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Jannes Horn im Porträt: Ein talentiertes Lamm im Wolfspelz

Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images

Ein Riesentalent mit starkem linken Fuß: Die Lobeshymnen auf effzeh-Neuzugang Jannes Horn sind nicht von schlechten Eltern. effzeh.com stellt den Transfer-Coup des 1. FC Köln vor.

>>> Zum Experteninterview über Jannes Horn mit kicker-Redakteur Thomas Hiete

Nur wenige Minuten vergingen nach der Nachricht, der 1. FC Köln habe Jannes Horn vom VfL Wolfsburg verpflichtet, da gingen die Wortspiele bereits los: Vom Doppel-Horn beim effzeh war die Rede, A-Hörnchen und B-Hörnchen in Köln, der Geißbock habe nun endlich zwei Hörner, eigentlich fehle jetzt für das Horn’sche Dreigestirn nur noch Guildo. Der mitunter recht bemühte Humor überspielte vor allen Dingen ein Gefühl bei der Kölner Anhängerschaft: Überraschung.

Überraschung über einen Transfer, der vorher in keiner Zeitung auch nur ansatzweise gestanden hatte. Überraschung über einen Neuzugang, den kaum jemand so richtig einzuschätzen weiß. Jannes Horn, 20 Jahre alt, Linksverteidiger, VfL Wolfsburg – viel mehr Eindrücke dürften die meisten Fans angesichts des berechtigten Desinteresses am Werksverein aus der Autostadt in der vergangenen Saison nicht gesammelt haben. Die nackten Zahlen: 13 Einsätze für die „Wölfe“ in verschiedensten Positionen.

Jannes Horn: Talentiert und umworben

Und doch gilt die Verpflichtung des gebürtigen Braunschweigers, für eine kolportierte Summe im gehobenen einstelligen Millionenbereich, als Coup: Nicht nur, dass effzeh-Sportchef Jörg Schmadtke den Deal vollends ohne Beteiligung der Öffentlichkeit abwickelte, die „Geißböcke“ sicherten sich dadurch auch einen gleichsam talentierten wie umworbenen Junioren-Nationalspieler, der seine Bundesliga-Tauglichkeit bereits unter Beweis stellen konnte.

Unter anderem der Hamburger SV hatte Interesse an ihm bekundet, doch letztlich entschied sich Horn für einen Wechsel an den Rhein: „Der FC ist eine sehr gute Adresse für junge Spieler. Ich habe in den Gesprächen sofort das Vertrauen der Verantwortlichen gespürt und sehe die große Chance, mich beim 1. FC Köln weiterzuentwickeln und als Bundesligaspieler zu etablieren“, erklärte der 20-Jährige, der seit seinem elften Lebensjahr in Wolfsburg spielte.

Dort rückte Horn in der abgelaufenen Spielzeit zunehmend in den Fokus. Am 3. Spieltag debütierte er für neun Minuten beim torlosen Remis in Hoffenheim („ein Wahnsinns-Erlebnis“), kurz darauf folgte bei der 1:2-Niederlage in Bremen seine Startelf-Premiere im Wolfsburger Dress. Die VfL-Führung durch ein Eigentor hatte der Jungspund dabei vorbereitet. Für das Eigengewächs, das einst in der Ferienschule der „Wölfe“ entdeckt wurde, die Erfüllung eines Traums!

Angebote aus Turin und Liverpool abgelehnt

Ende 2015 hatte Horn, der seit der U16 alle Junioren-Nationalmannschaft durchlaufen hat, Angebote vom FC Liverpool sowie Juventus Turin abgelehnt und unterschrieb einen Profivertrag in Wolfsburg. „Da wächst einer heran, der seinen Kopf aus der Masse herausstecken kann“, zeigte sich der damalige VfL-Coach Dieter Hecking gegenüber den ‚Wolfsburger Nachrichten‘ von seinem Schützling überzeugt: „Jannes wird zurecht gelobt, er macht sehr viele Dinge sehr gut.“

Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images

Doch wie für den VfL, der auf seinem Weg zum Klassenerhalt gleich drei Trainer verschliss, ging es auch für den 1,86 Meter großen Linksfuß 2016/17 auf und ab: Startelf, Bank, Tribüne – Horn erlebte das volle Programm. Spätestens unter Andries Jonker blühte der pfeilschnelle Außenspieler allerdings auf und etablierte sich als eine der wenigen Konstanten in einer zunehmend verunsicherten Wolfsburger Mannschaft.

Dabei bewies Horn, dessen Karriere mit vier Jahren bei Rot-Weiß Braunschweig begann, taktische Flexibilität: Neben seinem angestammten Platz als Linksverteidiger agierte er vor dem ehemaligen Kölner Yannick Gerhardt im linken Mittelfeld oder in der Innenverteidigung. „Ich spiele schon lieber hinten links, aber Innenverteidigung ist auch kein Problem“, betonte der Youngster während der Saison.

