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Vorspiel

Kein Getreide, viele Siege

Im Duell gegen den BVB hat der effzeh nicht viel zu verlieren – Tuchel hievte die Entwicklung der Mannschaft auf eine neue Ebene. Unser Vorspiel.

Foto: Dirk Unschuld
Foto: Dirk Unschuld

Fehlt dem BVB am Samstag in Köln: Marco Reus Foto: Dirk Unschuld

Nicht nur für die Marketing-Abteilung des effzeh steht kurz vor Weihnachten der Jahres-Endspurt an: während die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür sorgen, dass auch die größten Ordervolumina von effzeh-Fanartikeln aus den entlegensten Winkeln der Welt bis Weihnachten beim Kunden eingehen, bereitet sich das sportliche Aushängeschild des Vereins darauf vor, im letzten Heimspiel vor der Winterpause dem Tabellenzweiten aus Dortmund Paroli bieten zu können. Dass das gegen eine Mannschaft, die unumwunden zu den besten in Europa gehört, nicht unbedingt zu den einfachsten Aufgaben zählt, dürfte bekannt sein. Trotzdem bietet sich für den effzeh die Möglichkeit, aus einer insgesamt vernünftigen Vorrunde mit 21 Punkten eine sehr gute zu machen. Worauf man sich am Samstag allerdings einstellen sollte, erfahrt ihr in unserem Vorspiel.

Auch ohne Klopp läuft’s beim BVB

Der BVB ist wieder wer. Fiel die Bescherung unter dem gelb-schwarzen Weihnachtsbaum im vergangenen Jahr noch vergleichsweise karg aus (schließlich stand die einzig wahre (sic!) Borussia damals auf Platz 17), haben BVB-Fans mittlerweile wieder allen Grund zum Jauchzen und Frohlocken. Vereinslegende Jürgen Klopp verweigert mittlerweile in der Premier League den gegnerischen Trainern die Handschläge, während mit Thomas Tuchel ein mehr als geeigneter Nachfolger gefunden werden konnte. Zwar war unter Klopp gerade gegen Ende der Saison spielerisch zwar auch nicht alles schlecht, allerdings brauchte der BVB einen neuen Impuls. Und wenn das größte deutsche Trainertalent auf dem Markt ist, überlegt man nicht zweimal.

Der angesprochene Ex-Mainzer und Getreide-Verächter nutzte seine Freizeit nach seinem Ausstieg bei Mainz dafür, Fußball und insbesondere Ballbesitzspiel bis ins letzte Detail zu studieren – dies kommt dem BVB mittlerweile zu Gute. Der BVB ist noch in beiden Pokalwettbewerben vertreten und jagt tatsächlich die Bayern – bei nur fünf Punkten Rückstand ist das Rennen ja wirklich noch einigermaßen offen, während in Frankreich beispielsweise 17 Punkte aufgeholt werden müssten, um PSG den Titel noch streitig zu machen.

© effzeh.com

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BVB 2015: Brutal gut

Die Bundesliga ist also gar nicht so langweilig, wie man denkt und stellt auch wieder ein Team, was Fußball-Hipstern und Taktik-Gourmets natürlich besonders gefällt. Seit Tuchels Amtsantritt spielt der BVB einen Mix aus Ballbesitzspiel und kloppoeskem Pressing; eine Symbiose, die bislang mehr als durchschlagenden Erfolg brachte. Der BVB verfügt eigentlich über all das, was man in einer Fußballmannschaft als Fan sehen möchte: Spiel- und Kombinationsstärke, teilweise unmenschliche Pressingresistenz und die dafür notwendige Zusammensetzung einer Mannschaft mit überragenden Einzelkönnern. Im Mittelfeld diktiert das Trio Weigl-Gündogan-Castro, welche in der am häufigsten genutzten 1-2-Stellung (Weigl als Sechser, Gündogan und Castro als Achter) auch einen Gordischen Knoten auseinanderspielen könnte. Vorne sorgen Henrikh Mkhitaryan, Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus (fehlt gegen den effzeh allerdings mit einer Adduktorenverletzung) für die Glanzmomente. Dribbelstärke, Geschwindigkeit, Spielintelligenz, Abschlussstärke – in all diesen Attributen gehören diese Drei zur absoluten Crème de la Crème in der Bundesliga. Dass in der Mannschaft des BVB Spieler wie Joo-Hoo Park und Adnan Januzaj bislang eine untergeordnete Rolle spielen, erklärt die Klasse des BVB hinreichend. Sowohl der Südkoreaner als auch der Belgier würden wahrscheinlich jeder anderen Bundesligamannschaft zum Stammpersonal gehören.

