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Meinung

Interne Konflikte beim 1. FC Köln: “Gremienarbeit” überdenken?

Die Abstimmung mit den Vereinsgremien sorgt nach wie vor für Konflikte beim 1. FC Köln. Präsident Werner Spinner scheint sich derweil bereits seit geraumer Zeit eher “Abnick-” als Aufsichtsräte zu wünschen. Ein Kommentar.

COLOGNE, GERMANY - MAY 23: (L-R) Chairman Alexander Wehrle and vice-president Werner Spinner of Koeln smile prior to the Bundesliga match between 1. FC Koelan and VfL Wolfsburg at RheinEnergieStadion on May 23, 2015 in Cologne, Germany.
Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images

Im Gegenzug, so scheint es zumindest, schaut die Presse an anderer Stelle offenbar nicht mehr so genau hin. Die Vorwürfe, die von vielen Mitgliedern an den Vorstand gerichtet werden, werden dort gerne mal als Kleinigkeiten abgetan, die Stellungnahme des Vereins gefressen und irgendetwas von vermeintlichen „Spaltpilzen“ beim 1. FC Köln herbei fabuliert. Nun denn.

Kölner Presse ziemlich handzahm unterwegs

Vielmehr gibt man sich in der Kölner Sportpresse mehr oder weniger handzahm und gibt der Vereinsführung mit einem Interview, das nicht gerade ein leuchtendes Beispiel für kritische Nachfragen ist, im „Kölner Stadt-Anzeiger“ eine Bühne, auf der Spinner Sätze wie diese ohne Gegenfrage platzieren kann: „Manche möchten auch die schlechte sportliche Situation nutzen, um selbst ihre Macht im Verein und den Gremien auszubauen.“ Auch aberwitziger Blödsinn wie der folgende, darf vom FC-Präsidenten unwidersprochen vorgetragen werden: „Wir kommunizieren intensiv mit unseren Mitgliedern und Fans, auch und gerade mit denen, die anderer Ansicht sind als wir.“ Vielleicht war es aber auch einfach ein innerer Lachkrampf angesichts dieser Aussage, der eine kritische Nachfrage verhinderte. Man weiß es nicht.

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Dabei haben die Mitglieder des „Gemeinsamen Ausschuss“, die am Dienstag kurzfristig die Zustimmung zur Verpflichtung Anfangs verweigerten, lediglich ihren Auftrag erfüllt. Die Gremienmitglieder sollen die Arbeit von Vorstand und Geschäftsführung kontrollieren, nicht abnicken. Stimmen sie geplanten Deals nicht zu, hat das meist handfeste Gründe.

Gemeinsamer Ausschuss: Kontrollieren, nicht abnicken

Im Fall Anfang machte so manches Gremienmitglied das hohe Gehalt, das der Trainer in Köln einstreichen wird, (zurecht) stutzig. Anfang wird beim 1. FC Köln nach Informationen unserer Redaktion in der zweiten Bundesliga die Millionenmarke knacken und somit mehr verdienen als seine Vorgänger in der Bundesliga. Und die haben in Köln auch nicht für einen Apfel und ein Ei gearbeitet.

COLOGNE, GERMANY - SEPTEMBER 28: FC Koeln Sporting director, Jorg Schmadtke looks on during the UEFA Europa League group H match between 1. FC Koeln and Crvena Zvezda at RheinEnergieStadion on September 28, 2017 in Cologne, Germany. (Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Für jedes Mitglied des „Gemeinsamen Ausschuss“ wäre eine kritische Nachfrage angesichts dessen also Pflicht gewesen. Die Gremienmitglieder kennen schließlich aus der Vergangenheit die Gehälter des ehemaligen Personals – und gerade beim drohenden Gang in die zweite Liga sollte Geld beim 1. FC Köln durchaus eine Rolle spielen. Auch weil unter dem vom Vorstand so gut wie gar nicht kontrollierten Jörg Schmadtke ein Großteil der Einnahmen aus dem Verkauf von Anthony Modeste bereits wieder verbrannt wurden, ist es für den Club absolute Pflicht, beim drohenden Abstieg ins Unterhaus ordentlich zu haushalten.

Personalien geändert, Arbeitsweise nicht?

Aber vermutlich lässt sich keiner gerne bei seiner Arbeit auf die Finger schauen. Auch Armin Veh nicht. „Es ist reine Theorie zu glauben, man könnte erfahrene Trainer oder Manager, die schon auf hohem Niveau erfolgreich gearbeitet haben, bis ins kleinste Detail kontrollieren“, erklärte der neue Kölner Geschäftsführer freimütig im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ – eine kritische Nachfrage gibt es allerdings auch hierzu nicht. Merkwürdig, denn schließlich ist es genau diese Einstellung, die unter Schmadtke beim FC etabliert wurde, und schließlich ins Verderben führte. Mit Veh scheint man nun einfach die Person, nicht aber die Arbeitsweise geändert zu haben.

Die Vereinsführung, so viel wird in diesen Tagen deutlich, fühlt sich von engagierten Kontrollorganen innerhalb des Clubs offensichtlich lediglich behindert und belästigt. Schon mehrfach hat Präsident Spinner in der Vergangenheit angedeutet, man müsse die „Gremienarbeit“ eventuell „überdenken“, am Freitag drohte die Vereinsführung dann offen mit Rauswurf, weil „Interna an die Öffentlichkeit“ gegeben worden seien. So etwas ist bei den Kölner Vorstandsmitgliedern natürlich noch nie vorgekommen. Niemals.

Kontrolle ist die Aufgabe des “Gemeinsamen Ausschuss”

Der eigenen Kontrollfunktion sind Spinner, Ritterbach und Schumacher derweil zuletzt ebenfalls offensichtlich nicht allzu engagiert nachgekommen. Schmadtke durfte beim 1. FC Köln schalten und walten, wie er wollte. Verantwortung für den Niedergang, so die Logik des Präsidiums, trägt daher nur der ehemalige Sportchef. „Wir haben zu viel Vertrauen in einzelne Personen gesetzt, die dieses Vertrauen nicht rechtfertigen konnten“, räumt Spinner also ein. Eine „Fehleinschätzung“ sei das gewesen. Man hat sich in den Personen getäuscht, sonst aber alles richtig gemacht – so scheint der Kölner Vorstand seine Rolle am Niedergang des Clubs zu interpretieren.

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Dass mancher im „Gemeinsamen Ausschuss“ genau diesen Fehler allerdings nicht ebenfalls machen möchte und deshalb den handelnden Personen genau auf die Finger schaut, geschieht in den Augen des Präsidenten aber dennoch nur aus unlauteren Motiven und Eigennutz. Dabei, so Spinner, gehe es nur um „Macht“, nicht um das Wohl des 1. FC Köln. Das Gegenteil ist derweil der Fall: Einige Mitglieder im „Gemeinsamen Ausschuss“ haben schlichtweg ihren Job gemacht. Und würden Vorstand und Geschäftsführung sich an die Regeln und den zielführenden Umgang miteinander erinnern, die sie einst als Hoffnungsträger bei Amtsantritt mit getragen haben, gäbe es überhaupt kein Problem. Wenn es nun aber um Rauswürfe gehen soll, sollte man angesichts dieser Vorgänge wohl eher an der Eignung der anderen Mitglieder des “Gemeinsamen Ausschuss” erhebliche Zweifel anmelden. Es bleibt wohl nur, auf eine schnelle Umsetzung des Whisteblower-Gesetzes zu hoffen.

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