Der Länderspielpause folgt eine entscheidende Englische Woche, zu deren Beginn der effzeh nach Hamburg reist. Mit dem HSV wartet ein unangenehmer Gegner auf den Europa-Aspiranten aus der Domstadt.
Dem befreienden Heimsieg gegen die Hertha folgte eine lange Länderspielpause, die aus Sicht der effzeh-Fans dennoch eine besondere war: Vor gut einer Woche verabschiedete sich Lukas Podolski aus der Nationalmannschaft. Der Prinz tat dies, wie man es von ihm nicht anders erwarten konnte – mit einem knallharten Linksschuss und jeder Menge guter Sprüche. So war die effzeh-freie Zeit nicht allzu lang, schließlich sind die Tränen über den emotionalen Abschied kaum getrocknet.
Das Heimspiel gegen Berlin beendete vorher eine lange Durststrecke des effzeh und man konnte vorsichtig optimistisch in die zweiwöchige Länderspielpause gehen. Die Zeit ohne Pflichtspiel sollten insbesondere die Rekonvaleszenten wie Leonardo Bittencourt, Timo Horn und auch Sehrou Guirassy nutzen, um wieder näher an den notwendigen Fitness-Level heranzukommen – so war zumindest der Plan. Doch wie so oft kam es in dieser Saison anders: Bittencourt verletzte sich aufs Neue, dieses Mal im Testspiel gegen Bergisch Gladbach. Unschöne Nachrichten gab es auch von Yuya Osako, der Japaner verletzte sich bei der Nationalmannschaft und fällt mindestens für drei Spiele aus. Dass aufgrund einer Gelb-Sperre der etatmäßige Kapitän Matthias Lehmann in Hamburg ebenfalls fehlen wird, fällt dabei kaum noch ins Gewicht – obwohl dessen Abstinenz natürlich auch Konsequenzen hat.
Mit Osako fehlt der Verbindungsspieler
Das zarte Pflänzchen Hoffnung, bis zum Ende der Saison in fast kompletter Mannschaftsstärke (Marcel Risse fehlt ja immer noch) antreten zu können, ging also ziemlich schnell wieder ein. Der Ausfall von Osako hat für die Mannschaft jedoch vergleichsweise große Auswirkungen: Der Japaner entwickelte sich in dieser Saison zum idealen Partner für Anthony Modeste und setzte diesen immer wieder durch seine Spielintelligenz ein. Mit seinen herausragenden Fähigkeiten ist Osako quasi der Abteilungsleiter im Angriffsdrittel des effzeh, sein Partner Anthony Modeste steht am Ende der Wertschöpfung und darf den Ball dann reinmachen.
Somit dürfte es eine interessante Aufgabenstellung für Peter Stöger werden, Osako in den kommenden Spielen gegen Hamburg, Frankfurt und Mönchengladbach zu ersetzen. Doch Peter Stöger wäre nicht Peter Stöger, wenn er dies nicht mit der für ihn eigenen Art kommentieren würde: “Wir werden nicht alles umstoßen, unser Spiel verändert sich automatisch. Yuya Osako ist eine Art von Spieler, die wir nicht noch einmal im Kader haben. Dementsprechend wird ein anderer Spieler mit anderen Qualitäten zum Einsatz kommen.” Wer hätte das gedacht?
HSV: Mit Gisdol stabil und zuhause stark
Im Spiel gegen den HSV erwartet den effzeh dabei eine grundsolide Mannschaft, die von Markus Gisdol weiterentwickelt worden ist und seit dem Winter eigentlich konstant punktet – vor allem zuhause. In der Bundesliga ist der HSV gar seit acht Heimspielen ungeschlagen. Wäre nicht der komplett verpatzte Saisonstart gewesen, würden die Nordlichter einer komplett entspannten Saison entgegensehen. Die Hinserie hängt jedoch trotzdem noch nach und deswegen befindet sich der Bundesliga-Dino (check!) in der schlechtesten Ausgangssituation im Rennen um den rettenden 15. Tabellenplatz. Die Mannschaft befinde sich laut effzeh-Coach Stöger dennoch auf “einem guten Weg” – der Relegations-Hattrick scheint also auszubleiben. Der HSV spielt im Übrigen genau so, wie man sich eine Mannschaft von Gisdol vorstellt: Kraftvoll, zweikampfbetont, körperlich. Am Wochenende ist in Hamburg mit viel Getümmel zu rechnen.
