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Interviews

„Immer Friede, Freude, Eierkuchen? Dafür sind wir nicht gewählt worden“

Vor der Mitgliederversammlung spricht effzeh.com mit den Mitgliederratsvorsitzenden über die brennenden Themen.

Der noch amitierende Mitgliederrat | Foto: 1. FC Köln

Das Stichwort Ausgliederung ist bereits gefallen. Der Mitgliederrat kontrolliert qua Satzung den Vorstand des Vereins, ihr sitzt als Vorsitzender ebenso im Gemeinsamen Ausschuss zusammen mit der Geschäftsführung der KGaA. Nehmen Jörg Schmadtke und Alexander Wehrle mitunter auch an den Treffen des Mitgliederrats teil?

Wettich: Es ist schon richtig beschrieben: Wir kontrollieren den Vorstand des Vereins, nicht die Geschäftsführer. Aber wir kontrollieren den Vorstand natürlich auch und vor allem in Hinblick auf das Wirken als Vertreter des e.V. in der KGaA. Im Gemeinsamen Ausschuss nimmt die Geschäftsführung an den Treffen teilt und Alexander Wehrle informiert über die aktuelle Zahlen. Das macht er gut. Auch im Mitgliederrat ist das so: Der Vorstand berichtet gewöhnlich unserem Gremium und bringt dann beispielsweise Alexander Wehrle mit.

Haben großen Anteil an der positiven Entwicklung des 1. FC Köln: Jörg Schmadtke (l.) und Alexander Wehrle (Foto: Matthias Hangst/Getty Images For DFL)

Haben großen Anteil an der positiven Entwicklung des 1. FC Köln: Jörg Schmadtke (l.) und Alexander Wehrle (Foto: Matthias Hangst/Getty Images For DFL)

Müller-Römer: Es ist aber nicht so, dass die Geschäftsführung regelmäßig in den Mitgliederrat kommt. Dafür gibt es ja den Gemeinsamen Ausschuss als höchstes Lenkungsgremium, in dem solche Dinge besprochen werden. Wir geben die Informationen, die wir dort erhalten, an den Mitgliederrat weiter – aber nicht eins zu eins, da wir einer gewissen Verschwiegenheitspflicht unterliegen. Es gilt, die grundsätzlichen Entwicklungen zu schildern.

Wie ist grundsätzlich die Zusammenarbeit des Mitgliederrats mit den Geschäftsführern? Jörg Schmadtke zeigte sich ja schon einmal recht unzufrieden ob des Eingreifens des Gremiums.

[perfectpullquote align=”left” cite=”Stefan Müller-Römer” link=”” color=”” class=”” size=””]Wir können nicht die ganze Zeit herumlaufen, uns abklatschen und „Friede, Freude, Eierkuchen“ singen – das ist nicht unsere Aufgabe. Dementsprechend ist man als Kontrolleur nicht ganz so beliebt, wie man vielleicht gerne wäre[/perfectpullquote]

Müller-Römer: Möglicherweise sehen wir das etwas entspannter als umgekehrt. Man darf nie vergessen: Am Ende sind wir Kontrolleure. Und wer lässt sich schon gerne kontrollieren, wenn er der Meinung ist, gute Arbeit zu leisten? Das ist naturgemäß eine Konfliktsituation, die immer da ist. Der Kontrolleur muss aber auch in guten Zeiten, das ein oder andere hinterfragen. Wir können nicht die ganze Zeit herumlaufen, uns abklatschen und „Friede, Freude, Eierkuchen“ singen – das ist nicht unsere Aufgabe. Dementsprechend ist man als Kontrolleur nicht ganz so beliebt, wie man vielleicht gerne wäre (schmunzelt)

Ist denn der Informationsfluss außerhalb der Sitzungen des Gemeinsamen Ausschusses gewährleistet? Kriegt der Mitgliederrat genug Input und Feedback seitens der Verantwortlichen in Verein und KGaA?

Müller-Römer: Der Verlauf ist, so würde ich sagen, wellenartig, aber im Prinzip haben wir Einblick in die wesentlichen Entwicklungen und kennen die Zahlen. Die sind auch gut, daran gibt es nichts zu deuteln. Insofern haben wir als Ergebnis den Vorstand wieder vorgeschlagen – das ist ein klares Bekenntnis. Und die Vergütung on top ist ein noch deutlicherer Vertrauensbeweis. Positiver können wir das gar nicht ausdrücken!

Die Frage nach einer Vorstandsvergütung ist nur aufgeschoben worden. Wird uns das Thema auch im kommenden Jahr wieder begleiten?

