Derbytime! Während in der Fanszene des effzeh so langsam Wut und Ärger über die zwei verschenkten Punkte gegen die TSG Hoffenheim abflauen, wird neben der Diskussion um das #kaugummigate und die Eskapaden der Skandalnudel (sic!) Jörg Schmadtke auch mal wieder die Preisentwicklung der Tickets in der Bundesliga thematisiert. Das passiert ja auch nicht zum ersten Mal.
Es soll ja sogar richtige Derbys in der jüngeren Geschichte der besten Liga der Welt gegeben haben, in denen Fanszenen gegen die Reduzierung des Gästekontingentes und auch zu hohe Ticketpreise protestiert haben und dabei radikalere Maßnahmen angewendet haben (siehe Bild). Dies nehmen jetzt augenscheinlich einige Anhängerinnen und Anhänger des sonntäglichen Gegners aus Leverkusen (ja, genau ihr Drei seid gemeint!) zum Anlass, um sich lauthals über die Preispolitik des effzeh zu beschweren. Nun gut, das ist an sich nicht illegitim, wir würden es auch befürworten, wenn ein Stehplatz wieder fünf Euro kosten würde, aber man muss ja da einigermaßen realistisch bleiben. Dies hat die Leverkusener Fans allerdings auch nicht darin gehindert, die hohen Ticketpreise beim effzeh als Grund dafür zu nehmen, dass das Gästekontingent von 5.000 (für Leverkusener Verhältnisse schon eine recht hohe Zahl) am Sonntag dann wahrscheinlich nicht würde ausgeschöpft werden können. Clever, diese perfide Taktik der vorentlastenden Entschuldigung und Verdrehung der Tatsachen.
Immer volles Haus in Leverkusen
Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images
Stand gestern wurden laut Express nämlich erst knapp 3.000 Tickets für das Spiel am Sonntag abgesetzt. Woran das jetzt genau liegen mag, entfällt in den Bereich der Spekulation. Ist es die weite Anreise? Die fanunfreundliche Anstoßzeit um 17:30Uhr? Die sportliche Attraktivität?
In der Fanszene Leverkusen scheint alles deutlich darauf hinzudeuten, dass der böse Nachbar aus Köln dafür verantwortlich ist und extra, ich betone es, EXTRA für das Derby die Preise angehoben hat, um den großen Reibach machen zu können. Wie üblich waren nämlich die Tickets in den günstigeren Preiskategorien relativ schnell vergriffen, woraufhin nur noch Preise zwischen 33 und 37 €* einen Besuch des Spiels ermöglichen. Wie gesagt, das ist zwar immer noch viel Geld, aber trotzdem nicht unverschämt.
“Das ist doch eine waschechte Sauerei, dieser Spitzenspielzuschlag, nur weil wir Leverkusener kommen, steigen in Köln die Preise an”, mag sich der ein oder andere Bayer-Fan gedacht haben. Nun, wie so oft hilft in diesem Zusammenhang nur eine Betrachtung der Fakten. Beschäftigt man sich etwas tiefergehend mit der Materie, fällt auf, dass für das übernächste Heimspiel gegen Darmstadt 98 exakt dieselben Preise ausgerufen werden. Ist das etwa dann auch ein Spitzenspielzuschlag oder nur das vielleicht normale Preisniveau? Halten wir fest: das Leverkusen-Spiel war für die Preisplaner beim effzeh kein Spitzenspiel. Dementsprechend wurden die Preise nicht angehoben.
Mal ganz davon abgesehen, dass die Preispolitik bei Bayer ebenfalls keine ist, der großartig viel Nächstenliebe zugedacht werden kann, schließlich sind dort die Preise auch relativ happig: wenn man bei einem Derby das Gästekontingent nicht komplett ausnutzt, hat das erst einmal nichts mit der Preispolitik des Gastgebers zu tun. Darmstadt 98 hat sein Kontingent übrigens schon ausgeschöpft.
Bleibt der Gästeblock leer, kann man natürlich Gründe dafür suchen. Man kann aber auch Verbalrandale starten, um sich anschließend beleidigt zurückzuziehen. So lebt es schließlich ja auch der eigene Sportdirektor Woche für Woche vor.
*Anmerkung: In einer vorherigen Version dieses Textes war an dieser Stelle von Ticketpreisen in Höhe von bis zu 65 Euro die Rede. Offenbar liegt der höchste Preis jedoch bei 37 Euro, was sich wiederum mit den Preisangaben von Darmstadt 98 für das Spiel beim effzeh deckt. Wir haben die Passage daher korrigiert. Mit Dank an Leser Ho. (ds)