Als einzige Mannschaft neben den Bayern trifft der BVB regelmäßig auf Gegner, die das Fußballspielen eigentlich komplett einstellen und nur darauf aus sind, dem BVB die Lust am Kicken zu nehmen. Ein relativ proaktiver Weg wie der des HSV wurde vor ein paar Wochen noch mit einem (insgesamt schon relativ glücklichen) Sieg belohnt, während die Frankfurter Eintracht im Eingeständnis ihrer mannschaftlichen und individuellen Unterlegenheit am vergangenen Sonntag schon vor Anpfiff das Handtuch warf. Vehs Versuch einer Sechserkette war sicherlich inhaltlich begründet, in seiner Ausführung allerdings fatal. Der effzeh wird einen Weg finden müssen, die Qualitäten des BVB so weit wie möglich einzuschränken und in der Vergangenheit zeigte sich bereits häufiger, dass Peter St.Öger und seine Kumpanen da durchaus hilfreiche Pläne aushecken können. Die Wahrheit wird wie immer irgendwo in der Mitte zwischen „Wir parken den Bus vor Timo Horn“ und „Wir spielen hinten Mann gegen Mann und attackieren vorne wie die Wahnsinnigen“ liegen.

Foto: Dirk Unschuld

Bekommt am Samstag sicherlich etwas zu tun Foto: Dirk Unschuld

Wie kann der effzeh gegen den BVB was holen?

Der Kern der Defensivstrategie wird daran liegen, den Dortmundern nicht genügend Zeit am Ball zuzugestehen; gerade die Schaltzentrale im Mittelfeld muss immer wieder unter Druck gesetzt und in Zweikämpfe gezwungen werden, damit die Versorgung des Offensivtrios möglichst stark eingeschränkt werden kann. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden entweder Shinji Ramos den verletzten Reus ersetzen. Weiterhin könnte dem effzeh entgegen kommen, dass der BVB bereits sein 29. Spiel seit Saisonbeginn bestreiten muss und zwischen dem Anpfiff des Pokalspiels in Augsburg und dem Duell mit dem effzeh am Samstag nur zwei Tage liegen. Eventuell könnte Tuchel auch einigen Akteuren eine verfrühte Winterpause gönnen. Doch insgesamt wird es wohl kaum so sein, dass sich der BVB mehr auf das Spiel des effzeh einstellt als umgekehrt.

Am Geißbockheim dominierten unter der Woche neben der üblichen Nachberichterstattung über das Unentschieden in Bremen die Auseinandersetzungen zwischen Maroh und Ujah; einer Causa, zu der eigentlich alles gesagt wurde und die eigentlich nicht weiter ausgeführt werden muss. Das nahende Transferfenster ermöglicht natürlich auch immer Raum für Spekulationen, vor allem die sportliche Zukunft von Bard Finne, Kazuki Nagasawa und Mergim Mavraj wurde diskutiert. Wenn die sportliche Situation des effzeh insgesamt trotz aller Auf- und Abwärtsbewegungen für den Boulevard wenig Möglichkeiten bietet, Brandfackeln in die Berichterstattung zu werfen, muss eben etwas Anderes herhalten.

Raum für Spekulationen bietet die Aufstellung des effzeh natürlich auch; es wird abzuwarten bleiben, ob Leo Bittencourt sofort wieder Dusan Svento ersetzt und welche Rolle Yannick Gerhardt spielen wird. Natürlich ist es auch möglich, dass Peter Stöger in Anbetracht des Gegners und der zuletzt sinkenden Formkurve Anthony Modestes im Sturm einem anderen Spieler eine Chance geben wird. Ein Traum wäre natürlich ein Siegtreffer des so gescholtenen Ex-Dortmunders Milos Jojic…

Im letzten Spiel des Jahres 2015 erwartet den effzeh also noch ein dicker Brocken, insgesamt war das Kalenderjahr dennoch erfolgreich: 42 Punkte aus bisher 33 Spielen sind grundsolide. Wenn es dann gegen den BVB nicht zu einem Punktgewinn reicht – abhaken, Pause machen, weiter geht’s im neuen Jahr.

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