Müller-Römer: Der Mitgliederrat hat in der Vergütungsfrage klare und gut begründete Vorstellungen, die er nicht einfach über Bord werfen wird. Wir haben einen klaren Vorschlag in Beschlussform gemacht, den wir auch nicht zurückgezogen haben. Der Vorstand hat darauf verzichtet. Das Geld bleibt dem Verein erhalten und kann für andere gute Zwecke eingesetzt werden.

Als Vertreter der Mitglieder sieht sich das Gremium als „kritischer Begleiter“, aber auch als Impulsgeber. Welche Projekte sind dem Mitgliederrat aktuell wichtig?

Müngersdorfer Stadion, Köln

Vielleicht bald im Besitz des 1. FC Köln? Ein Stadionkauf könnte mittelfristig ein Thema werden (Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images)

Wettich: Ein Projekt, das wir aktiv begleiten, ist der Ausbau des Geißbockheims – das dürfte sicherlich das wichtigste Anliegen in der kommenden Amtszeit für die weitere Zukunft des Vereins sein. Walther Boecker als einer unserer Mitgliederräte berät als langjähriger Bürgermeister Hürths und erfahrener Kommunalpolitiker Vorstand und Geschäftsführung bei diesem Thema und war auch zuletzt beim Zusammentreffen mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker dabei. Ansonsten begleiten wir regelmäßig die Handball- und Tischtennisabteilung und haben uns erfolgreich für eine Budgeterhöhung eingesetzt, damit die Sparten etwas mehr Luft zum Atmen haben. Dazu kommen wichtige Bereiche wie Inklusion, Behindertenbetreuung oder auch die AG Fankultur, die Fritz Guckuk und ich begleiten. Auch auf Themen wie der Anpassung der Dauerkartenpreise zur neuen Saison werfen wir ein kritisches Auge und stimmen uns hierzu mit der Mitglieder- beziehungsweise Ticketabteilung ab. In der Trikotkommission sind wir auch vertreten.

Müller-Römer: Man darf nicht vergessen, dass der Mitgliederrat nicht dafür da ist, operative Arbeit zu erledigen. Das ist nicht unser Job, wir sollen beobachten, Fragen stellen, Anregung geben und notfalls Kritik üben. Das machen wir schon deutlich mehr als jedes unserer Vorgängergremien. Wir bringen uns aktiv ein, nicht zuletzt auch bei sozialen Themen wie der Behindertenbetreuung. Im Übrigen gibt es für alle Bereiche beim FC im Geißbockheim entsprechende Mitarbeiter, die einen tollen Job machen. Die fänden es zu Recht nicht so toll, wenn andauernd jemand aus dem Mitgliederrat ankommt und ihnen erzählt, wie sie ihren Job zu machen hätten. Dementsprechend halten wir uns angemessen zurück.

[perfectpullquote align=”left” cite=”Dr. Carsten Wettich” link=”” color=”” class=”” size=””]Die Diskussion um einen Investor? Das wäre für uns ein zentrales Thema. Wir werden uns damit in den kommenden Jahren beschäftigen, da es gilt, wenn die Diskussion aufkommt, gut vorbereitet zu sein. [/perfectpullquote]

Wettich: Mittelfristig stellt sich zusätzlich noch das Thema Stadionkauf und -ausbau. Wenn sich das realisieren lässt, wird auch die Diskussion um Investoren aufkommen. Das wäre für uns beide als Vorsitzende des Mitgliederrats, die im Gemeinsamen Ausschuss sitzen, natürlich ein zentrales Thema. Auch damit werden wir uns in den kommenden Jahren beschäftigen, da es gilt, wenn die Diskussion aufkommt, gut vorbereitet zu sein.

Wurde das Thema denn bereits im Mitgliederrat behandelt? Der Einstieg eines Investors oder gar mehreren dürfte angesichts der Einstellung vieler FC-Fans ja heikel werden.

Müller-Römer: Groß diskutiert wurde darüber noch nicht. Es macht aus meiner Sicht nur Sinn, über Dinge zu diskutieren, wenn diese ansatzweise in der Nähe sind. Wir haben auch entsprechend klare Regelungen in der Satzung, was möglich ist. Im Moment steht das Thema nicht zur Debatte, der FC entwickelt sich auch so sehr gut. Wenn wir allerdings morgen um die Deutsche Meisterschaft mitspielen müssten, dann hätten wir natürlich einen immens hohen Finanzbedarf. Das wollen wir so schnell aber auch gar nicht, wir wollen uns als Verein gesund und vernünftig entwickeln. Irgendwann wird man sehr sorgfältig schauen müssen, ob man jemanden ins Boot holt und wer das dann ist. Man kann ja sehr gut an anderen Vereinen ablesen, zu welchem Theater das auch führen kann.

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