Nach kurzer Suche steht nun fest: Johannes Geis soll beim 1. FC Köln die Lücke auf der Sechs schließen und in der Rückrunde im Mittelfeld der “Geißböcke” die Fäden ziehen. Der ehemalige U21-Nationalspieler kommt vom FC Schalke 04 zum effzeh und will nach zwei schwierigen Jahren mit wenig Spielpraxis endlich wieder durchstarten. Vor der Abwehr gilt der 25-Jährige als spielstarker und spielintelligenter Stratege, dem für höhere Weihen allerdings die Zweikampfhärte und das Tempo abgehen.
Vor einigen Jahren wurde Geis als kommender Nationalspieler gehandelt und war insbesondere vor seinem Wechsel ins Ruhrgebiet äußerst umworben. Nach einer soliden Debütsaison bei den “Königsblauen” ging es dann allerdings zunehmend bergab für den starken Standardschützen – erst verlor er seinen Stammplatz, dann spielte er gar keine Rolle mehr. Woran das lag und mit welcher Perspektive der Mittelfeldspieler nach Köln kommt, besprechen wir mit S04-Experte Hassan Talib Haji.
Mit Johannes Geis hat der 1. FC Köln einen Spieler verpflichtet, der bei S04 zuletzt keine Rolle mehr gespielt hat. Wie froh ist man auf Schalke, dass einer eurer Tribünenhocker einen Abnehmer gefunden hat?
Ich denke, dass beide Seiten froh sind, das gemeinsame Kapitel nun beendet zu haben. Dass es nicht gepasst hat, ist natürlich schade. Vor allem für Schalke 04, weil man über zehn Millionen Euro für Geis verbrannt hat. Auf der anderen Seite hat Geis einen heftigen Karriereknick erlitten. Es war dann nur noch eine Lose-Lose-Situation.
Dass es nicht gepasst hat, ist natürlich schade. Vor allem für Schalke 04, weil man über zehn Millionen Euro für Geis verbrannt hat.
Insgesamt hat der Mittelfeldspieler knapp 60 Spiele für Schalke gemacht. Welchen Eindruck hat er dabei hinterlassen können?
Zu Beginn stand Geis voll im Saft und man hatte den Eindruck, dass Schalke 04 ein guter Transfer gelungen ist. Er spielte regelmäßig und machte seine Sache ordentlich bis gut.
Nach einem Jahr als Stammspieler waren die Dienste des spielstarken Sechsers auf Schalke plötzlich seit der Rückrunde 16/17 nicht mehr wirklich gefragt. Was ist da passiert, dass Geis völlig von der Bildfläche verschwand?
Das ist natürlich keine einfache Frage. Dazu gibt es verschiedene Theorien. Ich persönlich glaube, dass ihn die Nummer mit André Hahn damals in Mönchengladbach komplett aus den Fugen riss. Er foulte Hahn und das sah schon ziemlich brutal aus. Hahn wurde schwer verletzt und Geis bekam glatt Rot, wurde lange gesperrt. Danach wurde er im Boulevard als “Knochenbrecher” betitelt – das ging eine Weile so. Seitdem hat er nicht mehr unbekümmert und frei spielen können. Man merkte ihm das in Zweikämpfen oft an. Ich glaube, dass er das sehr lange mitgeschleppt hat.
Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images
Trotz der durchwachsenen Saison mit großen Verletzungsproblemen gab es offensichtlich für ihn keinen Weg mehr zurück in den Bundesliga-Kader. Aus deiner Sicht die richtige Entscheidung?
Naja, Domenico Tedesco wird schon seine Gründe gehabt haben. Aufgrund seiner Defizite in Sachen Schnelligkeit und Zweikampfverhalten halte ich die Entscheidung nicht für falsch. Aufgrund des Überangebotes im zentralen Mittelfeld brauchte man ihn auch nicht wirklich.
Wichtig ist für ihn, dass er einen Trainer hat, der ihm vertraut. Fühlt er sich wohl, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass er sofort helfen kann.
Zuletzt wurde Geis abermals in die 2. Mannschaft geschickt, für die er auch seinen einzigen Saisoneinsatz gemacht hat. Ein Signal, das er gehen soll, oder steckte da mehr dahinter?
Ich denke schon, dass das ein klares Signal war. Geis muss ja auch mal langsam wieder auf Profiebene spielen, will er in seine Karriere noch mal Schwung reinbringen. Das kann er ja jetzt beim FC.
Nun geht es für mindestens ein halbes Jahr in die 2. Bundesliga. Dürfen wir mit viel Anlaufzeit rechnen oder kann Geis uns deiner Einschätzung nach direkt weiterhelfen?
Das lässt sich schwer einschätzen. Er hat so gut wie keine Spielpraxis, keinen Rhythmus. Manche Spieler juckt das nicht, die sind sofort total bei der Sache. Wichtig ist für ihn, dass er einen Trainer hat, der ihm vertraut. Fühlt er sich wohl, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass er sofort helfen kann.