Auf der nächsten Seite: Wieso Mario Gomez Horn eine große Zukunft
prophezeit und welche Rolle Yannick Gerhardt beim Wechsel zum effzeh spielte

Seine Qualitäten zeigte er dabei in nahezu jeder Partie: Bestens ausgebildet, pfeilschnell, ein starker linker Fuß mit brandgefährlichen Flanken und Standards. Horn ist ein moderner Verteidiger, der mit dem Ball umzugehen weiß. „Jannes ist ein Spieler mit großen Möglichkeiten“, lobte ihn auch sein neuer Vorgesetzter: „Er ist sehr schnell, hat einen Zug zum Tor und einen starken linken Fuß“, beschreibt Andries Jonker die Vorzüge des 20-Jährigen.

Gomez: “Jannes kann ein großer Linksverteidiger werden”

Auch im Kollegenkreis fand der beim VfL Wolfsburg auch zum Bürokaufmann ausgebildete Youngster Fürsprecher fand. „Jannes ist ein Spieler mit extrem viel Zug, er ist ein Riesentalent. Er ist brutal schnell, hat einen super linken Fuß”, geriet Mario Gomez auf Horn ins Schwärmen und prognostiziert ihm eine große Zukunft: “Er kann ein großer linker Verteidiger werden.”

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Im April der Lohn für seine rasante Entwicklung: Wolfsburg verlängert mit Horn, dessen Vertrag noch bis 2020 lief, vorzeitig um ein Jahr. Der U20-Nationalspieler und sein Heimatverein: Es schien eine zukunftsträchtige Verbindung mit langer Haltbarkeit zu sein. Nur zwei Monate später dann die überraschende Trennung: Nachdem Horn in der Relegation, die ihn von der U20-WM fernhielt, nicht zum Einsatz kam, macht der ruhige Youngster den Abflug aus der Autostadt.

Horn: “Hatte das Gefühl, ein Wechsel würde helfen”

„Auch wenn ich mich in Wolfsburg sehr wohlgefühlt und sowohl in der Mannschaft, als auch im Verein und in der Stadt viele Freunde habe, hatte ich zuletzt das Gefühl, dass mir ein Vereinswechsel helfen würde, die nächsten Schritte in meiner Laufbahn anzugehen“, begründet der Abwehrspieler seine Entscheidung, die ihn nach Köln zum Europa-League-Teilnehmer führt. Eine Entscheidung, die er mit seinem Freund und direkten Kontrahent bei den „Wölfen“ diskutiert hat.

„Ehrlich gesagt hat mir Yannick Gerhardt schon eine ganze Menge vom FC erzählt und mir den FC quasi ans Herz gelegt. Dass die Stimmung im Stadion großartig ist, durfte ich ja schon im Februar erleben. Auch wenn ich nicht zum Einsatz gekommen bin, war es schon beeindruckend zu erleben, wie großartig die Stimmung beim FC ist“, betont Horn im Interview auf der FC-Homepage. Auch von Salih Özcan und Leo Bittencourt habe er nur Positives erfahren.

Foto: Deniz Calagan/Bongarts/Getty Images

Empfehlung genug, erstmals den Schritt aus dem eigenen Nest zu machen: Der Familienmensch, bis zuletzt in Braunschweig in Nähe seiner Familie und Freunde wohnhaft, wagt den Schritt aus der Komfortzone ins Rheinland. „Ich freue mich auf diese neue Herausforderung in einem emotionalen Club mit großartigen Fans in einer fußballverrückten Stadt“, sagte er bei seiner Präsentation.

Gläubig, spielfreudig und kämpferisch

Für den gläubigen Christen, der daraus auch öffentlich keinen Hehl macht, wartet eine neue Herausforderung – und ein eingespieltes Team, das vor allem über das Kollektiv kommt. „Ich habe schon von vielen Seiten gehört, dass beim FC ein besonderer Teamgeist herrscht. Da möchte ich mich voll und ganz einbringen. Ich habe grundsätzlich gerne Spaß, aber immer alles im professionellen Rahmen. Auf dem Platz sehe ich mich bei aller Spielfreude auch als Kämpfer. Ich hoffe, dass ich das so oft wie möglich unter Beweis stellen kann“, gibt sich Horn, der beim effzeh die Rückennummer 23 erhält, zum Start in seine Kölner Zeit angriffslustig.

Löst er beim 1. FC Köln nur die Hälfte der Vorschusslorbeeren, die ihm auf dem Weg zum Profi-Fußballer zuteil wurden, ein, dann dürfte sich aus der vielerorts empfundenen Überraschung bald Begeisterung entwickeln. Eine Flügelzange mit den Namen Jannes Horn und Lukas Klünter dürfte sicherlich zu den schnellsten ihrer Zunft gehören. Schneller unterwegs sind dann wohl definitiv nur die Wortwitze bei den effzeh-Fans.

>>> Zum Experteninterview über Jannes Horn mit kicker-Redakteur Thomas Hiete

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