Zum Jahresabschluss geht es für den 1. FC Köln im Pokal nach Gelsenkirchen – kann der effzeh das erste Mal nach sieben Jahren ins Viertelfinale einziehen?
Wenn man in den kommenden Jahren auf das Jahr 2017 zurückschaut, wird man sagen, dass es insgesamt dann doch eher durchschnittlich war. Während man als effzeh-Fan daran gewöhnt war, dass zum Jahresabschluss eigentlich immer eine negative Bilanz stand, hatte man zumindest bis zur Jahreshälfte 2017 darauf gehofft, dass es ein unvergessliches Jahr werden dürfte – das würde es dann auch, aber eher im negativen Sinne. Nach dem absoluten Höhepunkt im Mai, als sich der effzeh das erste Mal seit 25 Jahren für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren konnte, folgte dann in der Bundesliga ein beispielloser Absturz – dass der effzeh in der Hinrunde nur sechs Punkte holen würde, hätte sich wohl niemand in seinen schlimmsten Albträumen ausdenken können. Durch den Heimsieg gegen Wolfsburg konnte dann aber immerhin noch verhindert werden, dass der 1. FC Köln einen Negativ-Rekord aufstellt, was die Hinrunden-Bilanz betrifft – den hält jetzt immer noch Tasmania Berlin.
Und tatsächlich, so ist das eben nun einmal in Köln, mehren sich jetzt doch wieder Stimmen, die nach einem Sieg schon wieder ausrechnen, wie viele Punkte der effzeh denn noch auf Hamburg und Bremen Rückstand habe – der Relegationsplatz ist mit neun Punkten jetzt auch nicht unfassbar weit entfernt. Aber dennoch: Der Klassenerhalt wird für den 1. FC Köln eine immens schwierige Aufgabe, der man sich dann im kommenden Jahr mit voller Hingabe widmen muss. Bevor es dann allerdings hoffentlich noch vor dem Jahreswechsel mit der Vorbereitung weitergeht, in der die körperlichen Grundlagen für die anstehenden 17 Bundesliga-Spiele gelegt werden sollen, steht noch das DFB-Pokalduell mit dem FC Schalke auf dem Programm.
Eitel Sonnenschein in Gelsenkirchen: Rang zwei zum Jahresende
Während man in Köln also eher kopfschüttelnd und Haare raufend unter dem Weihnachtsbaum sitzen wird, kommt man in Gelsenkirchen wohl aus dem Grinsen kaum heraus. Der FC Schalke 04 ist, wenn man den kommenden Meister aus München ausklammert, die beste Mannschaft der Bundesliga – und liegt sogar zwei Punkte vor dem ewigen Rivalen aus Dortmund. Der neue Coach Domenico Tedesco ist mittlerweile mit seiner Mannschaft seit zwölf Spielen ungeschlagen, die letzte Pleite setzte es Ende September gegen Hoffenheim. Seitdem konnten die “Knappen” eine gute Serie an Ergebnissen in der Bundesliga hinlegen, was sie schließlich auf Rang zwei spülte.
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Tedesco hat seiner Truppe dabei einen klaren Stil verpasst, der immer besser zum Tragen kommt – der junge Coach setzt auf kontrollierten Ballbesitz, ruhiges Aufbauspiel und wenig Rotation in der Besetzung der Startelf. Schalke läuft dabei meistens mit einer Dreierkette auf, in der Naldo den Anker bildet.
Tedescos Entscheidung, im Sechserraum auf Max Meyer zu setzen, sorgte anfangs für Kritik – mittlerweile hat sich der Blondschopf allerdings auf dieser Position festgespielt und bestätigt, dass es auch mit einem an sich defensiv schwächeren Spieler funktionieren kann, wenn die Abläufe stimmen. Der Kader, aus dem der ehemalige Aue-Trainer schöpft, setzt sich dabei aus nur etwas mehr als 15 Spielern zusammen – die Mannschaft erscheint eingespielt, gut eingestellt und mit großer Moral ausgestattet. Ein Zeugnis dafür war die unvergessene Aufholjagd beim 4:4 im Revierderby gegen Dortmund. Und auch am vergangenen Samstag konnte der S04 einen Rückstand aufholen: Die Eintracht führte zwar mit 2:0, doch Embolo und Last-Minute-Hero Naldo schlugen zurück und sicherten den Schalkern zumindest einen Punkt.
