann, Herbert Zimmermann, Christian Wörns, Marcel und Dominique Ndjeng und Ralf Hauptmann verfolgt, aber auch Chefscout Willi Kronhardt, Aufsichtsratmitglied Dr. Jörg Jakobs, der Vorsitzende des Mitgliederrats, Dr. Carsten Wettich, der Co-Trainer der Profis, André Pawlak und Manfred Schadt, Kaderplaner der U21, ließen sich die Partie ebensowenig entgehen wie das designierte Vorstandsteam Dr. Werner Wolf, Dr. Jürgen Sieger und Eckhard Sauren.
Überlegene Bayern durch Rote Karte dezimiert
Der Minutenzeiger hatte noch keine volle Umdrehung auf der Uhr zurückgelegt, als sie und die übrigen 3700 Zuschauer sahen, wie Stürmer David Halbich versuchte, einen Steilpass im Kölner Strafraum zu erreichen. Torwart Daniel Adamczyk war einen Sekundenbruchteil eher am Ball und verhinderte so einen frühen Rückstand. Dieser Schreck schien den Schützlingen von Trainer Martin Heck noch eine Weile in den Gliedern zu stecken, denn sie mussten zulassen, dass die jungen Bayern mit ihrem sehr gekonnten Passspiel die Spielkontrolle an sich rissen. Nach einem Freistoß der Münchner von der linken Seite musste Adamczyk einmal nachgreifen, um das Leder vor dem heranstürmenden Halbich zu sichern.
Die Kölner U17 spielte abwartend und versuchte durch überfallartige Konter zum Erfolg zu kommen. Der erste wirklich gelungene dieser Angriffe sollte dann vorentscheidend für den Ausgang der Begegnung werden. Florian Wirtz schickte Jan Thielmann mit einem präzisen Pass auf die Reise, Verteidiger Roman Reinelt wusste sich nicht anders zu helfen, als den Kölner Stürmer an der Strafraumkante umzureißen, und Schiedsrichter Scharf blieb nichts anderes übrig, als dem Münchener Verteidiger die Rote Karte zu zeigen und auf Freistoß für den FC zu entscheiden, der allerdings wirkungslos verpuffte. Die jungen Geißböcke übernahmen in der Folge immer mehr die Spielkontrolle, mehreren vielversprechenden Angriffen fehlte jedoch die letzte Präzision, und so ging es torlos in die Halbzeitpause.
Erfolgreicher Sturmlauf des FC
Die U17 des 1.FC Köln kam wild entschlossen aus der Kabine, die numerische Überlegenheit auch in Tore umzumünzen. Es war gerade eine Minute gespielt, als Marvin Obuz einen schönen Pass von Florian Wirtz annahm, zwei Gegenspieler abschüttelte und überlegt zum 1:0 einschoss. Eine Minute später landete eine Flanke des Torschützen auf der Lattenoberkante, wenig später zielte Jaccob Anton Jansen nach schöner Drehung knapp rechts am Münchener Tor vorbei (45.). Sechs Minuten später schloss dann Joshua Schwirten eine gelungene Kombination mit einem Flachschuss ins linke Toreck zum vorentscheidenden 2:0 ab.
Jan Thielmann (59.) und Jacob Anton Jansen (64.) verfehlten das Münchener Tor noch knapp, bevor Erstgenannter nach schöner Vorlage von Florian Wirtz zum 3:0 einschob. Den Schlusspunkt setzte dann Florian Wirtz, der mit einem trockenen Linksschuss zum 4:0 abschloss. Die Partie war entschieden, die Münchener waren untröstlich, mussten sich aber dem höheren Tempo und der größeren Zielstrebigkeit der Kölner Offensive geschlagen geben.
Martin Heck sagte nach dem Spiel: „Es war eine grandiose Leistung meiner Mannschaft, Hut ab, nach einer so langen und intensiven Saison. Nächste Woche steht in erster Linie Regeneration auf dem Programm, die Akkus aufladen, und dann geht es mit einem breiten Lächeln ins Finale.“ Er wollte keinen Spieler hervorheben, dies kann und will jedoch der Berichterstatter tun.
Die U17 des 1.FC Köln im Einzelnen
Die Defensive der U17 des 1.FC Köln kann für sich in Anspruch nehmen, dass den eigentlich leicht favorisierten Bayern in zwei Halbfinalspielen kein einziges Tor gelang. Torwart Daniel Adamczyk agierte ruhig und abgeklärt, die Defensive um Yusuf Örnek und Dennis Dahmen verrichtete ihre Arbeit konzentriert und ließ kaum eine echte Torchance zu. Dabei beeindruckte auch die Zweikampfstärke der defensiven Außenspieler Meiko Sponsel und Finn Lanser. Mannschaftskapitän Sebastian Papalia lieferte sich bissige Zweikämpfe mit Malik Tillman, dem wohl besten Bayernspieler, und dirigierte seine Mitspieler lautstark und engagiert. Joshua Schwirten leistete ein großes Pensum im Mittelfeld und stellte seine Torgefährlichkeit unter Beweis.
Die Offensive der Kölner war vor allem im zweiten Durchgang nicht zu bremsen. Jan Thielmann, aber besonders auch Marvin Obuz und Spielmacher Florian Wirtz beeindruckten mit großer Schnelligkeit, hohem technischen Können sowie Durchsetzungsvermögen und suchen in ihrer Altersklasse, vielleicht mit Ausnahme der Angriffsreihe der U17 von Borussia Dortmund, ihresgleichen in Deutschland.
FC Köln U17: Adamczyk – Sponsel, Örnek, Dahmen, Lanser – Papalia, Schwirten (73. Castrop), Özden (41. Jacob Anton Jansen) – Wirtz (77. Krohn) – Thielmann, Obuz (ab 75. Jonas Jansen)
Bayern München U17: Kainz –Denk, Hofmann, Lawrence, Reinelt – Neziri (56. Brückner), Rhein, Tillman – Herold (56. Motika), Halbich (56. Porta), Günther (56. Bazdrigiannis)
Tore: 1:0 Obuz (42.), 2:0 Schwirten (51.), 3:0 Thielmann (72.), Wirtz (75.)
Schiedsricher: Marco Scharf
Zuschauer: 3700