Überdurchschnittlich gut ist Kölns neue Nummer 15 darin, Bälle unter großem Gegnerdruck auch mit dem Rücken zum Tor zu sichern und weiterzuverarbeiten. In manchen Bundesligaspielen war es sogar teilweise verrückt, dass sich Córdoba trotz eigentlich aussichtslosen Situationen immer noch befreien konnte. Bekommt er mehr Räume, kann er seine Dynamik einsetzen und seine Schnelligkeit ausspielen. Im Gespräch mit bundesliga.de sagte er im April des letzten Jahres, dass er sich selbst als einen ähnlichen Spielertyp wie Didier Drogba sehe – der körperliche Stil ist ein Zeugnis davon. “Der passt ganz gut zu mir und meinen körperlichen Voraussetzungen, deswegen habe ich vielleicht auch bei Drogba genauer hingeschaut”, offenbarte der Kolumbianer damals.
Scheut Zweikämpfe nicht: Jhon Cordoba | Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images
Sein Einsatzwillen, seine Lust an Zweikämpfen und körperlichen Duellen ist in jedem Fall ein Trumpf. In der Arbeit gegen den Ball fand sein ehemaliger Trainer Martin Schmidt gegenüber der Frankfurter Rundschau im Februar 2016 nur lobende Worte: Bei gegnerischem Ballbesitz laufe Córdoba für zwei. Na dann!
Ein Spieler darf durchaus auch Defizite haben
Damit reiht er sich ein in die illustre Liste kolumbianischer Stürmer, die ebenfalls in Europa erfolgreich waren bzw. sind: Faustino Asprilla sorgte mit Newcastle und Parma für Furore, Adolfo Valencia, genannt “el tren” (der Zug) dürfte den Bayern-Fans noch ein Begriff sein. Über allem thront aber “el tigre” Falcao – ob Schmadtke bei ihm angefragt hat, ist nicht überliefert. Mit Córdoba schlägt nun aber ein anderer kolumbianischer Nationalstürmer seine Zelte in Köln auf.
Seine Fähigkeiten am Ball sorgen dafür, dass er jedoch weit mehr ist als nur eine Wuchtbrumme, die als Zielspieler angespielt werden kann – auch wenn hier wie bei der Abschlussstärke Nachholbedarf besteht, wie effzeh.com vor einer Woche analysierte. “Auch spielerisch ist viel Luft nach oben: Gerade nach der Ballbehauptung, die häufig weniger durch Finesse denn durch Explosivität erfolgt, gelingt es dem Kolumbianer trotz vernünftiger Passquote (64 Prozent) zu selten, den Ball in den eigenen Reihen zu lassen.” Aber seien wir mal ehrlich: Wenn Córdoba neben einer überragenden Abschlussqualität auch noch eine überdurchschnittliche Balltechnik hätte, würde er sicherlich nicht für den effzeh auflaufen, so realistisch und demütig müssen wir in jedem Fall sein.
Trotzdem dürfte das Portfolio des Kolumbianers viele Bundesliga-Trainer überzeugen. Córdobas sehr physische Spielweise schafft ein neues Profil im Sturm des effzeh, das im Vergleich zu Modeste vielleicht noch ein wenig geradliniger sein könnte. Freuen darüber dürfte sich in erster Linie Yuya Osako, der wahrscheinlich der ideale Partner für dynamische Mittelstürmer ist – der Japaner bewegt sich eher zwischen den Linien und sucht nach der Lücke für Typen wie Córdoba und Modeste.
Córdoba: Der effzeh schärft sein Profil im Sturm
Womit wir wieder beim Anfang des Textes wären. Da es nicht gerade unwahrscheinlich ist, dass Anthony Modeste den 1. FC Köln in dieser Transferperiode noch verlässt, dürften im Hintergrund die Gespräche über die Verpflichtung eines weiteren Stürmers weitergehen. Das Profil von Mark Uth würde definitiv gut zum dynamischen Córdoba passen: Der etwas spielstärkere und kombinationsorientierte, aber weniger physische Uth wäre als zweite Neuverpflichtung insofern sinnvoll, als dass damit genau jene Stärken hinzukommen würden, die der effzeh mit Modeste verlieren würde. Man merkt, da ist viel Konjunktiv dabei. Deswegen warten wir erstmal ab, geben Jhon Córdoba die Zeit und die Chance, sich in Köln einzugewöhnen – und verfolgen die Causa Modeste weiterhin gespannt.
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