Erinnerungen an 2006: Chihi und Broich als Helden
Anfang des Monats traf der effzeh schon einmal auf Schalke: Das 2:2 sollte das letzte Spiel in der Ära Peter Stöger werden, der Österreicher wurde danach vom effzeh-Vorstand von seinen Aufgaben entbunden. Sehrou Guirassy hatte dem 1. FC Köln mit einem Doppelpack nach einem Freistoß und einem Elfmeter einen Punkt gesichert. Jetzt treffen “Geißböcke” und “Knappen” im Pokal aufeinander – das letzte Mal gab es ein Spiel zwischen den beiden Vereinen in diesem Wettbewerb im Jahr 2006, es war die zweite Runde. Damals schlug der damalige (und vielleicht baldige) Zweitligist aus Köln den S04 in einem begeisternden Spiel mit 4:2. Adil Chihi und Thomas Broich hießen die Helden, die für ein Highlight in düsteren Jahren sorgten.
Im DFB-Pokal hat der 1. FC Köln seitdem nichts Großartiges mehr gerissen, 2009/2010 erreichte man noch einmal das Viertelfinale, um dort gegen den FC Augsburg auszuscheiden. Danach war immer spätestens im Achtelfinale Schluss für den effzeh.
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Es wäre vor dem Jahreswechsel natürlich noch ein weiterer Hoffnungsschimmer, wenn der 1. FC Köln mit einem weiteren Erfolg für Selbstvertrauen schaffen könnte – die körperlich wie mental schwer angeschlagene Mannschaft kann derzeit jedes Erfolgserlebnis brauchen. Und zuletzt zeigte die Mannschaft ja sogar, dass die Ordnung wieder einigermaßen zurückgekehrt ist. Die Auftritte in München und Wolfsburg waren durchaus positiv zu bewerten, auch weil viele junge Spieler mit Spirit und Engagement auftraten und so die etwas lethargischen Vorstellungen der letzten Wochen vergessen machten.
Für die Auswärtsfahrer: Ein Entgegenkommen des Fußballgotts
Dass der 1. FC Köln in diesem Jahr auch dreimal in internationalen Auswärtsspielen unterwegs sein durfte, haben wir bereits hinlänglich diskutiert – und natürlich fanden die Spiele unter der Woche statt, so ist das eben. Dass es wie immer kein Heimspiel für den effzeh im Pokal gibt, müssen wir ebenfalls nicht mehr diskutieren. Die Reisebilanz liest sich aber dennoch beeindruckend, was Auswärtsspiele unter der Woche angeht: London hin und zurück 1100km, Minsk 3200, Belgrad 2800 und dann noch München (Ligaspiel) und Berlin (Pokalspiel mit jeweils 1000km – macht unter dem Strich mehr als 9000km, die effzeh-Fans unter der Woche gezwungen waren, zu reisen. Mit dem Auswärtsspiel auf Schalke kommen jetzt noch 150km hinzu, was ja im Vergleich eine verschwindend geringe Zahl ist.
Von daher kann man wie immer davon ausgehen, dass der Support großartig sein wird – denn nur um das kann es gehen. Alles andere, Vorstand, Kader, neuer Trainer – das kann warten. Die Mannschaft hat ein letztes Mal in diesem Kalenderjahr verdient, dass sie unterstützt wird. Sie vertritt die Farben des 1. FC Köln, des Vereins, der seinen Fans gehört. Und deswegen sollten die Fans sich genauso noch einmal aufraffen, wie es Stefan Ruthenbeck morgen von seiner Mannschaft auf Schalke erwartet. “Alles raushauen”, will der Interimstrainer noch einmal. Auch wenn es vielleicht manchmal schwierig erscheint: Wir Fans sollte das genauso handhaben.