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Arbeitssieg in Ingolstadt: Zwischensprint durch zynischen Fußball

Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Der Sommer 2018 wird in Frankreich immer in Erinnerung bleiben, weil die Équipe Tricolore sich zum zweiten Mal als Weltmeister feiern lassen konnte – die Mannschaft von Trainer Didier Deschamps verfügte bei ihrem Titelgewinn in Russland über jede Menge talentierte Einzelspieler, spielte aber wenig attraktiven Fußball und gewann meistens durch individuelle Qualität oder Standardsituationen. Der Nationaltrainer musste sich mehrfach dafür rechtfertigen, dass er seiner eigentlich offensiven Mannschaft ein defensives Konzept verpasst hatte – er ließ “zynischen” Fußball spielen, einzig aufs Gewinnen ausgelegt. Kommt das irgendwem bekannt vor momentan?

Der 1. FC Köln ist mit der perfekten Bilanz von neun Punkten aus drei Spielen durch die Englische Woche gekommen. Nach dem 1:0-Erfolg am Mittwochabend in Aue gelang in Ingolstadt ein glanzloser 2:1-Sieg, der in seiner Entstehung den vorherigen Erfolgen ähnelt. Im Vorhinein war auch nicht wirklich zu erwarten gewesen, dass der 1. FC Köln auf einmal wieder mitreißenden Offensivfußball spielen würde – momentan geht es ums Punkten, den Willen, sich in der Defensive aufzuopfern und die (wenigen) vorhandenen Torchancen zu verwerten. Dafür, dass der effzeh die letzten drei Spiele gewinnen konnte, zeichneten sich entweder individuelle Qualität von Einzelnspielern oder Effekte von Standardsituationen verantwortlich.

Erstmals Cordoba und Modeste zusammen im Sturm

Auch in der zweiten Liga ist es nicht verboten, Spiele dadurch zu gewinnen – nach dem 2:3 in Paderborn, dass in Köln und um Köln herum schon deutlich hörbar die Alarmglocken schrillen ließ, konnte die Mannschaft in die Erfolgsspur zurückfinden und mit dem FC Ingolstadt einen weiteren Gegner besiegen. Im Vorfeld der Partie hatte Markus Anfang Veränderungen angekündigt, die er dann mit der Hereinnahme von Modeste und Clemens (für Terodde und Risse) auch in die Tat umsetzte. Das hieß auch: Johannes Geis bekleidete erneut die Position als Mittelmann in der Dreierkette, Jonas Hector spielte auf der Achterposition. In der Spitze spielten erstmals von Beginn an Modeste und Cordoba, die gegen Ingolstadt aber eher durch ihre körperlichen Attribute zu überzeugen wussten denn durch ihre spielerischen – zumindest wenn man von den beiden sehenswerten Hacken-Pässen des Franzosen absieht.

Zusammen kamen beide auf 54 Ballaktionen, bis sie nach 77 Minuten (Cordoba ging, für ihn kam Sobiech) und 89 Minuten den Platz verließen. Beide vergaben jeweils eine große Chance: Cordoba gleich zu Beginn der Partie per wuchtigem Distanzschuss, Modeste nach 81 Minuten aus kurzer Distanz nach einem abgewehrten Drexler-Schuss. Ansonsten versuchten beide, Lücken zu reißen und die gegnerische Abwehrreihe zu beschäftigen, was insgesamt eher weniger gelang – das Sturmduo brachte dem 1. FC Köln in diesem Auswärtsspiel aber dennoch die Führung. Ein denkbar einfacher Angriff, der durch einen langen Abschlag von Timo Horn eingeleitet wurde, endete in einem (durchaus diskutablen) Strafstoß für den Zweitliga-Spitzenreiter – Jhon Cordoba hatte sich in seiner unnachahmlichen Art um den Gegenspieler gedreht und damit den Kontakt von FCI-Abwehrspieler Kotzke provoziert.

Wenig offensive Inspiration, dafür viel Kampf

Den Strafstoß verwandelte Modeste zum 1:0, zuvor war in den 38 Minuten Spielzeit allerdings herzlich wenig Positives durch den effzeh heraufbeschworen worden. Die besseren Abschlussgelegenheiten hatten die Gastgeber, die einen gepflegten Spielstil durchzubringen versuchten und insgesamt in allen Statistiken besser waren als der 1. FC Köln. Richtig zwingend waren die Abschlüsse von Pledl, Cohen und Lezcano allerdings auch nicht. Der effzeh nahm die Aufgabe allerdings an, verteidigte mit Hingabe und stellte auch durch körperliche Robustheit unter Beweis, dass aus den bisherigen Auftritten in dieser Saison etwas gelernt hat. Beispielhaft dafür war der Einsatz von Florian Kainz auf der linken Seite, der trotz seiner Offensivqualitäten auch die Defensivzweikämpfe suchte und einfach Bock hatte, zu verteidigen.