Gute Nachrichten gibt es unterdessen vom Kölner Königstransfers des Sommers, Sehrou Guirassy. Der junge Franzose kehrt nach seiner langen Verletzungszeit erstmals in den Kader zurück. Stöger sagte über seine Sturmalternative, dass er jetzt endlich das Gefühl habe, dass Guirassy sich wohlfühle: “Er ist seit einem gewissen Zeitraum schmerzfrei und kann mit der Mannschaft trainieren, deswegen ist die Gefühlslage besser.” Eine Soforthilfe ist er allerdings aufgrund der mangelnden Spielpraxis eher weniger, vielmehr kann er dem effzeh nur punktuell helfen.
So wäre es durchaus denkbar, dass mit Simon Zoller ein Spieler zum Einsatz kommen wird, der in der bisherigen Saison bislang noch nicht allzu häufig glänzen konnte. Zoller kommt zwar auf insgesamt 19 Spiele, stand jedoch nur fünfmal in der Startelf und ging gar nur zweimal über die volle Distanz. Dass seine Stärken eher im Sturmzentrum liegen, ist in Köln mittlerweile bekannt: Im Testspiel gegen Bergisch Gladbach konnte er zuletzt noch Selbstvertrauen tanken. Vorstellbar wäre, dass Zoller Modeste im Sturmzentrum unterstützt. Ansonsten sind die Alternativen relativ rar gesät: Milos Jojic spielte zuletzt häufig und machte dabei keine so schlechte Figur, seine Präsenz im letzten Drittel ist jedoch ausbaufähig – seine Beteiligung an Torschüssen kommt nicht annähernd an die Werte eines Yuya Osako heran.
Stöger überholt Daum und Weisweiler
Die Kaffeesatz-Leserei, wer denn nun mit wem und in welcher Konstellation spielen wird, beschäftigt uns eigentlich in jeder Vorberichterstattung über die Spiele. Vielleicht wäre es deswegen sogar ratsam, Peter Stöger und seinem Team einfach mal blind Vertrauen zu schenken – schließlich ist der Österreicher zum Zeitpunkt des Spiels gegen den HSV seit 1387 Tagen in Amt und Würden, wie der Kicker nachrechnete. Damit lässt Stöger klubinterne Legenden wie Hennes Weisweiler und Christoph Daum hinter sich. Beide werden in der effzeh-Historie nicht selten als die absoluten Heilsbringer angesehen. Wenn man sich also an die Zeiten unter Latour, Rapolder, Soldo oder Solbakken erinnert, sollte man Stöger die Aufgabe, Osako zu ersetzen, eigentlich blind anvertrauen können.
Trotzdem kommt die Verletzung des Japaners zur Unzeit: In den kommenden sieben Wochen bestreitet der effzeh das letzte Viertel der Saison, in dem sich entscheiden wird, ob aus einer sehr guten sogar eine außergewöhnliche Spielzeit wird. Wenn in einer solchen Phase ein Leistungsträger auch nur ein paar Spiele fehlt, kann das schmerzhaft werden. Und dennoch: Bereits am kommenden Sonntag, nach dem Derby gegen Mönchengladbach, dürften effzeh-Fans eher Bescheid wissen, ob sie ihre Urlaubsplanungen für den Herbst tatsächlich noch einmal überdenken müssen. Entweder hat der effzeh glorreich wie immer eine hervorragende Ausgangsposition hergegeben oder Scharen von rot-weiß gekleideten Wahnsinnigen beginnen ihren Weg auf der #roadtobaku.