Auf der nächsten Seite: Was dem effzeh gut und weniger gut gelang.

Mit Ball hingegen sah es beim effzeh wieder einigermaßen düster aus: Wenn es keine Tiefenläufe auf der rechten Seite von Clemens gab, Drexler nicht in Szene gesetzt werden oder eben Cordoba nicht in Laufduelle geschickt werden konnte, war offensiv richtig wenig los. Im Aufbauspiel postierte man sich bisweilen mit vier Spielern (plus Timo Horn) am eigenen Sechzehner, um dann einen langen Ball zu spielen, der postwendend (und aufgrund der schlechten Raumaufteilung) bei den “Schanzern” landete. Durch die fünf Spieler in letzter Linie plus den zweikampf- und laufstarken Höger (laut “whoscored.com” Spieler des Spiels) konnte der effzeh allerdings auch verhindern, dass der FCI seine Spielentscheider Pledl und Kittel ins Spiel brachte – in Dribblingaktionen kamen beide selten, auf die Grundlinie schafften sie es auch kaum.

Am Ende war der Sieg sogar noch glücklich

Nach der Halbzeit passierte erst einmal wenig Weltbewegendes, bevor der erste Tiefenlauf von Clemens (manchmal kann es so einfach sein) einen Eckball erzwang, den Dominick Drexler am zweiten Pfosten zum zweiten Tor verwertete. Nachdem in den vergangenen Wochen immer wieder Defensiv-Standards dem effzeh das Genick brachen, waren es bei den Siegen in Aue und Ingolstadt Eckbälle und Strafstöße, die den Sieg brachten. Ob einstudiert oder nicht – der effzeh führte 2:0 und konnte dementsprechend beruhigt die Schlussphase angehen. Anfang brachte dann erwartungsgemäß Lasse Sobiech, weil sein Gegenüber Jens Keller mit Stefan Kutschke einen großen und kopfballstarken Spieler aufs Feld schickte.

Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Geis ging auf die Acht, Sobiech rückte auf eine der Halbverteidiger-Positionen. Nach 81 Minuten verpasste Modeste den endgültigen Knock-Out, danach beschränkte sich der effzeh auf das Brechen des Ingolstädter Rhythmus durch Fouls (vielleicht ein wenig zu viele um den Strafraum herum) und Krämpfe. Einen der vielen langen Bälle konnte der effzeh nicht gut klären, Czichos verpasste nach einer Kopfball-Weiterleitung den Befreiungsschlag und brachte dadurch Paulsen in Schussposition, der den Anschlusstreffer erzielte.

Die Anpassungen stimmen – doch wie lange hält es an?

Kurz darauf hatte der 1. FC Köln anders als noch in Paderborn immenses Glück, als ein etwas ungestümer Einsatz von Sobiech gegen Ingolstadts Joker Gaus nicht mit einem Strafstoß-Pfiff bestraft wurde – ansonsten hätte man sich höchstwahrscheinlich die Punkte geteilt. So allerdings gelang der dritte Sieg in einer Woche, der zwar nicht lange in Erinnerung bleiben dürfte, die Position an der Tabellenspitze allerdings zementierte. Standardsituationen, mehr Wille zum Verteidigen (die “grinta” war jedenfalls deutlich zu erkennen) und auch das nötige Glück sorgen dafür, dass der Aufstiegsaspirant durch einen kurzen Zwischensprint wieder an die Spitze der zweiten Liga springen konnte. Wie nachhaltig die Strategie mit Fokus auf Standardsituationen und individueller Klasse allerdings anhalten kann, wird die Zukunft zeigen. Die vergangenen drei Spiele fuhr der 1. FC Köln mit dem zynischen Ansatz ziemlich gut.

Nachdem zwischenzeitlich schon ein Trainerwechsel gefordert wurde, sollte die Kritik jetzt eigentlich verstummen – rund um den effzeh bleibt es aber auch aufgrund von nicht-sportlichen Themen weiter spannend.

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